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AutorenbildIngo

Möwen mögen keine Konkurrenz . . .

07. August 2023 - Von Batukaras nach Madasari Beach

KM 1299


Also, wie formuliere ich es, da ja alle anderen heute wieder ran mussten - außer uns - und wir heute daher den ersten echten Tag in unseres Sabbaticals haben, sollte etwas Besonderes her. Ich meine jetzt nicht lange schlafen, mehr so, einfach was sehr Schönes unternehmen . . .

Da es in den frühen Morgenstunden noch leicht bewölkt ist, trinken wir einen zweiten Kaffee, hängen dann noch lesenderweise ein bißchen in der Hängematte unseres Bungalows ab und gegen Mittag, verflüchtigen sich die Wolken. Blauer Himmel lacht, es gibt nur wenig Wind. Der französische Surfer, ist nicht angetan von der Windstille, soll sie doch mindestens drei Tage anhalten. Unser Ziel ist heute Madasari Beach, wärmstens von unserem Hotelmanager empfohlen, gut 5 Kilometer entfernt von Batukaras.

Als wir die Stadtgrenze von Batukaras hinter uns haben, beginnen die Reisfelder, natürlich. Batukaras ist ein Dorf, aber die aufstrebende Surfergemeinde sorgt für zarte internationale Knospen. Es werden architektonisch sehr interessante Hotels gebaut, so im Balistyle, direkt gegenüber des verdreckten Strandes. Aber die Wellen in der Mitte der Bucht sind riesig und kommen im stetigen Rhythmus, was der gemeine Surferdude wohl ziemlich mag. Am Beginner Beach ist heute nix los, kein Wind - keine Wellen, liegt dieser Teil der Bucht doch zwischen hohen Felsen verborgen.

Irgendwo zwischen den Reisfeldern links ab, so unser Navi. Also biegen wir auf eine Schotterpiste ab, die zünftig den Berg raufgeht. Wenn ich zünftig sage, dann meine ich auch zünftig. Der Steigungswinkel von indonesischen Straßen ist interessant und würde, wie erwähnt, bei uns keinerlei Zulassung bekommen. Nach wenigen hundert Metern mündet die Piste auf eine große Betonstraße, die von Surfer Beach kommt, an der wir keine 10 Minuten vorher gewendet haben . . .

Die Betontrasse verläuft hoch und runter, von rechts nach links, immer auf Höhenzügen oder in den Tälern daneben. Unvermittelt geht die Trasse in eine dunkel schwarz geteerte Straße mit Markierungen über. Wir sind immer noch allein mit Dschungel und neuer Straße, nebst Markierungen, was mich ganz nervös macht. Markierungen gibt es hier nur selten und wenn, sind sie dermaßen verblasst, dass man ihnen ohnehin keine Aufmerksamkeit schenkt. Markierungen bedeuten aber auch Regeln, lächerlich, dennoch bleibe ich wachsam. Die Straße ist super, dennoch muss man in den Haarnadelkurven echt aufpassen, kann einem doch auf seiner Seite ein zweistöckiger Überlandbus entgegenkommen, der gerade einen Suzuki Pritschenwagen überholt, der seinerseits einen, mit Steinen beladenen Kleinstlastkraftwagen überholt, der seinerseits einen Roller, beladen mit hunderten von Goldfischen in einzelnen, wassergefüllten Plastikbeuteln überholt. Also Augen auf und nicht in Kurvenwahn verfallen.

Kurz vor Madasari Beach häufen sich die Schlaglöcher, welche natürlich immer im Schatten liegen und seltsamerweise alle fast quadratisch sind. Ich vermutest, dass dort jemand noch ein rechteckiges Stück Pflaster für den Hausbau benötigte und sich bei Nacht und Nebel mit dem hauseigenen Presslufthammer da günstig etwas Baumaterial beschafft hat . . .

Am Strand ist nichts los, kein Wunder, schließlich ist Montag. Ein paar scheue Liebespärchen hocken händchenhaltend unter den Palmen und starren verzückt auf den Strand, bevor sie sich wieder verzückt in die Augen starren. Wir parken dazwischen, die Männer finden es super, die Damen empfinden es als situativ störend. Aber wir sind ja gleich weg . . .

Madasari Beach besteht aus mehren Buchten, die durch hohe Felsen von einander getrennt sind. Die See ist raus, die Wellen ziemlich hoch und hier herrscht ordentlich Wind. Die Wolken haben sich inzwischen alle verzogen, der Himmel ist strahlend blau und mit dem schwarzbraunen Vulkansand sowie dem blaugrünen Meer ergibt sich ein wunderschöner Kontrast. Vermutlich war die ganze Küste felsig, aber das Meer hat über Jahrtausende hier das Gestein abgetragen. Die starken Wellen brechen sich mit lautem Getöse an die Felswänden, die im unteren Bereich schon mächtig unterhöhlt sind. Die Felsen sind bewachsen mit Palmen

und vornehmlich mit Pandanusbäumen, die mit ihren auffälligen Stützwurzeln für mich ziemlich neu sind. Irgendwie sehen die Bäume total seltsam aus, aber auch irgendwie lustig. Es ist auf-

laufendes Wasser und die Flut drückt immer stärker in die Buchten. Salznebel hängt über der Brandung und alles fühlt sich feucht und klamm an. Nach einem Strandspaziergang lasse ich die Drohne steigen. Von oben sieht dieser Küstenabschnitt mit seinen zerklüfteten Felsen, dem schwarzen Sand und der weißen Gischt großartig aus. Irgendwann stelle ich jedoch fest, dass immer häufiger ein Möwenschwarm auf dem Display des Controllers auftaucht. Mehrfach huschen die Silhouetten der Vögel ziemlich nah an der kleinen Kunststoffmöwe vorbei und ich hab Sorge, dass sie baden geht. Militärisch nennt man das, zur Landung gezwungen, daher hole ich unseren Flieger zurück, bevor es heißt, zur Landung gezwungen und ersoffen. Scheinbar mögen Möwen keine Konkurrenz. Vielleicht haben sie auch nur ihre Nester auf dem einsamen Felsen in der Bucht verteidigt, wer weiß das schon.

Ein ziemlich imposantes Schauspiel bietet sich am Madasari Beach. Leider kann man auch hier nicht schwimmen, denn überall unter dem Sand lassen sich Felsen ausmachen und häufig kündigt das Grollen beim Brechen der Wellen, dass sich loses Gestein in der Brandung befindet.

Ein wahrhaft würdiges Schauspiel für unseren ersten Tag in Sabbatical-Freiheit.

Beschwingt fahren wir auf dem Rückweg noch einmal zum Green River. Es ist die Goldene Stunde. Über den Dörfern liegt goldenes, weiches Licht und der Fluss ist tiefgrün. Abermals wird die Drohne in den Himmel geschickt. Gott sei Dank sind keine Möwen unterwegs und unser kleiner Plastikadler kann unbehelligt über den Fluss, die Palmenhaine und Reisfelder gleiten.

Es ist unglaublich, welch friedliche, ruhige und harmonische Stimmung dieses Land in dieser Stunde ausstrahlt. Morgen geht es weiter, immer an der Küste entlang. Links das Meer und rechts den Dschungel, Richtung Nordwesten, denn dort liegt Sumatra. Bonne nuit folks.






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1 Comment


marc.luetjens
Aug 07, 2023

Interessanterweise wurde uns nicht Lehrer immer weiss gemacht, dass der Dienstbeginn für Lehrer immer vor Ferienende sei....

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