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AutorenbildIngo

Into the sun . . .

17. Dezember 2023 - Siem Reap

Km 14392


Die Stille ist unbeschreiblich. Still und scheinbar schwerelos erhebt sich der Korb in die Luft. Über den Reisfeldern und brachliegenden Grasflächen liegt diffuser Dunst. Das Fehlen eines gleichmäßig wummernden Motors, irritiert die Sinne. Wie von einer unsichtbaren Hand angehoben, bewegen wir uns aufwärts. Leichter Wind bringt den Ballon in eine Vorwärtsbewegung. Das Land unter uns wird weit und öffnet sich in die Tiefe, bis sich im Westen Horizont und Himmel in der Unendlichkeit vereinigen. Im Osten strebt die Sonne im Gleichschritt mit uns in die Höhe. Es ist wolkenlos und noch bevor wir abheben, färbt sich tief im Osten der Horizont in flammendes Orangerot. Die Leichtigkeit des Ballonfahrens ist tief beeindruckend. Wir haben niemals zuvor die Möglichkeit gehabt, die Erde von oben in einer solchen Form der Losgelöstheit zu sehen . . .



Vor etlichen Jahren, bei meiner ersten Ostafrikatour, lernte ich einen Ballonfahrer kennen, einen Briten, der eine kleine Holzhütte neben der Keekoroo Lodge mitten in der Masai Mara bewohnte. Er war für die Ballonfahrten der hauseigenen Safarigäste zuständig. Wir haben etliche Male beim Kaffe gesessen und ich habe seinen Geschichten gelauscht. Da ich aber nicht die 500 US$ in meiner Reisekasse hatte, habe ich immer davon geträumt, mal zum Sonnenaufgang mit einem Ballon über die Steppen Ostafrikas zu fahren. Mehrfach konnte ich in der Serengeti diese Ballonfahrten beobachten und die Vorstellung, über das Buschland zu gleiten, leise, mit dem Blick auf die Wunder der Erde, ist für mich eine der faszinierensten Vorstellungen überhaupt. Leider fahren die Ballone in Ostafrika nur 3 Monate im Jahr und so konnten wir das bei unserer letzten Safari nicht verwirklichen. Aber ich habe nie vergessen, wie der Ballon geräuschlos über die Steppe gleitet, in der taufeuchten Kühle des Morgens in die Höhe steigt, die ersten Sonnenstrahlen den seidenen Stoff rötlich einfärben und dabei den Blick in die Weite des Horizonts und gleichermaßen auch in die Tiefe, auf die Erde ermöglicht.



So stehen wir um 5 Uhr morgens vor unserem Hotel und warten auf den Bus von Angkor Hot Air Balloon. Wir sind 6 Ballonfahrgäste, zugelassen sind maximal 10 Personen in dem Korb des Ballons. Der Kleinbus bringt uns, unter sternklarem Himmel, nach Westen, wohin genau, kann sogar der Fahrer nicht sagen. Erst kurz vorher wird er informiert, wohin er uns kutschieren soll. Ausschlaggebend ist die Windrichtung und auch, wo man einen trockenen Platz zum Starten findet. Schließlich sind wir in Asien und rund um Siem Reap ist alles voller Reisfelder, die ziemlich feucht sind. Mit dem Morgengrauen werden wir am Rand eines halbwegs trockenen Reisackers abgesetzt. Man ist schon intensivst damit beschäftigt, den riesigen Ballon mit armer Luft "vorzuglühen". Dazu werden zwei Heißluftgebläse benutzt und natürlich das ertönt das charakteristische Rauschen des Gasbrenners. Wir bekommen alle ein Firmencap geschenkt, während sich der Korpus des Ballons aufrichtet und alle Mitarbeiter ein wenig hektisch werden. Dann stehen wir alle im Korb, der in Sektionen eingeteilt ist. Chris fährt seit 26 Jahren Ballon und gibt die obligatorischen Start-, Sicherheits und Landeinformationen an die Ballonneulinge und mit einem leichten Ruck erhebt sich der Ballon vom Boden.




Innerhalb kürzester Zeit sind wir schon dreißig, vierzig Meter über dem Boden, während zeitgleich der Sonnenaufgang stattfindet. Ein Feuerwerk für die Sinne, wahrlich, ein überaus sinnliches Erlebnis. Das Gefühl der Schwerelosigkeit unter unseren Füßen, das verbrennende Gas strahlt eine unheimliche Hitze ab, das Sonnenlicht macht für unsere Augen das, unter uns dahingleitende, Land sichtbar und nur die Geräusche der Natur sind vernehmbar, Ein wahrhaftiger Blick auf die Seele der Welt.




Die Stille ist betörend, zumindest solange der Kapitän nicht den Gasbrenner benutzt. Das muss schließlich sein. Zunächst fahren wir über einen Palmenhain, in dem ein Vogelschwarm die Nacht verbracht hat und wohl nun mit seinem Tagwerk beginnen möchte. Die Geräuschkulisse klingt seltsam, vertraut und doch fremd, hören wir diese Vogelstimmen doch meist von unten.



Vereinzelt gibt es Holzhäuser, Reisfeldparzellen und große lange Kokospalmen. Das Land ist flach, nur im Nordosten sind Hügel erkennbar. Natürlich hatte ich gehofft, dass wir über Angkor Wat fahren könnten, doch das ist leider verboten Der alte und neue Flughafen liegt so nah an der Tempelanlage, dass der Ballon auch nicht höher als 120 Meter fahren darf. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum in Angkor der Einsatz von Drohnen strengstens verboten ist. Sehr bedauerlich, denn bei den grandiosen Lichtverhältnissen, die wir hier gerade erleben dürfen, würden bestimmt tolle Luftaufnahmen rauskommen. Aber nun gut.



Doch dann taucht die Roluosgruppe unter uns auf. Chris fährt einige Schleifen über die pyramidenartige Tempelgruppe, die uns sehr an den Borobodur auf Java erinnert. Noch ist die Sonne nicht richtig hoch "gestiegen", sodass die Bäume der bewaldeten Flächen noch skurril aussehende, lange Schatten auf die ebenen Flächen werfen. Das rötliche Licht ist, durch den aufsteigenden feuchten Dunst, sehr "grobkörnig" und erschwert die sofortige Wahrnehmung der



Tempelanlage. Roluos liegt etwa 13 km östlich von Siem Reap, an der NH6, Richtung Phnom Penh. An der "guten" Straße, der geneigte Leser wird sich erinnern! Einst war es der Sitz von Hariharalaya, erste Hauptstadt des Khmer-Reiches nördlich vom Tonlé Sap See. Der weite, scheinbar endlose Tonlé Sap See liegt für uns gut sichtbar im Süden. Unter den Fundamenten der „Roluos-Gruppe“ befinden sich einige der frühesten Bauwerke der Khmer. Sie markieren den Beginn der klassischen Periode der Khmer-Zivilisation, die bis in das späte 9. Jahrhundert zurückgeht. Einige wurden vollständig aus Ziegeln gebaut, andere teilweise aus dem üblichen grobporigen Laterit oder Sandstein, ähnlich dem Ta Keo, der "neben" Angkor Thom liegt. Wir waren noch nicht in der Roluos Gruppe (es sind drei Tempel), vermutlich werden wir auf dem Weg nach Phnom Penh dort halt machen . . .



Unter uns erwacht das Land. Auf den staubigen, rotirdenen Pisten fährt hier und da ein Roller, dessen knatternder Motor seltsam dumpf zu uns heraufschallt. Ballonfahren hat etwas mit loslassen zu tun, glaube ich zumindest. Der Schwebezustand suggeriert meinem Kopf, das Lösen von den Dingen. Bevor jetzt einer glaubt, ich wäre auf einen Esotrip, den muss ich enttäuschen. Definitiv nicht. Doch dieses, wahrlich sinnliche Erlebnis, ermöglicht einen kurzen Blick auf die Welt, durch die Augen der Götter. Welche auch immer. Bonne nuit folks!





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1 Kommentar


Marc Luetjens
Marc Luetjens
18. Dez. 2023

KI erzählt seine Version: „Die Stille ist unbeschreiblich. Still und scheinbar schwerelos erhebt sich der Korb in die Luft, wie eine Feder im Wind. Über den grünen Reisfeldern und den goldenen Grasflächen liegt ein zarter Dunst, der die Landschaft in ein mystisches Licht taucht. Das Fehlen eines gleichmäßig wummernden Motors, irritiert die Sinne. Wir fühlen uns wie in einem Traum, wie von einer unsichtbaren Hand angehoben, bewegen wir uns aufwärts. Ein leichter Wind bringt den Ballon in eine sanfte Vorwärtsbewegung. Das Land unter uns wird weit und öffnet sich in die Tiefe, bis sich im Westen Horizont und Himmel in der Unendlichkeit vereinigen. Im Osten strebt die Sonne im Gleichschritt mit uns in die Höhe, wie eine glühende Kugel aus…

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