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AutorenbildIngo

Spiritueller CaveMan . . .

Aktualisiert: 14. Sept. 2023

13 September 2023 - Kuala Lumpur

KM 4735


So farbtechnisch haben sie alles gegeben, so viel ist mal sicher! Die 272 Stufen derTreppe, die zu den sogenannten Batu Caves hinaufführt, ist unfassbar bunt bemalt. Man kann schon von der Autobahn aus die farbigen Stufen und die 40 Meter hohe Murugan-Statue sehen. Auf der Treppe schieben sich die Massen nur so hoch und runter. Für den frühen Mittag wurde sonniger Himmel versprochen und das trifft auch fast zu. Dennoch ist es unglaublich drückend und die fast 35 Grad werden von der hohen Luftfeuchtigkeit schön unterstützt, dass das geneigte Bleichgesicht, hochrot im Gesicht ist und der Schweiß in Strömen durch das mückensichere Langarmshirt sickert. Als wir die Bergziege geparkt haben, gibt es am Rande der Parkfläche schon Gezeter und Gezanke. Noch während wir unsere Helme anschließen, trebt eine Affenbande ihr Unwesen um die Touristengruppen, an den kioskähnlichen Büdchen und den Mülleimern. Anni hält sorgsam meine Sonnenbrille fest, denn Brillen und Handys sind begehrte Ziele der pelzigen Lausbuben. Wir kommen ungehindert an den Affen und den großen Taubenschwärmen vorbei, die unsere indischen Mitbürger weltweit irgendwie in ihre Herzen geschlossen haben, auf das sie immer gefüttert werden. Also ist gleich immenses Chaos inne Bude, wie der Westfale sacht.

Also, nichts ungewöhnliches, völlig normal für indische Verhältnisse sozusagen. Es ist halb eins und die meisten Reisegruppen verlassen die Tempelhöhlen. Überall in Kuala Lumpur werden Halbtagstrips zu den Höhlen angeboten, worauf wir spekuliert haben. Gegen Mittag verlassen die Reisebusse die Parplätze und als wir am Fuße der schreiend bunt bemalten Treppenstöße stehen, ist es schlagartig recht leer. Auch wenn die Farben schreiend intensiv, ja geradezu schon einen Neonanklang haben, passt es großartig hierher. Was wäre schließlich ein Hindutempel,

der nicht mit grellen Farbtönen überlagert wäre? Als wir ungefähr die Mitte der 272 Stufen erreicht haben, ist wieder Gezanke. Eine kleine Affenbande hat einem Pilger sein Vogelfutter abgejagt, wobei, "plötzlich entrissen" in diesem Zusammenhang besser passen würde.


Aber die Pelzfraktion wird nicht weiter übergriffig, sondern streitet sich nur innerhalb der eigenen Community um das Vogelfutter, sodass alle Passanten unbehelligt weiterstapfen können. Ich bin immer wieder erstaunt, was so kleine Bloggermädchen alles unternehmen, um möglichst auf Augenhöhe mit einem Affen ein Selfie hinbekommen. Nun ja, der geneigte Leser fragt sich bestimmt, wie nah ich für das obige Bild an den Flohfänger ran musste. Das war Zufall, denn der Kollege brachte sich und die Vogelfuttertüte direkt vor mir in Sicherheit, als ich den Farbverlauf auf den violetten gestrichenen Treppenstufen fotografiere. Der Futterdieb ist mir geradewegs vor die laufende Kamera gehüpft.


Oben angekommen öffnet sich eine Höhle tief in den Berg, innerhalb derer mehrere Hinduschreine stehen und - natürlich - mehrere Souvenirbuden, Eis- und Wasserverkäufer, wie kann es auch anders sein. Der Kalkstein, der die Batu-Höhlen bildet, soll etwa 400 Millionen Jahre alt sein. Einige der Höhleneingänge wurden schon frühzeitig von einem indigenen Volk, names Temuan als Rückzugsort genutzt. Ab 1860 begannen hier chinesische Bauern mit dem Abbau von Guano für die Düngung ihrer Gemüsefelder. Berühmt wurden sie jedoch erst, nachdem die Kalksteinhügel 1878 von dem amerikanischen Naturforscher William Hornaday erfasst wurden.


Der Geschäftsmann K. Thamboosamy Pillai, ein indisch-tamilischen Händler, war derart von der Höhle und - angeblich - vom V-förmigen Höhleneingang so fasziniert, dass er die Batu Caves als Kultstätte förderte. Der spirituelle Caveman sozusagen! Er errichtete eine Murugan-Figur und ließ ihm zu Ehren innerhalb der Höhlen einen Tempel dazu weihen. Im Jahr 1890 stellte Pillai, der auch den Sri Mahamariamman-Tempel in Kuala Lumpur gründete (Da, wo Singen und Klatschen war!), die Murti (eine geweihte Statue) von Sri Murugan Swami in der heutigen Tempelhöhle auf. Seit 1892 wird dort das Thaipusam-Fest im tamilischen Monat Thai (Ende Januar/Anfang Februar) gefeiert. Als wir das so durch die Höhle schlendern, die, trotz ihrer Höhe recht feucht und auch muffig ist, fällt es mir wieder ein, wo ich das alles schon einmal gesehen habe. In einer der ersten GEO-Ausgaben von 1978 oder 1979 gab es einen Artikel über das Thaipusam-Fest. Auf einer der Seiten, war diese lange Treppe abgebildet. Damals war sie noch grau, denn gestrichen wurde sie erst 2018, was zu Stress mit der Unesco geführt hat. Ich

erinnere mich an den Artikel im GEO und fand damals es schon ganz schön verstörend, was dabei passiert . . . Thaipusam wird während des Vollmonds des tamilischen Monats Thai gefeiert und zieht Tausende von Gläubigen an, die Lord Murugan ihre Ehrerbietung erweisen. Es ist ein farbenfrohes und schockierendes hinduistisches Fest, bei dem sich die Gläubigen mit Nadeln und Stacheln durchbohren, sich Töpfe und Früchte mit Haken an die Brust hängen und Streitwagen ziehen oder Menschen an einem schweren Seil hängen lassen, das mit Haken auf dem Rücken befestigt ist. (https://theplanetd.com/thaipusam-festival-malaysia-asia/ ) Soviel

dazu! Andere Länder, andere Sitten. Als wir das Ende der Höhle erreichen, machen gerade die Yogis überall die Lichter aus und auch die meisten Getränkeshops haben geschlossen. Eigentlich sind die Höhlen bis abends geöffnet, aber Pause bleibt Pause und der nächste Schwung chinesischer und tamilischer Reisebusse, scheint erst am Nachmittag zu kommen. Wir schlendern wieder zurück, steigen beeindruckt die farbige Treppe hinab und ich denke, nirgendwo ist ein Drohnenverbot. Also nix wie ein schattiges Plätzen suchen und die künstliche Taube in den Orbit steigen lassen. (Kurzer Clip ist schon weiter unten bei den Videos zu sehen)

Die ganze Jahrmarktstimmung um die Höhlen tun der Sache keinen Abbruch und wir finden den Besuch sehr lohnend und auch beeindruckend. Besonders hat uns der Tempel im hinteren Teil der Höhle gefallen, denn dort ist ein riesiges "Loch" in der Decke und man kann in den Himmel schauen. Außerdem sind so Horden von indisch stämmigen Menschen bei spirituellen Orten immer sehr amüsant. Sie freuen sich wie die Kinder, machen 1000sende Selfies (echt wahr) und verbreiten mit ihrem Kopfgewackele einfach großartige Lebensfreude. Schon mal ein kleiner Vorgeschmack auf Indien, würde ich sagen.


Den Nachmittag nutzen wir um den Thean Hou Tempel zu besuchen. Da wir ohnehin schon mal die Bergziege aus dem Stall geholt haben, können wir auch gleich weiter nach Robson Heights fahren, denn der Tempel liegt etwas außerhalb von Kuala Lumpurs Central District.

Der Tempel ist nicht alt, was seinem Charme keinen Abbruch tut. Wie fast alle chinesischen Tempel, orientiert sich der Thean Hou Tempel auch an den Bau- und Konstruktionsprinzipien des 16./17 Jahrhunderts. Das Dachgebälk ist normalerweise aus Holz gefertigt und bunt bemalt. Hier ist es eben aus Beton und ebenfalls bunt, so dass man schon genau hinschauen muss, um

den Materialunterschied zu erkennen. Der Vorplatz ist mit Hunderten gelber Lampions behängt und erzeugt so den Eindruck, dass man in einem Innenraum ist. Die drückende Schwüle wird vom Wind vertrieben und da der Tempel auf einer Anhöhe liegt hat man einen tollen Blick über Downton Kuala Lumpur. Der Tempel ist der chinesischen Seegöttin Mazu gewidmet. Leider gibt


es keine wirkliche englischsprachigen Informationen, sodass wir uns nur rudimentär bilden können. Es ist ein synkretistischer Tempel, soviel ist sicher. Überall gibt es verschiedene Elemente von Buddhismus, Konfuzianismus und Taoismus Außerdem stellt dieser Tempel eine Kombination aus modernen Architekturtechniken und traditionellem chinesischem Design mit massiven Säulen, aufwendig gestalteten Dächern, kunstvollen Schnitzereien und komplizierten


Verzierungen dar. Wenn auch die Souvenirshops im Untergeschoss etwas wie Disneyland rüberkommen, ist es im Tempel sehr angenehm. Überhaupt, der späten Stunde des Tages geschuldet, sind kaum noch Besucher da, bis auf ein paar versprengte Gläubige und unsere Wenigkeit. Sehenswert! Bonne nuit folks.













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1 commentaire


marc.luetjens
15 sept. 2023

KI klärt über brummbrumm, dingeldingel oder kretschkretsch in Filmsequenzen auf:

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