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AutorenbildIngo

Mit Polizeieskorte zum Hotel . . .

25. Oktober 2023 - Von Kanchanaburi nach Dan Chang

KM 8130


Und dann fährt die Polizei mit rotem Blinklicht voraus und bringt uns zum Hotel. Service, kann man nicht anders sagen. Wir sind in Dan Chang, kommen gerade von unserer Dschungelfahrt aus den Bergen Westthailands und können unser Hotel nicht finden. Heute morgen haben wir hier in Dan Chang ein Hotel gebucht und in der Bestätigungsmail von booking.com war der Name des Hotels plötzlich nicht mehr in lateinischen Buchstaben angezeigt, sondern in schönster Thaiblümchenschrift. Mit dem Googleübersetzer haben wir den Namen dann wieder "lateinisiert", dann konnte unser Navi das Hotel auch finden. Leider befindet sich genau dort ein Privathaus und die darin befindliche ältere, garantiert chinesischstämmige, Dame schüttelte auf alle meine Fragen immer wieder den Kopf. Dann haben wir den Hotelnamen aus der Bestätigungsmailk auf Thai zwei Bauarbeitern am Straßenrand gezeigt, die darauf hin ganz hilfsbereit und beflissen in zwei verschiedene Richtungen zeigten. Also fahren wir um den Block, auf dessen Rückseite gerade eine gestärkte Uniform der Verkehrspolizei auf seinen Roller

steigen will. Wir machen artig ein Wa und fragen die Uniform wo das Hotel ist. Er lacht laut los, bewundert die BMW, will den Preis wissen und sagt, dass er kaum Englisch spreche. Ein richtig netter Kerl und er kennt natürlich das Hotel - zumindest auf Thai geschrieben. Aber er kann es nicht richtig auf Englisch erklären, so nehmen wir die sprachlich gebrochen dargelegte Lagebeschreibung unserer Behausung und fahren nochmal um den Block. Biegen an der Ampel rechts ab, wie er es gesagt hat, also vermutlich gesagt hat und werden natürlich nicht fündig. Dann taucht er direkt neben uns auf, sitzt auf seinem weißen Dienstroller, angetan mit Knarre und Bügelfalte. Er bedeutet uns, ihm zu folgen und mit eingeschaltetem roten Blinklicht fährt er vorn weg. Inzwischen war er Bananen und Anderes einkaufen. Seine Raubzüge schlenkern, in durchsichtigen Hemdchentüten, am Lenker hin und her, während er uns den Weg weist. Was für ein Bild: Der gazellenartige kleine Mann in Uniform, mit einer riesigen Knarre, einem rotweißen Helm, den Bananen und dem Mickey Mouse Roller und dahinter wir mit der vollgepackten Bergziege. Neben ihm komme ich mir vor wie ein Wasserbüffel. Vor dem Hotel sorgt unser Auftritt mit der Polizei für den schnellten Check in meines Lebens. Zack Schlüssel in der Hand und fertig. Wir machen ein Foto, das sei nicht nötig, meint er. Aber dann will er unbedingt auch eins, wo Madame mit drauf ist. Das muss natürlich mit seinem Handy gemacht werden . . .

Wir fahren heute durch den Erawan Nationalpark, den Tham Than Lot Nationalpark und den Chaloem Rattanakosin Nationalpark, ca 250 Kilometer Dschungelstraße von Kanchanaburi bis nach Dan Chang. Wir verlassen Kanchanaburi um kurz nach 8 Uhr heute morgen und unter grauen Regenwolken folgen wir der Landstraße 3199 in Richtung Si Sawat. Das erste Stück der 3199 ist stark befahren, zum einen von lokalen Farmern und zum anderen von einheimischen Touristen, die Kurzurlaub im Erawan Nationalpark machen. Die Straße ist schmal, wenig kurvig und die Thai fahren wie die Bekloppten, wie man in Westfalen sagen würde. Auf der Strecken passieren wir dann auch eine Unfallstelle, wo einer dieser Monster-Pickups, samt Leitplanke, 5 Meter in die Tiefe gebrettert ist. Die Fahrer sind noch mit dem Schrecken davon gekommen. Aber die Überholmanöver sind so seltsam, das sie wie Fahranfänger anmuten.

Die Ränder sind rechts und links zugewachsen, nur selten stehen hier Häuser, das meiste sind Mais- oder Zuckerrohrfelder. Dann tauchen die ersten Warnhinweise für kreuzende Elefanten auf. Klar, Zuckerrohr, ein Leckerbissen für Elefanten, zumindest, wenn ich

das von Prof. Grzimek aus der Glotze, noch richtig einordnen kann. Aber, wir bekommen wieder einmal keine Elefanten geliefert. Der Kwae Yai, wie der River Kwai eigentlich heißt, ist hier breit, dunkelgrün und fließt träge entlang seiner zugewachsenen Ufer. Besonders auffällig ist der ziemlich üppige Bambusbestand am Fluss. Riesige Stauden, 10-20 Meter hoch, ragen häufig aus dem Dach des Urwaldes hervor. Der Urwald ist hier gänzlich anders, als in Malaysia. Mitunter empfinde ich ihn als schütter, ja, tatsächlich sehen manche Bergrücken aus, wie das schütter werdende Haar eines Menschen, wo die Kopfhaut durchkommt. Dann kann man den rohen Fels sehen, der streckenweise nicht mit Sediment bedeckt ist. Dieser Teil des Kwai ist mit Resorts bepflastert, deren schwimmenden Häuschen am Ufer vertäut sind, wie kleine Reihenhaussiedlungen. Paddeln, schwimmen, wasserradfahren usw. hier gibt es für Alle etwas. Auf der gegenüberliegenden Flussseite ist Nationalparkgelände, dort ist der Wald

undurchdringlich dicht. An den Ufern des Kwai stehen wirklich viele Wats. Auf dieser Strecke haben sie alle eins gemeinsam, die Tore werden von nahezu lebensgroßen Elefantenstatuen "bewacht". Die Wats sind alle ziemlich gepflegt, was auf ein hohen Maß an Spendenbereitschaft in der Bevölkerung hindeutet. Viele Anlagen sind richtig groß, so im Hinblick auf die Größe der Gebäude und die Größe der Anlagenfläche. Aber wir sehen kaum Menschen. Wir können in alle Wats ungehindert reinfahren. Die filigranen Dächer und Ornamentik der thailändischen Wats sprechen uns immer wieder erneut an. Oft benutzen die Handwerker kleine Spiegelfliesen, die sie in den Dachfirsten in die Ornamente einarbeiten, sodass der kleinste Sonnenstrahl ausreicht, um Lichtreflexe für den Betrachter zu erzeugen. Einfach schön an zu schauen, neben der natürlich immer friedlichen Stimmung in den Wats.



Wir lassen den Wasserfall am Parkeingang links liegen und folgen der 3199 weiter nördlich. Der Verkehr hört schlagartig auf, da die meisten Touristen nur bis zum Wasserfall fahren. Unsere heutige Route schlängelst sich um drei Berge, den Khao Hua Lon (1130 Meter), den Khao Kanphaeng (1257 Meter) und den Khao Huat (1177 Meter). Die Straße verläuft am Ufer des hier aufgestauten Kwais entlang. Es geht hoch und runter, die Straße ist zugewachsen, die Vegetation scheint förmlich hin zur Mittellinie zu wachsen. Der Wald hat breite Schneisen, die aber nicht kultiviert sind, sondern aussehen, als wäre ein Bulldozer durchs Unterholz gefahren. Die Straße ist voll von den Hinterlassenschaften der Elefanten. Aber sie sind gut verborgen, denn außer den Flurschäden und ihrem Kot sehen und hören wir nichts von den Dickhäutern.

Die Dichte der aufgestellten Warnschilder, läßt aber darauf schließen, dass sich hier etliche Familien tummeln. Trotz der totalen Elefantenlosigkeit ist die Straße und die Landschaft um den gestauten Kwai großartig. Gegen Mittag erreichen wir Si Sawat. Die grauen Regenwolken sind verschwunden und nun scheint die Sonne herrlich durch die verbliebenen weißen Quellwölkchen. Wir machen Pause an einem kleinen Überlandsupermarkt. Natürlich gibt es Eis, die Thais lieben Eis und wir auch. Si Sawat ist eigentlich nur ein kleines, lockeres Dorf. Die meisten Menschen, die hier leben sind Fischer, die ihren Lebensunterhalt durch Fischfang auf dem Stausee erwirtschaften. Das ist aber alles ganz legal, denn es gibt in Si Sawat ein Fischereidepartment des thailändischen Landwirtschaftsministeriums. Bis Si Sawat sind es etwa 120 Kilometer. Wir sind ja nicht auf der Flucht, daher genießen wir die Fahrt und lassen uns Zeit. Unten am Stausee haben wir übrigens den 8000. Kilometer unserer Reise gefahren. Dann

und wann Eis oder Kaffee, anhalten, Foto machen oder filmen. Alles in Ruhe. Aber jetzt wird es spannend, denn hinter Si Sawat hört irgendwann die "gelbe" Straße auf und, auf unserer Karte ist der Weg nach Dan Chang, mit einer weißen Strecken eingezeichnet. Bin gespannt, wie die Situation so ist. 10 Kilometer hinter Si Sawat, steht eine bepackte BMW F800 GS mit einem thailändischem Kennzeichen am Straßenrand. Im Schatten eines kleinen Kiosks sitzt ein Bleichgesicht mit BMW Longsleeve. Wir wenden. Anni fragt, ob ich den Kerl kenne. Ich verneine, aber, sage ich, er kann Aufschluss über die Streckenverhältnisse geben. Wir kommen vor seiner F800 zum Stehen. Er springt auf, Faust auf Faust, internationale Begrüßung. Er ist Russe, so um 30 und kommt von Norden, von der Laotischen Grenze. Er spricht kein Englisch, auch sein Handy ist keine Hilfe, er hat so wenig Netz wie wir. Aber die wichtigsten Infos können wir doch tauschen. Er will wissen wie die Straße am See entlang ist und wir, wie sie weiter im Norden ist. Anstelle der Sprache geht er zum Asphalt und deutet mit dem Schuh loses Gestein auf der Straße an. "Carefull!" Mit Händen und Füßen geht eben alles. Wir fahren weiter.

Auf der Nordseite des Khao Huat wird die Straße rissig, schmal und ist stark bewachsen. Und - wie unser Russe andeutete, besonders in den den Kurven liegt viel loses Gestein, gerne in schattigen Kurven. Das ist spannend, wenn man aus einer sehr hellen Sonnenkurve in den Schatten fährt und dann auf Schotter oder Splitt trifft. Doch all dieser Dinge zum Trotz, ist die Fahrt traumhaft. Die Bergziege rollt schnaufend den Berg rauf, vorbei an riesigen Bambuspflanzen, die ganze Berghänge bedecken und über kleine Flussläufe mit ausgewaschenem Steinbetten. Lichtdurchflutete Kurven auf den Südhängen diverser Bergrücken und schattige Vegetationstunnel auf der sonnenabgewandten Seite lösen sich ab und machen diese Fahrt zu einer der abwechslungsreichsten Motorradetappe in den vergangenen 3 Monaten. Unterhalb des Khao Huat Peaks hat man eine Aussichtsplattform angelegt. Atemberaubend schön liegt der Stausee in der Nachmittagssonne, eingerahmt von

Urwaldbergen. Von diesem Punkt aus geht es nur noch bergab. Die Straße ist noch zugewachsener, teilweise geschottert oder völlig versandet. Meist haben wir 8-10% Gefälle mit engen Kurven. Aber, keine Herausforderung, nach unserem Vorbereitungscamp in Indonesiens Bergwelt, ist das hier fahrtechnisch alles abgestandener Kamillentee. Was natürlich toll ist, da ich auch spazierenkucken kann und nicht nur den Asphalt beobachten muss.


Unser Wildlife beschränkt sich heute auf zwei Makaken (in Zahlen: 2) und eine Schlange, die hektisch von einem Maisfeld zum anderen schlängelte. Und, heute bin ich nicht darüber gebügelt, sondern, schön vorschriftsmäßig mit gezogener Kupplung ausgewichen und das arme Reptil hat wohlbehalten die andere Straßenseite erreicht. So viel Glück war heut nicht allen Reptilien vergönnt, die wir gesehen haben . . .

Nach 80 Kilometern mündet die 3199 in die Landstraße 3480 und die letzten 50 Kilometer fahren wir in der warmen Nachmittagssonne nach Dan Chang zu unserem Hotel. Bonne nuit folks.




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