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AutorenbildIngo

Haltestelle für den König . . .

23. Oktober 2023 - Hua Hin

KM 7576


Nun ja, König müsste man sein! Da hat man sogar eine eigene Haltestelle. Wir stehen bei schönster Nachmittagssonne auf dem alten Bahnhof von Hua Hin. Ganz aus Holz gefertigt, Cremeweiß und Ochsenblutrot gestrichen, filigrane Holzstrebenkonstruktion, einfach zum Niederknien schön. Ein aktiver Bahnhof, wohlgemerkt. Am mittleren Pfosten des schattenspendenden Vordachs zum Bahnsteig hin, hängt eine blankpolierte Messingglocke. Als

der Zug nach Bangkok losfährt, wird mit jener Glocke ziemlich lautstark das Zeichen zur Abfahrt geglockt. Darunter ein amtlicher Hinweis, mehrsprachig, dass das Betätigen des amtlichen Signals, strengstens verboten sei. Die offizielle Amtshandlung des Glockens wird von einer gestärkten kakifarbenen Uniform, mit Bügelfalte und einer roten und grünen Fahne getätigt. Glocken- und Fahnenspiel ergeben den Abfahrtsmodus. Schwerfällig setzt sich die Lokomotive in Gang und fährt 50 Meter weiter mit einem Tuten an einem reich verzierten Pavillon vorbei, dem königlichen Pavillon!


1921 bastelte man eifrig an der Eisenbahnstrecke Bangkok - Singapur. Ein Mitglied der königlichen Familie, Prinz Purachatra, war damals Chef der Königlich Thailändischen Eisenbahn und der ließ für die Gäste der Eisenbahn eine Übernachtungsmöglichkeit in der Nähe des Strands bauen, das Railway Hotel. Das muss dann wohl die Geburtsstunde von Hua Hins Tourismusbranche gewesen sein. Tatsächlich nutzen viele Menschen aus Bangkok, bis heute, dieses Städtchen als Rückzugsort vor der schwülen Hitze Bangkoks. Der Wind, der meist vom Golf bläst, macht die Hitze erträglich. Heute war es heiß, aber ziemlich gut zu ertragen, da die Hitze trockener ist, als bspw. gestern auf der Fahrt durch das Landesinnere. Scheinbar gefiel es auch den thailändischen Royals, sodass man häufiger von Bangkok in das verschlafene Fischerdorf Hua Hin kam. Damit ist Hua Hin eines der ältesten Badeorte Thailands. Das schien auch den Königen ganz gut zu gefallen und so ließen sie schon 1926 in Hua Hin einen Palast bauen, der sogenannte Palast Wang Klai Kangwon, was übersetzt Königlicher Palast weit entfernt von allen Sorgen heißt. Ich liebe Asien, die Arbeitstitel von Jobs, Gebäuden usw. sind einfach immer sehr, nun ja, inhaltlich voluminös! Großartig. Ursprünglich gehörte der Pavillon zur Palastanlage in Nakhon, hab ich gelesen, dann hat man den das hübsche Holzstübchen hier hin, nach Hua Hin verfrachtet und es dient seit den 1920er Jahren der königlichen Familie als Empfangs- und Warteraum.

Hua Hin ist ein bißchen seltsam, denn die Stadt selbst hat nur 60000 Einwohner, doch hier leben ziemlich viele Europäer. Jetzt muss ich das ganz vorsichtig formulieren, damit ich nicht in den Ruf gelange, dass ich hier Klischees bediene. Also, ein wenig erinnert mich diese Stadt an Sun City in Florida. Das ist eine Stadt, die sich in den vergangenen Jahren zu einer Art Rentnerparadies entwickelt hat. Immer warm, sonnig, recht günstig. Wir mussten heute in eine Shopping Mall, so ein bißchen Hygiene Artikel usw. besorgen, da war es schon auffällig, wie viele ältere Europäer mit wesentlich jüngeren Thaifrauen unterwegs waren. Heute morgen, kurz nachdem wir unser Hotel verlassen haben und mit der Bergziege zur Altstadt von Hua Hin fahren, kommt uns doch ein "alter" Europäer, nur mit Shorts bekleidet und Crocs an den Füßen und ging mit seinem Dalmatiner Gassi. Uff, Fremdschämen. Denn kein Thai geht so auf die Straße . . .

Hua Hin hat so alles, was man für den Alltag braucht, von Krankenhäusern, Bus-, Bahn- oder Fluganbindungen nach Bangkok, Shopping, Bars, Massagesalons, Restaurants, schicke Hotels und schlichte Hotels, Sonne, Strand und zwei Golfplätze. In der Shopping Mall parken wir im Parkhaus für Motorräder, ja, ja - so etwas gibts hier - kostenfrei, was gestaffelt nach ccm ist. Wir werden in die Abteilung 300 ccm+ geschickt. Während ich da so die Bergziege anbinde, fragt Anni mich vorsichtig, ob das hier betreutes Wohnen ist, denn 95% der westlich aussehenden männlichen Menschen hier, sind bestimmt über 70 und in Begleitung einer 20 Jahre jüngeren Thaidame . . . Wie dem auch sei, Klischee hin oder her, grauer Panther mit Thaifrau und Handtaschenhund auf Roller, bleibt Grauer Panther mit Thaifrau und Handtaschenhund auf Roller . . .


Im Supermarkt der Shopping Mall stolpert Anni über das Biertregal und ist ganz verzückt über die Auswahl, genau wie ich, denn ich liebe Getränkeetiketten. Und da hat sich Thailand ziemlich gemacht. Das Gesöff inne Dose ist vermutlich ohnehin nur irgend ein Laborexperiment der Heinecken Brauerei. Nun, so hat im Spritregal jeder sein Steckenpferd.


Wir drehen ein, zwei Runden durch die Altstadt, die hier und da noch traditionelle Holzhäuser hat. Aber hier wohnt kein Thai mehr, denn das Viertel besteht sprichwörtlich nur noch aus Bars, Restaurants und Massagesalons. Dass es dort nur traditionelle Fuß- oder Thaimassage angeboten wird, wage ich zu bezweifeln, denn das ein oder andere Etablissement beherbergt sicherlich auch gefallene Engel der Straße. Zwischendrin stehen namhafte Hotels, hässlich, groß und teuer, daneben weniger namhafte Herbergen, ebenfalls hässlich, groß und überteuert. Die Nebenstraßen sind nicht tageslichttauglich und bieten das touristische Angebot der zweiten Klasse. Früher Nachmittag in Altstadt Hua Hin, nirgends ist schon die Party in vollem Gange, da alle noch am Strand oder auf dem Golfplatz ihren Mann stehen, nur der typische europäische Frühbiertrinker, mit weit ausgeschnittenem Muscleshirt, auf dem Chang Beer, Singha, oder Tiger steht, in verblichenen Badeshorts mit ausgetretenen braunen Birkenstock, erörtert bereits zu früher Stunde anderen Barflys, schallend den Niedergang der Bierpreise in Thailand. Nach einigen Runden machen wir uns auf, einen Tempel zu besuchen, zumal die goldene Stunde des Nachmittages angebrochen ist.


Das Wat Khao Takiap liegt etwa vier Kilometer südlich der Stadt. Der kleine buddhistische Tempel liegt an seinem Nordhang, von dessen Lage aus, man einen sehr schönen Blick auf die Bucht von Hua Hin hat. Zunächst müssen wir durch den kleinen Fischereihafen von Hua Hin. Ein kleiner Meereseinschnitt, sicher vor den unstetigen Winden und Taifunen die im Golf entstehen können, hinter der großen felsigen Klippe verborgen, liegen hier recht kleine Küstenfischer. Die



Holzboote, alle bunt bemalt, sind um diese Tageszeit noch weit vom Auslaufen entfernt und so ist es ruhig am Anleger. Ein paar Fischer sind mit Flickarbeiten ihrer Netze beschäftigt, während einige Restaurants den fangfrischen Fisch auf ihrer Eisauslage hungrigen Touristen präsentieren. Auf dem Felsen leben unzählige Makaken, die auch im Hinterhof, direkt in Küchennähe der Restaurants umschleichen, sodass wir den Besuch dieser Restaurants spontan verwerfen. Schon die Anfahrt zum Wat ist gesäumt von Affen, die überall auf der Schlaglochpiste bergauf rumlungern. Aber, das Feld ist für heute schon durch. Der Touristenansturm hat sich gelegt und nur noch einige versprengte Geister röhren motorisiert den Berg herauf. Natürlich wirft wieder irgendein Spinner Essensreste aus seinem fetten Honda SUV, direkt unter dem Schild, die Affen nach 17 Uhr nicht mehr zu füttern. Man möchte gerne, dass die Affen nach 17 Uhr wieder auf ihren Berg krabbeln und nicht die Mülltonnen der Nachbarschaft unsicher machen. Ach so, das geht? Das haben die kleinen pelzigen Genossen bestimmt verstanden, dass sie nach 5 nicht mehr in den Abfällen wühlen sollen. Aber Affen machen sich natürlich gut fürs touristische Ambiente, daher werden sie bestimmt den ganzen Tag von irgendwelchen Vollhonks gefüttert. Wir kraxeln die Stufen rauf zu einem kleinen weißen Tempel

der, zugegebenermaßen, wirklich malerisch in der Nachmittagssonne liegt. Das quadratische Areal ist umgeben von Gebetsglocken, deren Klang sehr beruhigend wirkt. Die Kraft der Sonne läßt nach, frischer Wind vom Meer kühlt die Wangen und eigentlich könnte man hier stehenbleiben, bis die Sonne untergeht. Aber leider hat Hua Hin, genau wie viele andere asiatische Städte, derzeit ein Problem und das sind Mücken. Singapur hat eine massive Denguefieberproblematik, in Georgetown wurden zeitweise ganze Stadtviertel chemisch eingenebelt. Am Yao Beach rannte der Hotelier abends mit so einer dampfenden Kartusche um die ganzen aufgeheizten Pfützen rum. In Malakka kam doch tatsächlich eine "Aufklärungsmannschaft" des malaiischen Gesundheitsministeriums in die Restaurants, um über Denguefieber aufzuklären . . .


Die Mücken hier sind recht aggressiv, Interessant ist auf dieser Reise, dass ich kaum gestochen werde, sondern fast ausschließlich Anni. Mein Leben lang war es eher so, dass es nur eine Mücke im Umkreis von einem Kilometer geben musste und die fand zielsicher ihren Weg zu mir . . . Das ich jetzt verschont bleibe, ist auch eine neue Erfahrung . . .



Zum Essen ist uns heute nicht nach Thai oder international Food, was meist doch nur überteuerte Pizza, Burger und Pommes sind. Wir landen beim Japaner in der Food Hall des Market Village. Heute kein Chili! Gott, war das schön. Eine sehr leckere, herzhafte japanische Suppe mit Pilzen, verschiedene Sushispezialitäten des Hauses, Großartig. Nun heißt es packen, denn morgen früh geht es, nach unserer zweitägigen Verschnaufpause, wieder in die Berge an die burmesische Grenze. Da da Internet heute hier nicht so stabil ist mache ich jetzt Schluss. Bonne nuit folks




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Marc Luetjens
Marc Luetjens
Oct 23, 2023

KI informiert den Dollyfahrer über die richtige Bekleidung in Thailand:

Einige typische Kleidungsstücke in Thailand sind:

  • Chut Thai: Dies ist die traditionelle thailändische Kleidung, die aus verschiedenen Teilen besteht, je nach Geschlecht und Anlass. Chut Thai für Frauen umfasst normalerweise einen Pha Nung (ein röhrenförmiger Rock), eine Bluse und einen Pha Biang (ein schalähnliches Tuch). Chut Thai für Männer umfasst normalerweise einen Pha Chung Hang (ein hosenartiges Wickeltuch), ein Hemd und einen Pha Biang.

  • Raj-Muster-Kostüm: Dies ist die formelle thailändische Nationaltracht, die von Königin Sirikit in den 1960er Jahren entworfen wurde. Es besteht aus einer weißen Jacke im Nehru-Stil, einem Pha Chung Hang, knielangen Socken und eleganten Schuhen. Es wird hauptsächlich bei offiziellen Anlässen oder Zeremonien getragen.

  • Uniformen: Thais lieben…

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