top of page
  • AutorenbildIngo

Ohne Magnumflasche fliegen wir nicht . . .

So, Wohnung abgeschlossen, war schon ein bißchen komisch, den Schlumpf und das Rotkäppchen ins verwandtschaftliche Taxi geladen und auf zum Flughafen. Vor Essen-Frillendorf natürlich Stau, aber es fließt. Während die Landschaft im Ruhrtal so an mir vorbeifliegt, muss ich immer an die vergangenen Tage denken. Es ist schon erstaunlich, dass man tatsächlich bis zum letzten Augenblick mit irgendeinem Blödsinn beschäftigt ist. Und wenn es nur der gelbe Müll ist. Aber wir sind jetzt unterwegs, die Anspannung lässt nach und ich freue mich auf einen wuseligen Flughafen. Ich liebe Flughäfen. Dieses unterschwellig geschäftige Brummen, die Vorfreude, die verschiedenen Menschen und die offenkundige Dynamik des Lebens. Unterwegssein, ankommen, abfliegen . . . weit weg aus dem Alltag. Dann stehen wir am Düsseldorfer Flughafen in der Abflughalle. Endlich geht es richtig los, obwohl, nun ja, wie sage ich es - wir sind zu früh da. Also, richtig zu früh, so unglaublich zu früh. Aber, im Hinblick auf angekündigte Streiks bei Bus und Bahn, der bundesdeutschen Baustellensituation im Besonderen und im Allgemeinen, daraus resultieren stockenden Blechlawinen und nicht zuletzt auch im Hinblick auf festklebende klimarettende Gutmenschen auf Rollfeldern, kann man eigentlich nicht zu früh sein. Dennoch sind wir zu früh!

Nun gut, nervige Warterei ist die eine Seite eines Flughafenbesuchs, doch das sehr gut choreografierte Sozialprogramm ist immer Spitzenklasse - und der Eintritt ist kostenlos! Also haben wir Beobachtungsposten in der Abflughalle bezogen, verschanzt hinter zwei exorbitant teuren Wasserflaschen der trendigen Marke Vio und kommen gar nicht zur Konversation. Das Rahmenprogramm ist super, man weiss gar nicht, wo man zuerst hinschauen soll. Unser Topact ist gerade auf jeden Fall das Monteurduo. Angetan mit dunkelblauen, über der imposanten Leibesfülle erheblich spannende, Latzhosen aus der Rubrik Elektromechatroniker, wandelten beide Erscheinungen, dynamisch wie Balu der Bär, über die Flure des Düsseldorfer Flughafens. Der Kleine, kahl wie eine Wintermelone, der Lange mit einer Miniplimähne, die jedem 80er Jahre Damenfriseur ein himmlisches Jauchzen entlockt hätte. Beide, also das gesamte Handwerkerteam, waren bewaffnet mit einem Schraubendreher, Torxgröße 25, und folgten zielstrebig den Kabelschächten der untergeschosslichen Verkaufsmeile. Dabei wurden Spitzengeschwindigkeiten erreicht, so von einer Schildkröte bei der Straßenüberquerung bis hin zu kurz vor dem Umfallen. Als sie nach mehreren Anläufen den offenkundigen Systemfehler eruiert hatten, standen sie ratlos unter dem, in 3 Metern Höhe angebrachten, Kabelkanal. Aber ein super Team, nonverbales Verständnis inbegriffen. Zunächst erst einmal an die Wand lehnen, Sachlage erörtern, Prozessplanung anstoßen und mögliche Lösungen durchspielen. So gut 15 Minuten lang . . .

Was soll ich sagen, nicht dass ich viel Ahnung von Strom hätte, aber bei 3 Meter hoch angeflanschten Kabelkanälen hätte ich auf jeden Fall sofort eine Leiter mitgebracht, so auf Verdacht vielleicht. Typisch teutonischer Optimierungsgedanke, lächerlich, wieso sollte man auch zwei Prozessschritte in einem vereinen. Also dampfen die beiden in ihrer fulminanten Bewegungsdynamik ab, um kurz darauf, aus den dunklen Tiefen der Flughafenversorgungskatakomben, eine vorschriftsmäßig zertifizierte Aluminiumleiter veranzuwuchten. Völlig erledigt müssen beide erst einmal pausieren, um wieder einen erneuten Prozessablauf zu eruieren. Ob die Baustellen fertig wurde entzieht sich unserer Kenntnis, da wir durch die Sicherheitskontrollen durften . . .

Nun hocken wir vor der großen Panoramascheibe und hängen ab. Inzwischen hat vor unserem Fenster eine doppelgeschossigen A380 der Fluglinie Emirates eingeparkt. Das Emirateslogo ist eigentlich nicht sichtbar, aber untrügliches Zeichen dafür ist der Privatwagen, der zwei Magnumflaschen Champagner brachte. Natürlich, wie dumm von mir, wir fliegen schliesslich auch nie ohne mindestens eine Riesenpulle „Wöff Klikott“, wie der Westfale vornehm in seinem besten Hausfranzösisch sacht . . .

Die Sicherheitsschleuse haben wir, man höre und staune, ohne viel Aufhebens passieren können. Netterweise musste ich den ganzen Technikrucksack nicht auspacken, vermutlich wäre ich deshalb auch von Mitreisenden gevierteilt worden. Aber der Rest eben, Stiefel ausziehen, Gürtel, Kleingeld, Taschen leeren, kurze-Hose-Holzgewehr-das volle-Programm. Alles in Allem scheint es heute hier recht leer zu sein, wie uns ein Flughafenmitarbeiter berichtete. Also es läuft und wir sind On the Road! Die Bergziege übrigens auch, heute morgen um 7:10 Uhr war sie in Schipol, wie mir mein Telefon meldete . . .





131 Ansichten

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen
bottom of page