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  • AutorenbildIngo

Zulässiges Gesamtgewicht . . .

Aktualisiert: 1. Sept. 2023

31. August 2023 - Tuktuk, Lake Toba

KM 3984


Wenn wir des Morgens auf unsere gepackte Bergziege steigen, habe ich immer das Gefühl, dass wir überladen sind. Beim Fahren nicht so, aber wenn ich mir das alles so anschaue, aus der Kopibude bspw., dann denke ich Oh, ha! Allerdings muss ich sagen, dass sich so nach 6-7 Wochen on the road feststellen läßt, dass wir sauber und gut geplant haben. Wir mussten nicht viel umpacken, also so innerhalb der Gepäckstücke inhaltlich was verschieben. Die Bergziege läßt sich wunderbar fahren, bis auf den Tag nach Lake Minanjau, da hatte ich das Federbei falsch eingestellt. Das war nämlich so. Mit Gepäck und Copilot hat die Bergziege eine gewichtsadäquate Federbeineinstellung, hoch genug, doch mit allem Gewicht komme ich noch mit den Stiefeln bequem auf den Boden. Wenn aber alles Gepäck runter ist, ist das für mich als Schrumpfwestfalen zu hoch und ich muss mit den Fußspitzen balancieren. Nicht gut. Also, hatte ich in Bukittinggi das Fahrwerk runtergefahren, damit ich auf der schmalen Betonpiste zur Padi Eco Lodge die volle Kontrolle habe. Leider hatte ich am Tag darauf vergessen die Fahrwerkseinstellungen wieder anzupassen und die Karre schlingerte bei jeder Kurve.

Hab ich dann an der ersten Kopibude geändert und von da an lief die Bergziege wieder wie auf Schienen . . .

Also Gepäck, Gewicht und Verteilung sind immer ein Thema. Auch hier. Wenn wir uns so umgucken, was hier allerdings auf den Straßen so passiert, dann kann man einfach nur . . . - ja was eigentlich? Lachen, weinen, grinsen, Kopf schütteln??? Da sitzen wir in einem Resto und warten auf das Mittagessen, sind vertieft ins Gespräch, da hält direkt vor uns auf der Straße ein, nennen wir es vorsichtig mal Transportvehikel. Für den Reisenden natürlich ein fototechnisches Geschenk. Während Anni mir dann zuraunt, „und du fragst immer, ob unsere Ersatzreifen nicht zu weit überstehen!“ Da steht eine Pritsche vor uns, die eine Fracht transportiert, die doppelt so lang ist wie die Ladefläche. Dazu hat man einfach ein paar Balken auf die Ladefläche gelegt, die natürlich hinten auf der Klappe aufliegen und schräg nach oben weisen. Klug, das Gewicht rutscht immer nach vorn zum optimalen Schwerpunkt hin! Natürlich auch beim Bremsen. Das ist aber hier nicht so ein Problem, denn viel gebremst wird eh nicht. Jeder bundesdeutsche Verkehrswachtmeister würde mit einem spontanen Herzinfarkt eingeliefert werden, wenn er diesen, sehr vielfältigen und kreativen Verpackungskünsten des indonesischen Transportgewerbes gewahr würde.

Überhaupt, was man alles aus einem 25er Roller für Geschäftsideen herausdengeln kann, ist immer wieder - nun ja - inspirierend. Vor drei Tagen hatten wir den lokalen Kropukdealer vor uns herfahren. Eigentlich konnten wir nur 4 Quadratmeter Krabbenbrot in Tüten auf zwei schmalen Rädern sehen. Diese Konstruktion gibt es auch mit Gasflaschen, Hühnerkäfigen, Aufbauten mit Goldfischen in Plastiktüten, Spielzeughändler und natürlich nicht zu vergessen der Roller mit der indonesischen Tupperware. Diese gibt es in zwei Kategorien, das gesamte Sortiment im Rolleraufbau, für unwegsame Strecken, und natürlich die Tupperpritsche, die das gesamte Warenangebot ebenfalls aussen am Vehikel hängen hat. Leider muss ich ein Foto dazu schuldig bleiben, denn diese Händler tauchen immer nur auf, wenn ich gerade keine Kamera griffbereit habe.

Besonders kreativ sind die mobilen Küchen, die von der normalen Zweiplatten- Kochgelegenheit bis zu pagodenähnlichen Seitenwagenkonstruktionen reichen. Großartig. Oder auch die verschiedenen Seitenwagen, die alle garantiert nicht serienmäßig von der Fa. Honda hergestellt und angeboten werden. Da bestimmte Formen immer lokal auftreten, gehe ich mal davon aus, dass irgendein Eisenbieger mit Vierkantstahl und Schweißmöglichkeit, einfach seiner Kreativität freien Lauf ließ und so eine regional genutzte Grundform für den Seitenwagen geschaffen hat. Dieser hat natürlich ebenfalls etlicher Nachahmer inspiriert, was eine sehr asiatische Tradition ist. Wer würde sich in diesem Zusammenhang nicht an das erste chinesische iFone erinnern.

Außer in Padang Sidempuan, da benutzen alle alle Autoscooter als Vespa-Seitenwagen. Heute haben wir übrigens die erste indonesische Elektro-Vespa-Werbung bei Insta bekommen, das nur am Rande erwähnt. Das Beladen von PKWs, Bussen und LKWs ist ein ebenso vielfältiges Thema. Die meisten PKWs, die uns auf den Überlandstrecken begegnen haben lächerlich kleine Dachgepäckträger. Da das favorisierte Auto der Indonesier ein VAN-artiges Toyotageschoss ist, welches eigentlich einen 4 Meter langen Dachgepäckträger tragen könnte, gibt es nur so eine 80cm x 80cm Lösung. Die Folge: Man packt in die Höhe, was hier eh Usus ist. Der geneigte Leser erinnert sich, dass die Stromleitungen über der Straße das Limit für die Höhe der Zuladung ist!

Es gibt aber noch ein Objekt, das uns in der Heimat gänzlich unbekannt ist - der Lastenroller! Man nehme einen sehr alten Hondaroller, mit defektem 2,3,4 Gang, wohingegen der erste Gang mittel einer Bambusstange vom Lenker aus eingelegt werden kann. Baue sämtliche Verkleidungen ab und schweiße zwischen Sitzhalterung und Lenker ein aufgelegtes Ölfass. Fertig. Um die Transportkapazitäten zu erhöhen, muss man jetzt nur noch den Lenker Easy Rider-mäßig in die Höhe verlängern und fertig ist der XXL-Lastenroller. Und man glaube gar

nicht, welche Gewichte damit die Berge rauf und runter transportiert werden, vorausgesetzt man hat die Bambusstange nicht vergessen, denn mit dem Fuss kann man jetzt nicht mehr schalten. Bergauf hat man als Hintermann schon mal Angst, dass das Maschinchen implodiert oder mindestens Schrauben, Muttern und Federn aus dem Knalpot kommen . . .

Die erste Inselerkundung hat ein erhöhtes Maß an Souvernirbusiness zu Tage gefördert. Auf der Insel Samosir findet man überwiegend eher, Internationales Klientel, nur im Moment nicht. Anhand der Vielzahl des Übernachtungsmöglichkeiten muss es hier eine Zeit geben, in der mehr los ist. Tuktuk gehört zu den meistfrequentierten Orten auf Samosir. Aber heute waren in Tuktuk nur ein paar versprengte Bleichgesichter unterwegs, der Rest ist mit dem Roller auf der Insel unterwegs. Jeder zweite Souvenirladen ist geschlossen und das Warenangebot derer, die geöffnet haben, ist identisch. Ein bißchen wie bei Asterix bei den Avernern, die auch alle Weine und Kohlen verkaufen. Als wir vorbeifahren, scheint sich niemand ernsthaft zu bequemen, Kaufabsichtskontakt mit uns herzustellen. Man sitzt gelangweilt und wartet, worauf ist ungewiß. Kein „same, same, but different“ oder „Hello Mister“ oder „Was? 50 Schekel für diese wunderschöne Vase?“

Außerdem gibt es hier das Grab von Raja Sidabutar, was für mich eher nach dem Titel eines Tim und Struppi Abenteuers klingt. Neben den Gräbern, auf der anderen Seite der Straße, sollen steinerne Stühle und Bänke aus der gleichen Epoche sein. In dieser mausgrauen Sitzgruppe sprachen wohl die Siallagankönige mit den Dorfältesten hartes Recht, wird hier so kolportiert . . . Weiterhin gibt es unmittelbar in Tuktuk einen mindestens 300 Jahre alter heiliger Hügel der Siallagan Könige und ihrer Magier. Im Hinblick auf die blutorangene Farbe des gestrigen Sonnenuntergangs finde ich die Berufsbezeichnung Magier hier nicht als unangebracht, wirklich nicht. Wir haben Gräber und Hügel noch nicht gesehen, das steht für morgen auf dem Programm. Außerdem bietet Samosir Schwefelabbau, Nelkenanbau, heiße Quellen, Reisterrassen und natürlich Batak Häuser. Die stehen hier einfach am Straßenrand rum. Das mag ich sehr, denn dann sind sie nicht so kitschig für die Touristen aufgehübscht, sondern mehr authentisch. Die Batak sind christlich orientiert, was die hohe Anzahl an Kirchen erklärt.


Allerdings vermischen sie die christlichen Traditionen mit ihren althergebrachten Riten und Festen, so wie es die Minagkabua mit dem Islam tun. Die Kirchen haben alle einen hohen Holzgiebel über dem Eingang und halten sich ansonsten an das System Längsschiff und Querschiff. Aber man ist hier auch etwas entspannt mit der religiösen Sache. Vor einer Kirche war genügend Platz, sodass man eine riesige blaue Plane ausgelegt hat, um darauf Maiskolben zu trocknen. Geht hier alles! Bonne nuit folks.




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