top of page
AutorenbildIngo

Im Land der 4000 Inseln . . .

02. Januar 2024 - Von Stung Treng (Kambodscha) nach Nakasong (Laos)

KM 15420


Mit lautem Getöse rauscht das Wasser durch die vielen kleinen und großen Gesteinsspalten, bricht sich immer wieder auf verschiedenen "Treppenstufen" und graubraunen Steinsabsätzen, deren zerklüftete Spitzen den Eindruck eines, weit aufgerissenen Drachenmauls, erwecken. Überall ist weiße Gischt, Wasser zirkuliert in unregelmäßigen Strudeln und die Luft ist belegt mit feinem Wassernebel, der eine erfrischende Atmosphäre in den heißen Nachmittagsstunden erzeugt. Hier fließen sekündlich 11.000 Kubikmeter Wasser an uns vorbei, oder bis zu 9,5



Millionen Liter Wasser pro Sekunde. Wir stehen an den Khone Pha Pheng Wasserfällen in Laos, wo der Mekong tosend über, bis zu 21 Meter hohe Klippen, in die Tiefe fällt. In der Provinz Champasak am Mekong, im Süden Laos bilden die Khone-Wasserfälle und die Pha-Pheng-Wasserfälle zusammen einen Wasserfall, der als einer der Größten in Südostasien gilt. Mit seiner Breite von 10 Kilometern, von einem Rand seiner zahlreichen Kanäle zum anderen, ist er der breiteste Wasserfall der Welt. Die Khone-Wasserfälle sind der Hauptgrund dafür, dass der Mekong nach China nicht vollständig schiffbar ist. Verständlich, wenn man die Klippen hier sieht - wie Fangzähne eines Säbelzahntigers. Die Wasserfälle zeichnen sich durch



Tausende von Inseln und unzählige Wasserstraßen aus, was dem Gebiet seinen Namen Si Phan Don oder „die 4.000 Inseln“ gibt. Die Abfolge der Stromschnellen erstreckt sich über fast 10 Kilometer der Flusslänge. Wenn der Mekong Hochwasser führt, stürzt hier erheblich mehr Wasser die Felsen hinunter. Nur zur Info, der höchste jemals gemessene Durchfluss lag bei über 49.000 Kubikmetern pro Sekunde . . . . Was soll ich sagen, es ist ganz schön viel Wasser und auch, wenn es vielleicht nicht die höchsten Wasserfälle sind, die wir auf unserer Reise gesehen haben, so ist die Kraft, mit der das Wasser überall zwischen dien Steinen hervorspritzt, schon sehr beindruckend. Der geneigte Leser hat richtig gefolgert, wir sind im Land der 4000 Inseln in Südlaos. Diese Tatsache bedeutet, das unser Grenzübertritt geklappt hat . . .



Um 06:00 klingelt der Wecker. Ein Blick aus dem Fenster zeigt einen goldenen Sonnenaufgang über Stung Treng, mit wolkenlosem Himmel, was ein heißer Tag zu werden verspricht. Um 07:00 Uhr haben wir alle Taschen gepackt und die Bergziege wird beladen. Das dauert immer ein bißchen, denn jedes Gepäckstück hat seinen angestammten Platz. Nach einem Besuch in der Bäckerei am Platz, ist das Frühstück eingekauft und um 08:04 Uhr rollt die Bergziege Richtung Ortsausgang von Stung Treng. Die Landstraße Nr. 7 führt zunächst über eine hochgekrümmte Brücke, was verdeutlicht, wie hoch auch der Sekong anschwellen kann, bevor er, südlich von Sting Treng, seine Wasser mit dem des Mekong mischt. Es sind 57 Kilometer bis zum Grenzposten. Diese Grenze ist eigentlich erst seit ein paar Jahren ein regulärer internationaler Grenzübergang. Die Straße ist anfangs noch einigermaßen in Ordnung, doch schon wenige Kilometer hinter Stung Treng, wird es richtig anstrengend. Alle 50-100 Meter wechselt der Belag von Schotter zu rissigem Asphalt. Der Rote Staub und die langen Schatten der Vegetation, die durch die noch schräg stehende Morgensonne, machen das Fahren richtig anstrengend. Schlaglöcher, vor allen Dingen in den asphaltierten Abschnitten, sind erst in letzter Sekunde zu sehen. Die Übergänge zwischen Schotter und Teer bestehen überwiegend aus Abbruchkannten. Also, Gas geben, bremsen, gegebenenfalls scharf abbremsen, Gas geben,



abbremsen . . . Wir sind irgendwo im nirgendwo. Verkehr beschränkt sich auf wenige Überlandbusse und den lokalen Berufsverkehr aus vereinzelten Rollerfahrern. Die Landschaft ist flach bis hügelig, mal Buschland, mal bewaldet. Am Straßenrand werden kilometerlang, geschälte und zerkleinerte Manjockwurzeln getrocknet, bevor sie auf die lokalen Gemüsemärkte kommen. Auch hier treffen wir wieder auf etliche verbrannte Seitenränder entlang der Piste. Das Vorankommen ist mühselig und sobald ein überholender Van, schmerzfrei und ignorant seiner Federung gegenüber, sich vor einen gesetzt hat, müssen wir warten, bis sich der Staub auf der Straße gelegt hat. In der Staubwolke zu fahren ist nicht sehr ratsam, denn, mehr als einmal erwischen wir in einer derartigen Situation ein unangenehmes Schlagloch, was die Bergziege und uns, bis ins Fahrwerk erschüttert. Gegen 09:30 Uhr erreichen wir den kambodschanischen Grenzposten Trapaing Kreal. Nun wird es spannend. Wie bereits erwähnt, gilt dieser Grenzübergang - beidseitig - als der korrupteste Posten überhaupt. Es gibt ganze Foren dazu und darüber, wie hier Touristen abgezockt werden. Natürlich sind wir auf der Hut. Das Grenzgebäude ist im Stil eines kambodschanischen Wats gebaut und ganz in rot gehalten. Die Anlage ist riesig, der Asphalt und die davor befindlichen Parkplätze sind



allerdings in einem Zustand, als hätte ein Erdbeben die Region heimgesucht. Anni bleibt beim Fahrzeug, als ich zur Immigration gehen will. Doch eine, mit ordenspangenbehängte, gestärkte Kakhiuniform, fordert mich unfreundlich auf, erst zum Zoll zu gehen. Der Herr vom Zoll residiert im Innern der Hallen, deren Leere meine Stiefel hallen lassen. Er schaut meine amtlichen Dokumente aus Phnom Penh an und fordert mich auf, erst einmal zu Fuß auf die laotische Seite zu gehen und in Erfahrung zu bringen, ob sie mich mit unseren Papieren überhaupt reinlassen. Also latsche ich in der höher steigendenden - und natürlich heißer - werdenden Morgensonne durch das Niemandsland, Richtung laotischer Schlagbaum. Der Haltung und dem Habitus eines englischen Colonels nicht unähnlich, werfe ich den Schrankenwärter aus seiner Hängematte. Er glotzt mich an, versucht seine grünbraune gulaschkommunistische Uniformjoppe zu glätten und weist mir auf Socken den Weg zum Zoll. Nach drei Minuten bin ich auf dem Rückweg, denn der zivile Zollbeamte hat einen Blick auf unseren amtlichen Carnet des Passages en Douane geworfen, nickt, lächelt und sagt, "Come over"! Zurück auf der kambodschanischen Seite gehe ich schnurstracks zum Zollbeamten und verkünde, das die Laoten sich freuen, uns als Gäste in ihrem Land begrüßen zu dürfen, auch unser Motorrad. In diesem Moment materialisiert sich ein dürres Männchen, in einem blauen Pilotenhemd und einer dunkelblauen Stoffhose neben dem



Zollmann. Er hält wichtigst ein Telefon am Ohr und sagt auf Englisch, dass der Zoll von Laos gerade anruft und sagt es geht doch nicht. Dabei versucht er sich, in seiner halboffiziell anmutenden Erscheinung, offiziell zu geben. Besonders mag ich seinen Detlef. Der geneigte Leser meines Alters erinnert sich bestimmt an den Detlef aus den 80ern, oder? Diese kleine Herrenhandtäschchen, aus schwarzem oder dunkelblauem Glattleder, mit einer Armschlaufe, die man sichernd um das Handgelenk geschlungen hat. Als Beweis, das die Situation höchst problematisch ist, hält er das Telefon hoch. "Es geht nicht, sagt Laos" wirft er mir entgegen und hält das Telefon wieder ans Ohr und nickt diensteifrig. Ich signalisiere ihm, dass ich mit dem Beamten selbst sprechen möchte. Damit hat er nicht gerechnet und sein ganzes Problematisierungsszenario fällt in sich zusammen. "Er hat schon aufgelegt", stottert er. Ich zucke mit den Schultern und drehe mich zum Zollmann. Ob wir jetzt mit den Formalitäten beginnen können. Der Zollmann ist in einer Zwickmühle. Natürlich ist Detlef dabei seinen Tagesumsatz machen zu wollen und der Zollmann läßt ihn gewähren, als Detlef wieder, wie ein Terrier, mir das Katastrophenszenario zu verdeutlichen versucht. Ich lasse ihn verdutzt stehen, so ganz allein, in dem großen, dunklen Flur, wo jeder Schritt meiner schweren Stiefel wie Schläge eines Viertelpfünders hallen. Ihn und sein Handtäschchen. Und das, wo er mir doch so gut hätte mit den bösen Zollbeamten in Laos helfen können - gegen harte Dollars, versteht sich! Ist echt dreist, was sich die Typen ausdenken, um an ein paar Dollar zu kommen! In der Zollbude schaut mich der Beamte irritiert an, als ich ihm das Dokument zum Abstempeln vorlege. Er will es nicht abstempeln, wenn es Probleme mit den Laoten gibt müsse ich zurück nach Poipet. Was für ein ausgemachter Blödsinn. Ich schaue ihn an, wieder ganz der Colonel und tippe mit dem Finger auf das Feld für den Ausreisestempel. Er würde es später abstempeln, wenn die Laoten mich durchgelassen hätten. Ich schaue ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue  an. Er ist total verunsichert. Er soll das verdammte Formular nun abstempeln, denn die Laoten

würden auf uns warten. Er gibt sich geschlagen und fragt, "was wir machen wollen, wenn die Laoten uns doch nicht ins Land lassen?" "Ganz einfach, ich rufe jemand in Vientiane an und der wird am Grenzposten anrufen". Er schluckt. Dann sein letzter Versuch, "was passiert, wenn wir zurück nach Kambodscha müssen und er schon die Ausreise abgestempelt hätte?" "Dann rufe ich jemanden in Phnom Penh an, der hier anrufen wird!" und tippe auf das Stempelfeld. Tatsächlich drückt er zögerlich den Stempel darauf, ich mache ein Foto vom Dokument und frage ihn, was der Spaß kostet. Die Größe des Kaffees läge bei mir, erwidert er vorsichtig. Aha, so so. Ich lege 5US$ auf seine Aktenmappe, er nickt und ich will wissen, ob wir damit durch sind? Sind wir! Die Bergziege hat offiziell und ohne Beanstandungen das Land bereits verlassen. Er hätte eigentlich noch die Fahrgestellnummer und die Motorblocknummer checken müssen. Aber 5US$ wirken Wunder. Detlef sitzt beleidigt in der Halle und tuschelt mit Kakhiuniform. Sie



sind unzufrieden. Nebenbei lasse ich meinen Paß abstempeln und gehe raus, ohne irgendwelche Stempelgebühren zahlen zu müssen. Anni geht rein. Dann möchte Kakhiuniform, in ziemlich unfreundlichem Ton, dass unser Gepäck gescannt wird und zwar sofort. Irgendwie möchten sie, dass die Bergziege allein auf weiter Flur ist. Zwei mal herrscht er mich an, ich solle sofort zum Scannen gehen. Also gut, wieder den Colonel, richte mich zu voller Größe auf, Khaki geht mir nur bis zur Schulter, und sage ihm ganz leise und schneidend, dass ich zum Scannen gehen sobald Anni zurück ist und das Motorrad beaufsichtigt. Kakhi ist maulig und macht ein Gesicht. Er spricht kaum Englisch und ein junger Beamter erscheint zum Dienst, der mir erklärt, dass ich zum scannen soll. Wir müssen das ganze Gepäck öffnen, und die Gepäckrollen werden gescannt. Natürlich macht Kakhi das nicht selbst, er verschwindet und zwei sehr nette Beamte übernehmen die Inspektion und nach wenigen Minuten sitzen wir auf dem Moped und rollen Richtung Laos.

Auf der Laotischen Seite gibt es kein Problem, überhaupt keins. Anstatt um jeden Dollar zu feilschen, hat man einfach den Preis für das Visum on Arrival auf 40 US$ erhöht (offiziell kostet es nur 35US$) und so beschwert sich keiner. Pässe sind ruckzuck gestempelt (allerdings je 2 US$ Korruptionsgebühr) und die Zollinspektion ist nach 1 Minute vorrüber, der Carnet wird ordnungsgemäß gestempelt, Ich gebe dem wirklich netten Mann einen 10 US$ Schein, weil der uns das Leben hätte richtig schwer machen Können. Für 10 US$ erwerben wir außerdem eine Third Liability Motor Insurance und sind nach 20 Minuten durch und offiziell in Laos eingereist. So haben wir 29 US$ an Schmiergeld gezahlt, was aber weit aus weniger ist, als uns die jeweilige Einreise/Verlängerung in Thailand und Kambodscha gekostet hat. Was soll ich sagen?

Auf in das Land der 4000 Inseln. Bonne nuit folks!





42 Ansichten

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

1 Kommentar


Marc Luetjens
Marc Luetjens
02. Jan.

KI mit touristischen Zielen:

Laos ist ein wunderschönes Land mit reichem kulturellem Erbe und natürlicher Schönheit. Einige der beliebten Sehenswürdigkeiten in Laos sind:

Kuang Si Falls: Ein dreistufiger Wasserfall, umgeben von üppigem Grün und zerklüfteten Kalksteinfelsen. Es ist möglich, zum Gipfel des Wasserfalls zu wandern, um einen Panoramablick über die Landschaft zu genießen.

Goldener Buddha: Eine riesige goldene Buddha-Statue, die den Mekong-Fluss in Pakse überblickt.

Kong Lor Cave: Eine 7,5 km lange Höhle, die mit dem Boot erkundet werden kann.

Bokeo Gibbon Experience: Ein einzigartiges Ökotourismus-Erlebnis, das Besuchern die Möglichkeit bietet, Gibbons in ihrem natürlichen Lebensraum zu beobachten.

Xieng Khuan: Ein Skulpturenpark mit über 200 hinduistischen und buddhistischen Statuen.

Tad Sae Wasserfälle: Eine Reihe von Kaskadenwasserfällen, die sich perfekt zum…

Gefällt mir
bottom of page