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AutorenbildIngo

Von Laternen und Särgen . . .

05. November 2023 - Sokhuthai

KM 9231


Auch heute lassen wir es ruhig angehen, da ich mir eine Erkältung eingefangen habe. Air Condition, heiß, schwitzen, Zermatt . . . und die AC in unserem Hotel arbeitet mit europäischer Präzision. Luc, der Besitzer, kommt aus Belgien und hat das Haus selbst gebaut, inklusive der Elektrik und der sanitären Anlagen. Was soll ich sagen, der Wasserdruck in diesem Hotel ist besser, als bei mir daheim. Außerdem backt Luc morgens um 4:30 Uhr bereits frische Sesambrötchen, mit französischem Mehl, jawohl. Manchmal ist so ein Marmeladenbrötchen doch was richtig feines. Anni verbringt den Morgen in der Otteri. Die Otteri ist eine Kette thailändischer Waschsalons, deren Logo aus einem, süßen kleinen Otter besteht. Ist natürlich bestechend, wenn der geneigte Leser versteht, was ich meine. Auf jeden Fall sind unsere Mopedhosen jetzt frisch gewaschen, geottert sozusagen. Ich fands verfrüht, denn die Buxe stand noch nicht von allein, aber gut . . .

Zur goldenen Stunde haben wir die Bergziege geweckt und sind noch mal nach Old Sokhuthai gefahren, da wir den ein oder anderen Tempel noch nicht gesehen haben. Unter angenehmen Fahrtwind fahren wir die Nord- und West-Route ab. Wir verlassen die Core Zone, so nennen die das wirklich hier. Die Core Zone ist das "Stadtzentrum" des historischen Sokhuthai. Die Stadt hatte mal drei Befestigungswälle und die Nord- und Westtempel liegen außerhalb der heute noch gut sichtbaren Wallanlagen. Auch hier füge ich mal eine Karte bei, damit der geneigte Leser sich in Ehrfurcht verneigen möge, in Anbetracht unseres historischen Kulturprogramms.

Eigentlich stehen überall rote Ziegelhaufen rum, mal mehr, mal weniger organisiert. Da kann es passieren, dass man um die Kurve kommt und plötzlich vor einem großen Buddha steht. Außerhalb der Wallburg müssen wir auch keinen Eintritt mehr bezahlen, da die Tempel

manchmal schon recht, wie formuliere ich es, brüchig sind. Das Wat Phra Phai Luang hat noch einen sehr schönen Prang, dessen rote Ziegel weißgelblich verputzt sind und in der Nachmittagssonne warme Atmosphäre ausstrahlen. Vom eigentlichen Viharn und den Chedis ist nicht mehr so viel übrig, aber an diesem War können wir zum ersten Mal sehen, dass auch die Buddhafiguren mit kleinen Ziegeln gemauert und anschließend verputzt wurden. Keine schlechte Handwerksleistung für das 12./13. Jahrhundert. Muss man einfach hier mal zugeben!


Wir sind nahezu allein auf weiter Flur und haben die Tempelanlage völlig für uns. Es ist sehr friedlich hier, was vielleicht an diesen Buddafiguren liegt, die überall, in den unterschiedlichsten Größen rumstehen, versteckt unter großen, schattenspendenden Baumzweigen oder eingemauert in kleine Steinhäuser. Diesen Steinhäusern fehlt allerdings meistens das Dach, sodass die Köpfe der Buddhafiguren immer rausgucken. Erinnert so ein bißchen an die Straßentoiletten auf Sumatra, wo es nur eine Sichtblende in sitzender Position gab und man im

Stehen immer zu sehen war . . . Wir folgen dem leeren Straßennetz, dass sich kreuz und quer durch Alt-Sokhuthai zieht. Es sind kleine Straßen, die ein bißchen wie Verkehrskindergarten anmuten, da es eigentlich eine Zweiradroute ist. Passt, wir haben zwei Räder. Und, für gewöhnlich, werden wir vom Einweiser, das ist so ein Kerl in brauner Kakhiuniform mit einem amtlichen orangefarbenem Plastikknüppel, gebeten, bis vorn vor den Tempel zu fahren. Ein tolles Land!

Wir halten am Wat Si Chum, wo wir dann doch jeder 100 Bath entrichten müssen, für die gesamte Nord- und Westzone. Aha, so so. Soll uns egal sein. Das Wat Si Chum beherbergt die größte Buddhafigur in Alt-Sokhthai, den Phra Achana. Die sogenannte Haupt-Buddhastatue wurde vermutlich Ende des 14. Jahrhunderts erbaut. Umgeben von einem würfelförmigen verputzten Ziegelsteingebäude, scheint die 15 Meter hohe Figur aus einem schmalen Eingang heraus zu starren. Es ist tatsächlich recht schwer, die Figur in seiner Gesamtheit zu fotografieren, da der untere Bereich 11 Meter breit ist. Für Buddhisten ist diese Figur die Attraktion in Alt-Sokhuthai. Besonders vor seiner Hand werden irre viel Selfies gemacht. Da wir aber hier wieder fast nahezu alleine sind, genießen wir die schönen Abendstunden.




Die Nordroute liegt schon ein paar Kilometer außerhalb der Wallbefestigungen und die, dort zu besichtigen, Buddhafiguren, Chedis und Viharne sind eigentlich in ziemlich schlechten Zustand. Wir halten lediglich beim Wat Saphan Hin, einem Tempel, der auf einer Anhöhe, hoch über Alt-Sokhuthai liegt. Der Anstieg erfolgt über eine alte Steinmauer, steil den Berg hinauf, dessen Spitze wir ziemlich nassgeschwitzt erreichen. Die brüchige Rückwand des Viharns muss mit Betonstreben abgestützt werden, damit sie nicht auf die große, ziemlich gut erhaltene

Buddafigur fällt. Erstaunlich, von den Gebäuden ist so gut wie nichts mehr erhalten, aber zwei Buddhas stehen, bzw sitzen da rum,

Zum Sonnenuntergang sind wir wieder in der Core Zone, Gott, hört sich an wie ein PC-Spiel. Dort bereitet man sich auf das Loi Krathong and Candle Festival vor. Die gesamte historische Zone von Alt Sukhothai wird für dieses Fest, dass vom 18. bis 27. November läuft, geschmückt und vorbereitet. In den Bäumen und Palmen hängen jetzt schon haufenweise Laternen, der Nachtmarkt ist schon aufgebaut und es werden überall Schlaf- und Sitzmöglichkeiten geschaffen. Dieses Fest ist eins der wichtigsten Feste in Thailand überhaupt. Loi Krathong ist das Lichterfest, das in Thailand landesweit am Tag des Vollmonds im zwölften Monat des


traditionellen tahiländischen Lunissolarkalenders gefeiert wird. Loi bedeutet schwimmen oder schweben, Krathong ist ein kleines Floß, das typischerweise aus einem Teil des Strunks der Bananenstaude gefertigt wird. Irgendwo habe ich gelesen, dass das Fest ursprünglich aus Indien stammt, wobei die schwimmenden Flöße die Bedeutung haben, allen Ärger, Groll und alle Verunreinigungen der Seele loszulassen, so dass das Leben neu von einer besseren Warte aus begonnen werden kann. Wenn man den Aufwand sieht, der hier betrieben wird, dann kann man sich vorstellen, was hier los sein wird, zumal dieses Fest hier in Sokhuthai seinen Anfang nahm.


Da der Nachtmarkt zum Sonnenuntergang schon geöffnet hat, essen wir hier zu Abend. Es gibt alles, was die regionale Küche zu bieten hat. Suppen, kleine Spieße mit gegrilltem Fleisch, Fisch, Tintenfisch, Reiskuchen, einfach alles. Und, wir probieren uns durch. Beginnen mit einer Suppe, deren Gemüse in einer Reispapierteigtasche gedämpft wurde. Diese Reispapiertasche wird auf einem Tuch zubereitet, das über einem Tontopf gespannt wird, der stetig kochendes Wasser enthält. Die Suppe ist leicht gepfeffert, nur ein Hauch Chili, sodass sich wirklich ein köstlicher Geschmack ergibt. Die Sonne versinkt orangerot hinter den Bergen des Hochlandes und die Laternen bringen eine wunderschöne abendliche Stimmung. Leider werden wir dann nicht mehr hier sein. Können aber versuchen, dann in Chang Mai das Loi Krathong mit zu feiern. Wir müssen





zurück, da noch das Packen auf dem Programm steht und in Sokhutahi ist auch noch Nachtmarkt, den wir uns ansehen wollen.

Die 12 Kilometer legen wir gemütlich bei angenehmer Temperatur zurück, mitunter fröstelt es einen schon ein bißchen, wenn die Temperaturen so unter 28 Grad gehen. Wir fahren über die große Brücke, an der Sokhuthais Hauptwat liegt. Um das Wat herum und im Wat ist Nachtmarkt. Aber, nun ja, wie soll ich es sagen, da prallen wohl zwei Welten aufeinander. Grellbuntes Neonlicht, schriller Thaipop, Klamotten, Brillen, Süßigkeiten, gebackene Heuschrecken, Särge, Entchen angeln nur mit Buddhafiguren, und, und, und. Äh Moment, Särge? Tja, hier gibt es einen Stand, hübsch mit einem klapprigen Skelett dekoriert, wo man die verschiedensten Sargmodelle sehen - und - probeliegen kann. Davor sitzt ein Mönch, führt Beratungsgespräche, gibt Informationen und sammelt Adressen. Hab ja schon weltweit eine ganze Menge gesehen, also, so im Hinblick auf verschiedenste Stufen der Spiritualität, aber Probeliegen im Sarg ist neu!


Tja, formschönes Einheitsmodell, in unterschiedlichem Farbklang. Was soll ich sagen? Der Rest des Nachtmarktes geht in meinem Gehirn unter. Gegenüber gibt es eine Maschine, die Ringelblumengirlanden, die heute nicht mehr aus Blumen, sondern wetterfestem PVC gefertigt sind, gegen Geld zur Buddhastature befördert und dort mechanisch auf seinem Ellenbogen ablegt. Das scheint die ultimative Lizenz zum Gelddrucken zu sein, habe ich den Eindruck. Was ein Kontrastprogramm zum Laternenfest in Old-Sokhuthai. Auch heißester Thai-Rap oder das Kinderland mit der Eisenbahn ums Wat, kann meinen Geist heute nicht mehr so beflügeln wie die Sarganprobe! Bonne nuit folkis.



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2 Σχόλια


Marc Luetjens
Marc Luetjens
05 Νοε 2023

Aus aktuellem Anlass KI informiert den Poser:

Eine Buddhafigur kann verschiedene Hand- und Gesichtshaltungen haben, die jeweils eine bestimmte Bedeutung haben.

Sie dienen nicht dem Grinsen in die Linse und auch nicht dem beidhändigen Erwärmen des eigenen Gemächts.

Die Handhaltungen werden als Mudras bezeichnet und symbolisieren verschiedene Aspekte der buddhistischen Lehre. Die Gesichtshaltung drückt meistens die innere Ruhe, die Weisheit oder das Lächeln des Buddha aus. Hier sind einige Beispiele für verschiedene Hand- und Gesichtshaltungen von Buddhafiguren:

  • Dhyana Mudra: Dies ist eine Handhaltung, die die Meditation und die geistige Konzentration symbolisiert. Die Hände liegen auf dem Schoß, wobei die Handflächen nach oben zeigen. Der Zeigefinger der rechten Hand berührt die Fingerspitze des Daumens der linken Hand, während die anderen Finger…

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Marc Luetjens
Marc Luetjens
05 Νοε 2023

KI informiert:

Es scheint, dass es weltweit einige Orte gibt, wo man Sarg probeliegen kann, aber meistens nicht aus Spaß oder Neugier, sondern aus anderen Gründen. Hier sind einige Beispiele, die ich im Internet gefunden habe:

  • In Indonesien wurde Sarg probeliegen als eine bizarre Strafe für Maskenverweigerer eingeführt, um ihnen die Ernsthaftigkeit der Corona-Pandemie zu verdeutlichen.

  • In Neu-Ulm gab es eine Ausstellung, die Kindern das Thema Tod näherbringen wollte, indem sie ihnen erlaubte, in einem Sarg zu liegen und sich mit verschiedenen Aspekten des Sterbens zu beschäftigen.

  • In Wien gibt es ein Bestattungsmuseum, wo Besucher im Sarg Probe liegen und Selfies aus dem Grab machen können, um den Wiener Humor und die Lebendigkeit des Todes zu erleben.

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