Small World . . .

27. Juli 2023 - Pangandaran

549 KM

Eigentlich wollte ich längst einen Text geschrieben haben, aber wir sind Stadtgespräch. Gerade war ein Kölner hier, der lange in Münster und Bochum gearbeitet hat und Manfred hat uns außerdem gestern schon auf der Straße gesehen . . . Aha, so so, was sagt man dazu? Small world! Stadtgespräch!

Alles fing heute morgen ganz bummelig an, bewusst bummelig. Wir müssen uns ja irgendwie an einen Alltag gewöhnen, der nicht zwangsweise permanent Sightseeing verlangt. Also lange und ausgiebig geschlafen, gelesen, mal so rausgeschaut - 28 Grad, frische Meerbriese, blauer Himmel - leckeren Kaffee bekommen . . .

Zum Bestellen des Frühstücks bin ich Cedric in die Arme gelaufen. Er kommt aus St. Malo und lebt seit 20 Jahren in Indonesien. Cedric und eine Frau sind unsere Gastgeber im Java Lagoon. Wir kommen ins Gespräch und ich berichte ihm von unserem vermutlichen Zeitproblem. Innerhalb von 30 Tage stressfrei Java und Sumatra zu bereisen, ist einfach aufgrund der Verkehrssituationen (man kann halt nur 30Km/h rechnen) nicht gut möglich. Und Cedric hat natürlich einen Kumpel, Michael aus der Schweiz, der schon seit 35 Jahren in Indonesien lebt und beraten kann. Termin gemacht - 17 Uhr Ortszeit.

Wir bummeln rum, lesen, Bilder und Filmrohmnaterial wird sortiert, ich tauche tiefer in die 360 Grad-Filmerei ab, alles ganz relaxed. Nehmen noch einen frisch gepressten Drachenfruchtsaft und lassen mal alles Revue passieren, was bisher so geschah. Über vieles muss ich immer wieder innerlich lachen. Auf dem Weg nach Tasikmalaya kamen wir an einem Shop vorbei, der Lurch Parfum hießt. Was soll ich sagen, ich hab einfach in meinen Helm gebrüllt. Oder gestern fuhren wir eine Zeit lang hinter einem mobilen Spielzeug-Händler her, der seine Auslage auf einem Roller transportierte . . . Manchmal braucht es ein bißchen, um sich wieder an all die Kuriositäten zu erinnern, die man so gesehen hat.

Am frühen Nachmittag satteln wir die Bergziege und fahren nach Pangandaran. Die Stadt ist wie ausgestorben. Pangandaran ist ein Touristenort für indonesische Touristen, schwerpunktmäßig Wochenendtouristen aus Bandung oder Jakarta. Internationalen Tourismus gibt es hier nicht. Die Bucht von Pangandaran, das auf einer Halbinsel liegt, ist 8 Km lang und dort reihen sich Restaurants und Strandclubs aneinander. Aber alles ist ausgestorben, was uns nur Recht ist. Nach den 30 Millionen Einwohnern Jakartas, die wir gefühlt alles gesehen haben, ist etwas personelle Leere wohltuend. Da die Bergziege in ihren Satteltaschen eh keinen Stauraum mehr hat und wir darüber hinaus auch für die angebotenen Produkte marketingtechnisch nicht Zielgruppe sind, fahren wir zurück zur Java Lagoon, um eine Strandwanderung zu unternehmen. Nicht ohne vorher in einem Schweizer Cafe selbstgebackenes Graubrot in Sandwichform gegessen zu haben. Machmal ist so ein dunkles Brot einfach göttlich, trotz unserer Liebe zu asiatischem Essen.

Das Meer ist aufgewühlt, hat eine sehr beeindruckende Brandung und ziemlich hohe Wellen. Aber das Wasser in der Lagune ist total warm, zum Schwimmen reicht der Wasserstand leider nicht, da derzeit tagsüber Ebbe ist und die Flut bei Nacht kommt. Ich tauche im offenen Meer nur kurz unter, da es eine ziemlich strake Unterströmung gibt und das aufgewühlte Meer keinen Blick auf den Grund erlaubt. Aber das Wasser ist toll, warm und erfrischend zugleich. Das Rollen und Brechen der Wellen ist permanent vernehmbar und des Nachts, gemischt mit dem Lied der Zikaden, ein wunderschönes Wiegenlied.

Dann treffen wir auf Michael aus der Schweiz und verquatschen uns. Michael erwähnt, dass er uns gestern schon auf der Straße gesehen hat - "die große GS fällt hier einfach auf!" Aha! Entgegen aller Informationen, die wir haben, scheint es gar nicht so schwer zu sein, unser Visum zu verlängern. Da wir ein eVisa haben, sollte es auch kein Problem sein, das Visum online zu verlängern. Da Michael auch Visumsangelegenheiten für andere Touristen als Agentur erledigt, sollte er wohl wissen, wie es geht. Er empfiehlt uns außerdem, unbedingt nach Sumatra zu reisen und es auf keinen Fall auszulassen. Erleichterung in unseren Köpfen. Es kursieren ziemlich viele Geschichten, wie nahezu unmöglich es ist, sein Touristenvisum verlängert zu bekommen. Sumatra, wir kommen! War schon echt ein anstrengender Tag, so alles und allem!