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AutorenbildIngo

Zurück in Metropolis . . .

11. Februar 2024 - Von Nakhon Ratchasima nach Bangkok

KM 19.054


Und dann verliere ich die Übersicht über die Fahrspuren. Was soll ich sagen? Fasziniert von den gigantischen Betonstelzen, auf denen der mautpflichtige Express Freeway über uns verläuft. so gerade beim Filmen, hab ich natürlich keinen Kop,f mich um die Fahrtrichtung zu kümmern. Mein letzter Stand war, immer gerade aus, doch dann kommt ein Knotenpunkt, bei dem - ich taue es mich ja kaum zu sagen - wir uns schon vor 2 Monaten verfahren haben und wir sind zwischen den Häuserschluchten gefangen. Drei Fahrspuren auf dem Freeway, je Richtung. Dazu zwei zusätzliche Fahrspuren, jeweils links aussen, für die Abbieger. Macht 5 Spuren in jede Richtung. Zusätzlich noch der mautpflichtige Express Freeway, der 20 Meter über dem normalen Plebejer-Freeway verläuft, mit seinen Auf- und Abfahrten und zusätzlichen Brücken, die quer über alles führen. Nun ja, eine Sekunde abgelenkt und schon inne Peripherie gelandet. Um zurück auf die richtige Fahrspur zu kommen, müssen wir etliche Extrarunden über Brücken und Kreisverkehre fahren, damit wir wieder in Spur kommen, wie man so im Pott sagen würde. Es ist nicht ganz so, als wäre man in Rom 2 Stunden um das Kolloseum gefahren, weil man einfach nicht raus kam, aber es ist nahe dran! Verkehr in Bangkok halt . . .



Wir haben in Nakhon Ratchasima auf einer Pferderanch übernachtet, der Green Land Farm. Also, so ohne Pferde, aber halt so eingerichtet. Wir beziehen ein kleines Farmhäuschen, das ohne weiteres in Vermont oder Kentucky stehen könnte. Innen ist alles mit Holz vertäfelt und von der Deko-Kelloggspackung bis zum Holzgewehr ist alles da. Auch das Whiskeyfass als Nachttisch. Super gepflegt und super sauber. Irgendwo im Nichts. Das macht aber nichts, denn wir sind ziemlich abgekämpft von der Fahrt hierher. Hat der geneigte Leser bestimmt an meiner






gestrigen Depesche gemerkt. Kurz, knackig beschrieben. Zeichnen ging noch, schreiben nicht mehr. Um 20:30 Uhr liegen wir beide flach. Das Wetter in Isan ist seltsam. Vorgestern, auf dem Weg nach Khon Kaen, 35 Grad, Backofenflair sozusagen. Gestern morgen waren es 22 Grad und bewölkt, sodass Anni schon über einen dicken Pullover nachgedacht hat. Seltsam. Übrigens hatten wir vorgestern auch ein Motto-Hotel. Das Terminal-Hotel war bis in die Zimmer auf Bahnhof und Waggons gepolt. Super. Mit sehr viel Liebe zum Detail. Besonders die zugabteilgemäße Gepäckablage auf den Zimmern, war der Kracher.



Um kurz vor 8 Uhr sind wir wieder auf der Bahn und natürlich meckert die Bergziege genau dann, dass die Reifen nicht genug Luft haben. Also, links raus und die elektrische Luftpumpe hervorgekramt. 2,5 Bar vorn und 3,0 Bar hinten aufgefüllt und dann aber los. Heute morgen sind es nur 20 Grad, was uns wirklich seltsam vorkommt. Aber gut, ist halt so. Wir haben Rückenwind und so kommen wir in einen ziemlich guten "flow", wie man es so schön angliziert formuliert. Wir verlassen die Provinz Isan, streifen wieder die hügelige Landschaft des Khao Yai National Parks und nähern uns Bangkok. Etwa 100 Kilometer vor Bangkok ist es dann mit dem



"Flow" auch vorbei. Jetzt muss man sich ziemlich konzentrieren, denn der Verkehr wird dichter und die Fahrer sind ziemlich rücksichtslos. Da es ja keine einheitliche Regel zum Überholen gibt, fahren alle kreuz und quer über die gesamte Breite der Fahrbahnen. Wir auch. Wenn manchmal drei Laster gleichzeitig versuchen sich zu überholen, dann bleibt dem Motorradreisenden nur noch der Standstreifen. Wenn der geneigte Leser jetzt denkt, dass das ja wieder nur der typisch

arrogante Mopedfahrer macht, der ist schief gewickelt. Da kann dann auch schon mal ein Ford Razor oder Toyota Raptor von hinten drängeln - auf dem Standstreifen! Jawohl, dass musste mal erwähnt werden! Je näher wir an die Metropole herankommen, umso zersiedelter ist das




Land. Hier und da tauchen immer wieder leuchtend grüne Reisfelder auf, nur um in der nächsten Sekunde von einer gigantischen Hochhaussiedlung abgelöst zu werden. Es geht immer gerade aus. Inzwischen ist es auch bereits 28 Grad und das Licht ist smogbedingt, stechend bleiernd. Hier ist derzeit alles unterwegs, kleine und große Motorräder, Pickups und SUVs, Kleinwagen, Gemüsetransporter, Schwerlast-LKWs, Militärkolonnen, Reisebusse, alles strebt der Megalopolis entgegen. Im Stillen sind wir ganz froh, dass Sonntag ist, da ist der Verkehr nicht so krass, wie Wochentags. Dann staut sich einfach alles, die Autos vor mir und die Hitze in mir. Doch so läuft es wenigstens, Etwa 20 Kilometer vor dem eigentlichen Stadtzentrum tauch vor uns der mautpflichtige Express Freeway auf. Den dürfen wir als Motorrad gar nicht benutzen, doch da alle Auffahrten und Geradeaus-Spuren direkt nebeneinander liegen, kann




man da schon mal den Überblick verlieren. Die Bangkoker Stadtverwaltung hat "einfach" eine Hochbahntrasse - der Express-Freeway - über den "normalen" Highway gebaut, sodass man darauf wohl ziemlich staufrei und zügig durch die Stadt kommt. Zusätzlich führt parallel die Trasse des Skytrains "nebenher" und erhöht für den Ortsfremden noch einmal das Gefühl, auf einer Eisscholle zu fahren, die in einem Hexenkessel schmilzt. Die massigen Betonflächen, unter denen man, gefangen in der allgemeinen Dynamik des brausenden Verkehrs, dahin fliegt,




wirken erdrückend und so übermächtig, dass man sich mikroskopisch klein fühlt. Während die Bergziege Kilometer um Kilometer Richtung Stadtzentrum frißt, komme ich mir vor, als würden wir durch die grau-schwarzen Katakomben einer düsteren Dystopie rollen. Allein die wuchtigen Betonstelzen sind visuell so massig und in ihrer tragenden Funktion, erzeugen sie einen Eindruck von Ober- und Unterwelt. Im Augenwinkel nehme ich den "überholenden" Skytrain auf seiner Hochtrasse wahr, dessen metallisches Dach in der Sonne funkelt und dadurch den düsteren Unterweltcharakter unserer Fahrposition noch unterstreicht.



Unser Hotel liegt in der wirklichen Altstadt von Bangkok. Letztes Mal hatten wir ein Hotel im Stadtteil Sukhumvit, dass mit seinen Shopping Malls, Bürotrakten und Invierteln bei Touristen ziemlich beliebt ist. Aber, es liegt gut 7-10 Kilometer von der Altstadt entfernt. Wir sind nun ums Eck vom Königspalast, dem Parlament und der Khao San Road, die dem geneigten Bangkok Reisenden wohl ein Begriff sein dürfte. Wir haben richtig Glück, denn das Zimmer ist riesig, schlicht, aber sehr geschmackvoll eingerichtet. Ich liebe diesen alten Holzfußboden. Das



Hotelgebäude ist etwa 70 Jahre alt und wird von einer Familie geführt. Wir fühlen uns gleich wohl, vermutlich auch, weil alles super liebevoll und äußerst freundlich von statten geht. Die Tochter des Hauses hat 5 Jahre in Deutschland studiert und so kommen wir gleich ins Gespräch. Außerdem darf die Bergziege, wie selbstverständlich, in der Lobby wohnen, da vor dem Hotel kein Platz ist! Ich liebe Asien. Wir werden eine Woche hier sein, bevor wir in ein Flughafenhotel umziehen, das sehr nahe an der Verpackungsstation liegt, wo die Bergziege in die Kiste nach Indien kommt. Eigentlich hatten wir ja gar nicht damit gerechnet, dass wir noch



einmal nach Bangkok kommen - zumindest nicht auf dieser Reise. Daher haben wir noch gar keinen Plan, was wir uns alles noch anschauen können. Außerdem müssen wir in diesen Tagen noch Etliches klären, vor allen Dingen, wo wir die Grenze nach Nepal überqueren dürfen. Alles nicht so einfach. Beispielsweise kann man die Visa für Indien nicht einfach auf der Onlineplattform verlängern. Vermutlich wird es da auch wieder ein paar formelle und auch digitale Hürden geben. Fragen über Fragen des Orients. Aber, wir werden sehen.



Für einen kurzen Rundgang durchs Viertel reicht es heute noch. Zum Sonnenuntergang ziehen wir durch die Seitenstraßen und Gassen bis zur Khao San Road. Erwartungsgemäß schlägt uns typische Malle-Atmosphäre entgegen, die neuerdings ja vom legalen Graskonsum begleitet wird. Vom Kiffer bis zum Schnäppchenjäger sind die meisten hier auf der Pirsch oder sei es nur, um zu schauen. Wir finden eine schöne Dimsum-Bude und zum Abendessen gibt es leckere Dumplings, Nudelsuppe mit Wontons und knuspriger Ente. Bonne nuit folks!






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