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AutorenbildIngo

Sinnsucher und Zinnsucher . . .

10. September 2023 - Kuala Lumpur

KM 4672


Als wir heute morgen auf unser Frühstück warten, muss ich nochmal an das Stolen Cup Café in Malakka denken. Eines morgens tapert da so eine offiziell aussehende Gang herein, angetan mit sehr offiziellen, uniformähnlichen Khakiwesten und einer Batterie von Infoblättern. Todi klärt uns auf und die Mädels und Jungs klären Einwohner und Touristen über Denguefieber in Malakka auf. Aha, so so - Denguefieber in Malakka? Toni macht ein sehr ernstes Gesicht, denn während der Regenzeit und der stechenden Sonneneinstrahlung, kommt es in Pfützen, Regenfässern oder anderen "vergessenen" Wasseransammlungen zu regelrechten Brutstätten für die "Dengue-mücken". Sind ein bißchen sprachlos, denn eigentlich macht gerade Malaysia den Eindruck, dass sie die meisten hygienischen Probleme im Griff haben, wo Indonesien noch sehr weit von entfernt ist. Schon in Tanjung Balai warnte uns Toni, (der Bootsbesitzer, nicht Todi vom Stolen Cup Café) vor einer Sightseeing Tour in Singapur mit kurzen Ärmeln. Dort scheint es gerade sehr viele Probleme mit Denguefieber-Mücken zu geben. Toni aber beruhigt uns, denn im Stolen Cup Café wird morgens vor Geschäftsbeginn immer eine chemische Anti-Mücken-Bombe gezündet. Aha, so so - vielleicht war das der Grund für die hervorragenden Eggs-Benedict? Wunder über Wunder des Orients. Jetzt kann sich zeigen, was unsere Denguefieberimpfung drauf hat! Jawohl.

Während ich noch so meinen Gedanken nachhänge, kommt unser Kaffee und Anni bekommt einen glasigen Blick, also, so richtig! Wir sitzen im Merchant´s Lane in China Town von Kuala

Lumpur. Wir haben heute morgen ziemlich lange und faul rumgebummelt. Gestern Abend sind wir einfach vor unserer Petronas-Towers Skyline versackt und ruckzuck wars schon halb 1 des Nachts. Immer wieder fesselt uns dieser Blick, das Glitzern der oberen 3 Etagen des Pavillons und mit zunehmender Dunkelheit, verlieren sich die dreidimensionalen Umrisse der Petronas Towers und bekommen stattdessen ein weißes Konturengerippe aus Licht. Die Lichter der Großstadt sozusagen. Nach den Wochen früher Dunkelheit Indonesiens, sind Lichter in der Nacht wieder etwas "Neues" für uns. Unser Blick geht genau auf das "Goldene Dreieck", ein Verbund der neuesten und exklusivsten Shoppingmalls Kuala Lumpurs. "Vor" unserem Fenster, sind, trotz

tiefster Dunkelheit, immer noch Massen von konsumwütigen Menschen auf der Straße. Schwer mit Tüten bepackt, strebt ein Teil der vibrierenden Masse den Hotels, Homestays und Hostels zu, während eine andere Masse, sich im Jagdfieber befindlich, auf den hell erleuchteten Tempel materieller Markenglückseeligkeit zuwogt. Offenbar ist es die Sinnsuche unserer Tage. Die Jagd nach dem Markenartikel für eine global akzeptierte, soziale Aufwertung der eigenen Identität, worin sich jedoch das Vergessen um die Leere im Inneren manifestiert. Beim Durchschlendern dieser verirrten Welt, war für uns sehr interessant, wie gelangweilt die meisten Menschen dreinblickten. Je mehr Tüten, je größer die Tüten, je teurer die Label, umso tiefer die Mundwinkel und - so leerer der Blick. Vielleicht ist das überinterpretiert, vielleicht ist das stigmatisierend und verallgemeinernd gedacht, aber nach den vielen "richtig" lachenden Menschen auf den Dörfern und Städten Indonesiens und ihren interessierten und blitzenden Blicken, war der Zustand des "Gesättigten" für uns beide gleichermaßen ziemlich auffällig! Sinnsucher sozusagen!

Jeder Reiseführer sagt, in Kuala Lumpur muss man nach Chinatown. Also sind wir heute morgen mit dem Bus dorthin gefahren. Kuala Lumpur hat im Zentrum mehrere Buslinien eingerichtet, die kostenfrei verschiedene Routen fahren. Jeder kann einsteigen und so durch ganz Zentral fahren. Wir nehmen die Purple Line nach Chinatown. Diese Busse fahren alle 5-10 Minuten und zwar 7 Tage die Woche. Gutes Modell, um den Verkehr zu entzerren, was soll ich sagen, wir können eine Menge von Asien lernen! Chinatown in Kuala Lumpur heißt, man muss zur Petaling Street, eine der ältesten Straßenzüge in Kuala Lumpur. Verglichen mit Melaka ist Kuala Lumpur verhältnismäßig jung. Irgendwann in den 1840er Jahren gab es die ersten Bergleute, die im Auftrag des malaiischen Rajas Abdullah im Dschungel nach Zinnvorkommen suchten, Zinnsucher sozusagen. Ab 1857 wurde Kuala Lumpur eine "richtige" Stadt. Zunächst gab es hier ein "Zinndorf" das Kampong Petaling genannt wurde. Zinn war lange der Garant für Wohlstand und Reichtum in Kuala Lumpur. Selbst heute noch, benötigt die Welt 300000 Tonnen Zinn jährlich für Lote, Weißblech oder Pigmente. Neben Kuala Lumpur war es gleichermaßen die Region um die Stadt Ipoh weiter nördlich, die einen kometenhaften Aufschwung durch Zinn erlebte. Die chinesisch dominierte Bevölkerung siedelte nun an der Petaling Street, die in der Community Chee Cheong Gai genannt wurde, nach der Tapiocamühle, die dort wohl gestanden hat. Heute ist von der Tapiokamühle nichts mehr zu sehen, aber dafür gibt es jede Menge anderer Waren, die auf der, inzwischen überdachten, alten Straße gehandelt werden. Man bekommt so ziemlich alle hippen Markenartikel, die im Goldenen Dreieck im Zentrum für das 50fache veräußert werden. Man sagt hier stolz, dass alle Waren zu 100% unecht sind, wobei

meist kein Unterschied zu den Inhalten der Glasvitrinen in den Shoppingmalls zu sehen ist. In Chinatown vibriert es, überall bewegen sich Menschenmassen, alle haben Koffer gekauft oder schleppen Plastiktüten aus der Petaling Street. Es ist Sonntag und das ganze Viertel ist mit indischstämmigen Menschen geflutet. In den Seitenstraßen finden spontane Familienpicknicke auf ausgebreiteten Verpackungspappen statt, Einkäufe rumgezeigt, gegessen, getrunken und gelacht. Über allem thront der Merdeka 118, ein Glassplitter von 678 Meter Höhe. Merdeka heißt Unabhängigkeit auf Malaiisch und seine Form symbolisiert die Haltung von Tunku Abdul Rahman, als er mit erhobenem Arm, am 31. August 1957, sieben mal das Wort Merdeka intonierte und so die Unabhängigkeit Malaysias ausrief. Es ist das höchste Gebäude Malaysias und das zweithöchste Gebäude der Welt. Dort werden wir morgen mal hingehen und vielleicht

hochfahren. Neben der Petaling Street gibt es noch den Zentralmarkt, der sich aber inzwischen zu einem reinen Handcraft Market entwickelt hat. Auf dem Weg dahin "stolpern" wir förmlich über einen alten chinesischen Tempel. Dicke Rauchschwaden quellen aus der Gebetshalle und schon auf der Straße kann man den Tempelmuss riechen. Der Sin See Si Ya Tempel ist von 1864 und damit "relativ" alt, wenn man Kuala Lumpurs Geburtsstunde bedenkt. Dieser Tempel liegt

etwas versteckt, nur wenig Touristen verirren sich hierher, denn er liegt etwas abseits von der Petaling Street und dem Zentralmarkt. Im Innern des Tempels ist viel los. "Opfergeld" wird sorgfältig verpackt, Tonnen von Räucherstäbchen werden abgezählt und abgepackt, für all die Gebetswilligen, die ihr monatliches Wohl noch etwas verbessern wollen. Es gibt schmale Räucherstäbchen, wohl für das normale Schicksal und es gibt fingerdicke Räucherbongos, für

die, bei denen es wohl Dicke gekommen ist. Die Räucherstäbchenvariation erinnert ein bißchen an die zwei Pralinenschachteln "Hochzeitstag" und "Vergessener Hochzeitstag!" Der ganze Tempel ist verräuchert, was nicht schlimm ist, steigert erheblich die mystische Atmosphäre und keiner Form von Spiritualität hat je ein bißchen Mystik geschadet. Außer meinem Tshirt, das jetzt

wieder wie ein siamesischer Frontpuff müffelt. Doch ich mag die die Stimmung in diesen Tempeln, weil sie so zwischen Alltäglichkeit, Ruhe und herzlichem Miteinander rüberkommt. Außerdem ist auch immer Raum für lächelndes Augenzwinkern dabei, selbst wenn ich die

Kamera zücke grinsen alle und wollen mit auf das Foto. Nun aber auf zum Handcraftmarket. Vermutlich werden sich alle Umdrehen und sich fragen welches Rasierwasser ich wohl heute aufgelegt habe. In der Markthalle vom Pasir Sentral gibt es alles, was Malaysia kunsthandwerklich zu bieten hat - geballt in einer langen und recht geschmackvoll gestalteten Markthalle. Hier gibt es alles, was der malaiische Vielvölkermix kulturell produziert, indische



Saris und Tücher, arabische Dschelabas und Hijabs, chinesische "Revolutionskunst" von Maos Gnaden, indonesische Schattentheaterfiguren, traditionelle Flugdrachen, Masken und sonstige Schnitzereien. Von hochwertig bis günstig produziert, ist alles dabei. Ich bin glücklich, denn ich habe endlich die Flagge Malaysias als Aufkleber für den Motorradkoffer gefunden. Wie gesagt, morgen schauen wir mal beim Merdeka 118 und dem Merdekaplatz vorbei. Nachdem wir den Infinitypool in der 37. Etage unserer Bleibe ausprobiert haben. Bonne nuit folks.


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1 Comment


marc.luetjens
Sep 10, 2023

KI berät bei der Anschaffung mit kleiner Zinnmünze:

Ein Infinitypool bietet viele Vorteile, die ihn zu einer beliebten Wahl für exklusive Ferienresorts oder private Anwesen machen. Hier sind einige der Vorteile, die ein Infinitypool bietet:

  1. Überwältigende Aussicht: Ein Infinitypool ist so konstruiert, dass er den Eindruck erweckt, als würde er mit dem Horizont verschmelzen. Besonders eindrucksvoll ist ein Infinitypool mit Aussicht auf das offene Meer - denn es wirkt so, als verschmelze das Wasser aus dem Pool mit seiner Umgebung zu einer harmonischen Einheit.

  2. Bessere Ableitung von Oberflächenverschmutzungen: Infinitypools haben eine Überlaufrinne, die den Pool von allen Seiten umgibt. Im Gegensatz zu vielen anderen Poolarten hat der Infinitypool keinen Skimmer, welcher unter anderem für die saubere Wasserqualität verantwortlich ist. Die…

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