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AutorenbildIngo

Götter, Gräber und Gelehrte . . .

Aktualisiert: 28. Okt. 2023

27. Oktober 2023 - Ayutthaya

KM 8352


Der geneigte Leser kann dem Titel ohne Zweifel entnehmen, dass wir heute schwer in Kultur gemacht haben. Jawohl! Damit nicht der Eindruck aufkommt, wir würden ausschließlich zweckfrei durch die Lande tingeln. Also, heute ist ernste Gelehrsamkeit angesagt, obwohl es hier, in der Tiefebene Zentralthailands, unglaublich schwülwarm ist, dass ich es eher mit Geleersamkeit bezeichnen möchte. Deshalb trinken wir auch zunächst erst mal klimatisiert einen Kaffee, eine Orangina und dazu gibts ein Stück frischen Kokoskuchen. Der Geist muss sich ja auf die schwere Kost einstellen. Eigentlich überbrücken wir nur Zeit, denn vor dem Eingang der ersten Kulturstätte, die wir heute unsicher machen werden, haben mehrere, hochglänzend polierte Reisebusse, mit dunkler Fensterverglasung geparkt. Die Motoren laufen und aus den

den Türen strömt des Klima Zermatt. Die Fahrer warten auf eine ganze Batterie an Reisegruppen. Als wir die Bergziege durch die bussartige Warteschlange manövrieren, müssen wir mehrfach an dieser verrückten Wärme-Kälte-Kombination vorbei, bevor wir ganz vorn am Tickethäuschen parken können. Kurz zum Verständnis für den geneigten Leser: Motorräder parken immer ganz vorn, egal ob im Supermarkt oder anne Kulturstedt, wie der Wiener sagen würde. Daher gilt, immer ganz bis vorn fahren, Bergziege parken und los gehts. Motorräder müssen hier übrigens auch nie eine Parkgebühr entrichten. Ein tolles Land. Gegen Abend fährt dann ein Moped stumpf durch den Museumskomplex . . . ich ziehe die Augenbrauen hoch, schürze die Lippen, will gerade etwas zu diesem Thema beisteuern, da werde ich geboxt. "Untersteh dich", vernehme ich da die strenge Stimme meines (Verkehrs-) Gewissens, mit so einem Unterton, als wäre da eine Botschaft versteckt? Ich komm bestimmt noch drauf . . .

Also wir warten bei Kaffee und Kuchen auf das Verschwinden der Massen und außerdem darauf, dass sich weicheres Nachmittagslicht einstellt. So für den Fotografen und so. Für satte 50 Bath pro Person, also, pro Bleichgesicht - die Einheimischen zahlen nur 5 Bath, bekommen wir richtige Eintrittskarten. Das hat letztlich sehr abgenommen. Durch Onlinebuchungen bekommt man keine schönen Eintrittskarten mehr. Ist wie bei den Visa, was ist nur aus all den schönen asiatischen Einreisestempeln geworden? Nun ja, 1,31€ Eintritt ist ja eigentlich kaum zu glauben, andere Kulturstätten nehmen da 50 - 80 US$ pro Person, nicht so in Ayutthaya.

Wo beginne ich mit den harten Fakten, bevor der Verdacht aufkommt, wir seien doch nur für Kaffee und Kuchen dort vorbeigefahren. Eigentlich ist die Story ganz einfach. Passiert tagtäglich in allen Teilen der Welt, da der Mensch scheinbar ja nicht in der Lage ist, aus der Vergangenheit zu lernen: Also, ein Volk baut eine Stadt, eine schöne Stadt. Sie blüht auf, das spricht sich rum, macht andere neidisch und bestärkt deren Größenwahn. Die Neider kommen, nehmen alles Bewegliche mit, ich hab gehört es sei auch eine Menge Gold im Spiel gewesen und brennen alles andere nieder, damit keiner auf die Idee kommt, den Backs wieder aufzubauen. So, das ist es im Großen und Ganzen gewesen.

Etwas genauer gehts auch, so um 1350 n. Chr. gründet Ramathibodi I. (*1314; †1369) hier eine Stadt und macht sie zum Zentrum seines Reiches. Ayutthaya liegt in der Tiefebene am Zusammenfluss von Chao Phraya und zwei weiteren Flüssen, dem Lop Buri und dem Pa Sak, die zusammen eine große Schleife bilden. In dieser günstigen Lage verfügt Ayutthaya über reichlich Wasser, damit auch über eine florierende Landwirtschaft und der Rest ist wie bei den Siedlern von Catan. Die Stadt wird größer und Ramathibodi I. will natürlich zeigen, dass er es drauf hat. Es werden prunkvolle Gebäude gebaut, überall blitzt Gold, so sagt man und selbst europäischen Abenteurern verschlägt es die Sprache, nachdem es sie im 16. Jahrhundert hierher verschlagen hat. Das Königreich Siam ist entstanden. Die Handelsbeziehungen reichen durch ganz Asien, Die Einflusssphäre Ayutthayas reicht um 1600 von Südburma, der Irrawaddy Mündung, über die nördlichen Shangebiete, Yunnan, bis hin nach Indochina, Laos, Kambodscha, Vietnam, und Malaysia. Siams Handel erstreckt sich außerdem von der spanischen Halbinsel, über Frankreich bis zu den Niederlanden, Die Jungs hatten es schon irgendwie raus. Und wenn man so auf der geschichtlichen Überholspur lebt, mit viel Gold im Gepäck, dann will man sich ein Denkmal setzen. Is´klar. Also lassen die Könige von Siam Baumeister aus allen möglichen Ländern

kommen, bspw Khmerbaumeister, die der Kommune ihren ästhetischen Stempel aufdrücken. Kanäle und Straßen werden in Quadraten angelegt. Kanäle sind gleichermaßen Wasserspeicher und Verteidigungsbollwerk, Mauern werden unmittelbar in Verbindung mit Wassergräben konstruiert. 12 Kilometer lang ist die Stadtmauer, 75 Stadttore und etwa 20 Wassertore werden geschaffen und ein Fährbetrieb garantiert städtische Mobilität. Vom Königspalast über jeder Menge Wats bis hin zu Markt- und Handwerkervierteln, alles ist von Erdwällen, Mauern und Wasser umgeben. Außerdem liegt Ayutthaya topografisch leicht erhöht, sodass in der Regenzeit, wenn das Land geflutet wurde, Ayutthaya komplett von Wasser umgeben war. Schon klug gemacht, soviel ist mal sicher. Belagerung kam also nicht in Frage, schon gar nicht, wenn man im Schlick steht und mit nassen Füßen gegen eine Mauer antritt, so dick war, dass sie Kanonen standhielt. Habe ich gelesen. Wie man das getestet hat, ist mir nicht ganz klar, aber gut. Nun ja, das dicke Ende kommt aber immer, wenn die Einen den Hals nicht voll bekommen und die Anderen zu gesättigt sind, sich zu verteidigen!


Während Siam da so vor sich hin blühte, etablierte sich in Burma eine ziemlich hartgesottene Herrschersippe. Und zunächst machten sie alle Stämme, die auf der burmesischen Seite der Berge lebten, dem König von Siam abspenstig. Schließlich stellten sie zwei Armeen auf und nahmen Ayutthaya von Norden und Süden in die Zange. Um das brutale Hauen und Stechen abzukürzen, die Burmesen belagern die Stadt ein Jahr lang. Das Angebot des Königs Ekathat, die Stadt zu übergeben, verhallt ungerührt in den Ohren der Burmesen. Wie schreibt die Geschichte so schön, "sie wollen die totale Zerstörung!" Wie gesagt, die Menschen lernen nie aus ihrer Geschichte, bis heute.

Letztendlich können die Burmesen in die Stadt eindringen, im April 1767, klauben alles zusammen, was nicht Niet- und Nagelfest ist, schmelzen das Gold ein und brennen die Stadt nieder. Kunsthandwerker und normale Handwerker werden zusammengetrieben und nach Burma verschleppt, um dort entsprechend prächtige Bauwerke zu schaffen. So weit das Ende von Ayutthaya und den Königen von Siam. Nicht lange danach, verlegt Rama I. den Regierungssitz in ein kleines Fischerdorf und beginnt dort damit, das Gebiet namens Rattanakosin, mit dem damals vor allem von Chinesen bewohnten Dorf Bang Kok, nach dem Vorbild der früheren Residenzstadt zur Hauptstadt auszubauen . . .

Jetzt ist Ayutthaya nun voll von Ruinen, Handcraft Markets und Wats, sodass wir natürlich nicht alles auf einen Streich sehen können. Wir beginnen mit dem Wat Mahathat. Das wichtigste Bauwerk des Wat Mahathat war ursprünglich der hohe, zentrale Prang im Khmer-Stil. Wer mal in Angkor Wat gewesen ist, kann hier an vielen Stellen die Khmereinflüsse im Tempelbau sehen. Wat Mahathat widerstand größtenteils der Brandstiftung und Zerstörungswut durch die Burmesen. Die Ruinen, die heute zu sehen sind, stammen wahrscheinlich aus dem späten 17. bis 18. Jahrhundert. Der Prang befand sich noch lange in gutem Zustand, stürzte jedoch 1911 während der Regierungszeit von König Rama VI.(1910–1925) erneut ein. Warum man den Prang nicht wieder aufgebaut hat, weiß ich nicht. So sind nur noch die Grundmauern davon zu sehen. Trotz der ziemlich mitgenommenen Bauwerke, kann man sich ein gutes Bild von der Größe und Pracht machen, die hier mal geherrscht haben muss. Wir fragen uns immer, wie so ein einfacher Bauer vom Land, der im späten 16. Jahrhundert Ayutthaya besuchte, wohl mit dieser fremden Welt umgegangen ist.

Am Nachmittag zieht ein Gewitter über Ayutthaya her, sodass wir uns erneut in einem Restaurant verkriechen, bis die monsoontechnische Götterdämmerung abgezogen ist. Wir werden aber belohnt, besonders das Fotografenherz. Als die Wolken und der himmlische Rummel sich verzogen haben, kommt erfrischender Wind auf und wir stellen fest, dass die

meisten Touristen sich auch verzogen haben und wir die berühmten drei Chedis des Wat Phra Si Sanphet nahezu für uns alleine haben. In der lieblichen goldenen Stunde der Abendsonne. Der Wat Phra Si Sanphet war Tempel der königlichen Familie und besaß als solcher keinen Sanghawat, also keine Mönchsbehausung. Der Wat wurde ausschließlich für königliche Zeremonien benutzt. Gleichermaßen haben die Burmesen hier auch alles zerstört. Der Einfachheit halber setzten sie das Gebäude in Brand und warteten, dass das darauf befindliche

Gold schmolz. Die drei Chedis wurden dabei zwar ebenfalls dem Erdboden gleich gemacht, sind aber im Zuge der generellen Renovierungs- und Restaurierungsarbeiten 1956 wieder aufgebaut worden. Ich habe schon viele Tempel in Asien besucht, aber ich muss sagen, dass das Wat Phra Si Sanphet wirklich sehr schön ist. Fast bis zum Sonnenuntergang sitzen wir da unter einem weit ausladenem Baum, beobachten Eichhörnchen und wie das weiche Licht der Abendstunden die Ansicht der Chedis verändert. Morgen schauen wir uns mehr alte Steine an! Bonne nuit folks.







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Marc Luetjens
Marc Luetjens
Oct 29, 2023

KI's Gespür für Benäsungen;

Regen kann in verschiedene Typen unterteilt werden, abhängig von der Art, der Entstehung und der Phase, in der er auf den Boden fällt. Hier sind einige der Haupttypen von Regen:

  1. Flüssiger Niederschlag:

    • Nieselregen (Drizzle): Sehr schwacher Regen mit feinen Tropfen, die oft in der Luft versprüht werden und kaum nennenswerte Mengen ansammeln.

    • Regen (Rain): Dies ist der gewöhnliche Regen, der Pflanzen nährt und für den Regenschirme erfunden wurden. Er tritt auf, wenn sowohl die Temperatur in der Wolke als auch die Bodentemperatur über dem Gefrierpunkt liegen. Es kann in drei Formen auftreten:

      • Einfacher Regen: Tropfen mit etwa 0,5 mm Durchmesser.

      • Nieselregen: Tropfen sind kleiner als 0,5 mm.

      • Virga: Tropfen sind so klein, dass sie den Boden…


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