top of page
AutorenbildIngo

nach Angkor Wat . . .

11. Dezember 2023 - Von Aranyaprathet (Thailand) nach Siem Reap (Kambodscha)

KM 14083


Wenn die Sonne im Osten beginnt den Himmel rot zu färben, kontourieren sich zwei große Palmen und die 5 Turmspitzen des Haupttempels von Angkor Wat dunkel gegen den heller werdenden Himmel. Dazu erwacht der Dschungel ebenfalls zum Leben. Vögel, Affen und Insekten leiten ihr Tagwerk jeweils mit lautem Getöse ein. Dieser Moment ist so voller Magie, Romantik und gleichermaßen exotisch, dass ich mir nur schwer an vergleichbare Momente in meinem Leben erinnern kann. Auch, wenn dieser Moment inzwischen seit fast 20 Jahren der Vergangenheit angehört, befällt mich trotzdem eine unerklärliche, ja unruhige Hochstimmung, als wir am frühen Mittag den Kilometerstein mit Hinweis auf Angkor Wat passieren . . .


Um 08:30 Uhr haben wir gefrühstückt und verlassen unser sauberes und durchaus recht angenehmes Durchgangshotel in Richtung Grenze. Damit geht ein fast zweimonatiges Kapitel unserer Trans-Asien-Reise 2023-2024, der Reiseabschnitt Thailand, zu Ende. Wir verlassen Thailand mit einem recht melancholischem Gefühl, denn es hat uns hier derartig gut gefallen, dass wir bestimmt wiederkommen werden. Dennoch sind wir beide schweigsam. Nicht nur, dass wir Thailand verlassen, sondern auch die möglichen Ungewissheiten, die uns an der Grenze erwarten können, drücken etwas auf die Stimmung. Was machen wir bspw., wenn wir Thailand verlassen, aber die Kambodschaner uns nicht mit der Bergziege ins Land lassen. Dann hängen wir fest, denn zurück können wir nicht so einfach.

Der Himmel ist wolkenlos, es sind bereits 29 Grad und es verspricht ein heißer Tag zu werden. Kurz vor der Grenze ist ein riesigen Markt entstanden, der Ban Khlong Luek Border Market. Es gibt bestimmt größere Märkte irgendwo auf der Welt, doch dieser hier ist riesig, sodass wir mit der Bergziege durch die Gassen der fast 1400 (!) Geschäfte irren, bevor wir den eigentlichen Grenzübergang finden. Hier wird gehandelt, dass die Balken krachen, überwiegend mit Waren aus Kambodscha. Von poliertem Messing, über altes und neues Porzellangeschirr, Kleidung, billige Elektronik, Fischkörbe bis hin zu landwirtschaftlichen Produkten beiderseits der Grenze. Hier wird alles verschoben und geschachert, als gäbe es kein Morgen. Hab die Helmkamera mitlaufen lassen, da die überaus hohe und unübersichtliche Dichte an Rollern, meine ganze Konzentration erforderte.



Eigentlich darf man an der Grenze nicht fotografieren, aber der Roller-Einreise- und Ausreiseschalter ist der Kracher. Da wird auf thailändischer Seite der kleine, rollende Grenzverkehr in einer Effizienz abgearbeitet, was einem bundesdeutschen Grenzschutzbeamten schieres Herzrasen bescheren würde. Wie überall in Thailand, werde ich ausnehmend höflich, zuvorkommend und in der Sache orientiert behandelt, sodass wir bei nach gut 50 Minuten alle Formalitäten erledigt haben zur kambodschanischen Seite rüberfahren können. Da immer einer von uns die Bergziege bewacht - so wegen vorsätzlich platzierter Substanzen - erledigen wir an den Grenzen immer die offiziellen Angelegenheiten nacheinander. Das mag man übervorsischtig nennen, doch derzeit hat Kambodscha keinen besonders guten Ruf, im Hinblick auf die Kriminalitätsrate. Und außerdem ist es ein alter Hut, dass der ein oder andere faule Beamtenapfel sich in diesem Erdteil, seinen kargen Lohn mit einer kleinen Touristenerpressung aufbessert. Es kommt immer wieder vor, dass bspw. an der kambodschanischen Grenzen Grenzbeamte einfach mal 2 US$ für den Einreise-, bzw Ausreisestempel erheben. Was natürlich völliger Mumpitz ist. Ähnlich, wie in den thailändischen Grenzbüros, hängen hier in Poipet ebenfalls große (!) Schilder, dass der Grenzübertritt kostenfrei ist (außer den Visa-Gebühren natürlich).



Die Immigration geht relativ flott, per e-Visa ist eigentlich Alles schnell erledigt. Aber auch hier müssen wir nacheinander die Formalitäten erledigen, damit das Motorrad nicht allein auf offener Straße rumsteht. Während auf der tahiländischen Seite ausschließlich offizielles Grenzpersonal anwesend ist, wuseln auf kambodschanischer Seite extremst viele Menschen rum, von denen nur eine Handvoll Uniform trägt. Überall sind irgendwelche Typen, die einen anquatschen, das Moped bewachen wollen, usw.. Zwischen unserem Agenten und mir gibt es ein Mißverständnis, denn er schrieb, dass sein Mitarbeiter am Zoll auf uns wartet. Aber er meinte nicht seinen, sondern einen Mitarbeiter vom Zoll. So dauert es etwas, bis wir das Mißverständnis aufgeklärt haben. Danach geht alles super flott. Die 'Papiere sind vorbereitet, reiche nur noch die Kopien von Führerschein und Fahrzeugschein ein, der Stempel wird mit lautem Getöse auf die ministerielle Erlaubnis gestempelt und wir können rein. Einfach so!, Viel weniger Aufwand, als bei der Einreise in Thailand. Erstaunlich, wirklich, denn - wie erwähnt - berichten alle Motorradnomaden von einem heillosen Durcheinander und besonderen Schwierigkeiten der Einreise mit dem eigenen Fahrzeug. Natürlich müssen wir ein Selfie mit dem Grenzbeamten machen, der meine plötzliche Hochstimmung nicht so richtig einordnen kann. Aber er macht ein würdiges Gesicht, salutiert und wir können, unter dem sich hebenden hochoffiziellen Schlagbaum, hindurchfahren.



Wir sind in Kambodscha, kann es noch gar nicht glauben. Es ist 15 Jahre her, dass ich in diesem Land war. Muss so in meinen Helm jubeln, dass ich fast vergesse, den Rechtsverkehr zu beachten. Rechts fahren ist für mich inzwischen völlig ungewohnt geworden. Aber nach ein paar Minuten, kommt das gewohnte Gefühl zurück, doch besonders das Überholen ist noch ungewohnt. Poipet ist eine typische Boomtown, war sie schon vor 20 Jahren, als ich hier das erste Mal durch kam. Casinos, Geschäfte mit chinesischer Elektronik, günstige chinesische Roller, chinesische Airconditionapparate, Möbel, billige Bekleidung, Keramik- und Glaswaren, . . .

Die Straße ist staubig, der Asphalt, vom unaufhörlichen Strom schwerer Transportfahrzeuge, tief gefurcht und das obligatorische Plastikinferno, ziert beidseitig die Straßenränder. Es geht geradeaus Richtung Sisophon. Die Straße liegt erhöht auf einem Damm. Als Poipet hinter uns liegt, erstrecken sich rechts und links endlose Reisfelder. Über der Piste lastet eine Dunstglocke, denn kein bißchen Wind ist zu spüren und auch wenn etwas Quellbewölkung am Himmel aufgezogen ist, brennt die Sonne heiß auf die Bundesstraße 5. Der Ärmel meiner Jacke liegt heiß auf meinem Oberarm, denn das Wachs im Gewebe hat sich richtig aufgeheizt. Mit geschlossenem Visier zu fahren geht gar nicht, denn dann bekomme ich einen Hitzestau. So nehme ich lieber den heißen Fahrtwind in Kauf, der eine zünftige Backofenatmosphäre ausstrahlt. Es dauert fast die ganzen 50 Kilometer bis Sisophon, dass sich das grenzbedingte Wagenrennen entzerrt. Außerdem gabelt sich hier die Straße, entweder fährt man in Richtung Battambang oder in Richtung Siem Reap / Phom Penh. Vor Jahren war ich mal in Battambang, was eine recht große, aber leider ziemlich untouristische Stadt war. Ich habe aber gehört, dass man dort richtig was gemacht hat. Damals nahm ich ein Boot über den Mongkolfluss, der seinerseits in den Tonle Sap See mündet, um nach Siem Reap zu gelangen. Ab Sisophon heißt die Bundesstraße nicht mehr 5 sondern 6, aber sie verläuft ebenso schnurgeradeaus, wie zuvor. Streckenweise hat man begonnen die Straße auf vier Spuren zu erweitern, doch derzeit ist es immer noch zweispurig. Da die Kambodschaner fahrtechnisch weniger diszipliniert sind als die Thais, muss ich mich erst einmal wieder daran gewöhnen, dass hier nicht jeder die gleichen Rechte im Verkehr genießt. Es ist in etwa so, wie in Indonesien - je dicker die Karre, umso mehr Vorfahrt ist privilegiert eingebaut.



Die Landschaft verändert sich nicht besonders. Im gleißenden Sonnenlicht verschimmt flimmernd der Horizont mit den Reisfeldern und schafft so eine undefinierbare Linie für das Auge. Dunst und Staub liegen über dem Damm, auf dem der Verkehr gen Südosten rollt. Immer wieder stehen Radarkontrollen im Schatten am Straßenrand, aber uns behelligt man nicht. Grundsätzlich fahren auf dem Land viel weniger Autos und wesentlich mehr Roller, das können wir schon mal mit Gewissheit sagen. Während in Thailand der Wohlstand ziemlich angestiegen ist, sind hier nicht die allergrößten Wohlstandssprünge gemacht worden, wenn man mal vom Handybusiness absieht. Zumindest auf den ersten 180 Kilometern entsteht dieser Eindruck. Vielleicht verändert sich das ja noch.

Gegen Mittag erreichen wir Siem Reap, die Stadt, die groß und reich geworden ist, weil eine der größten und wohl auch eindrucksvollsten Tempelanlagen der Welt hier "ausgegraben" wurden. Vor ganz langer Zeit, war das hier ein Örtchen, wo man mit einer Rikscha 30 Minuten durch den Dschungel zu den Tempeln fahren musste. Heute stehen die namhaften Hotels direkt am archäologischen Komplex. Aber die Anlage besuchen wir ohnehin erst morgen, wir müssen erst einmal ins Hotel, Geld tauschen, auspacken, waschen und einen Stadtrundgang machen. Die meisten internationalen Touristen die Angkor besuchen, sind Chinesen. Dementsprechend ist auch die Hotelszene ausgerichtet. Wir fahren über einen sechsspurigen Boulevard in die Stadt, vorbei an riesigen, sich ähnelnden Hotelanlagen. Doch nicht überall hat sich der Boom ausgezahlt, denn etliche Hotels stehen leer und werden zum Verkauf angeboten. Perplex bin ich, als ich ein Riesenrad an der Prachtstraße entdecke. Was soll ich sagen?




Als erste Amtshandlung bekommt die Bergziege zunächst einmal einen neuen Aufkleber und dann können wir einen Rundgang durch die Stadt machen. Bin gespannt, was ich wohl wieder erkenne . . . Bonne nuit folks!

36 Ansichten

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Buchhaltung . . .

1 Comment


Marc Luetjens
Marc Luetjens
Dec 11, 2023

KI gratuliert Euch zu eurem ungeahnten Glück zum nagelneuen Ausguck:

Siem Reap hat ein neues Karussell, das sich Angkor Eye nennt. Es ist ein 60 Meter hohes Riesenrad, das einen Panoramablick auf die Stadt und die Tempel von Angkor bietet. Es wurde im Dezember 2023 eröffnet und soll bis April 2024 in Betrieb bleiben.

Das Angkor Eye ist Teil eines Projekts, das die Tourismusbranche in Siem Reap wiederbeleben soll, die stark unter der Covid-19-Pandemie gelitten hat. Das Karussell soll mehr Besucher anziehen und ihnen eine neue Perspektive auf die kulturellen und natürlichen Schönheiten der Region bieten. Ein Rummelplatz ist ein Ort, an dem verschiedene Attraktionen wie Karussells, Achterbahnen, Schießbuden und Losbuden angeboten werden. Ein Rummelplatz ist meist nur für eine begrenzte…

Like
bottom of page