15. Januar 2024 - Vientiane
Km 16.823
Wir wollen nach Indien, mit der Bergziege im Flieger. Der heutige Morgen gehört ganz der Recherche. Welche Fluglinien fliegen überhaupt Vientiane an, wie groß sind die Maschinen, geht es nur mit einem Cargoflieger, und, und, und . . . Fragen über Fragen des Orients. Das Thai Airways Büro liegt ums Eck, zumindest von unserem Hotel aus. Also latschen wir dahin, bei blauestem Sightseeingwetter und 29 Grad. Angenehm. Wir finden das Gebäude, doch nicht das Thai Airways Büro. Fragen uns durch, keiner weiß nichts genaues, weiß man nicht. Auf Englisch ohnehin nicht. Aha, so so! Hinter dem Gebäude ist eine Schule und einer der Lehrer, westlicher Geburt und Sprache, fragt im breitesten Cockney, ob wir uns verlaufen hätten? Nein! Nein? Thai Airways Office Vientiane? Das ist während COVID dichtgemacht worden! Aha, so so. Uns bleibt also nichts anderes übrig, als zum Flughafen hinaus zu fahren. Der Begriff „hinaus“, ist wohl etwas übertrieben, denn in Vientiane ist alles sehr übersichtlich. Der Flughafen liegt nur 2,3
Kilometer von unserem Hotel entfernt. Départure-Terminal und Arrival-Terminal messen vielleicht 200 Meter Länge. Wir werden einfach reingelassen und suchen den Thai Airways Schalter. Gibt es nicht, lediglich einen Kombi-Ticket-Schalter, für nahezu alle Airlines, die sich an Asiens Orbit so tummeln. Sie schickt uns weiter zur Thai Airways Gepäckabfertigung. Keiner versteht Englisch, aber man legt uns nahe, zu DHL zu gehen, was ein Büro neben an habe. Das tun wir und landen in einer sauberst aufgeräumten, gelben Postfiliale. Der Mann in der anheimelnden Uniform hört sich höflich unser Begehr an, ist aber überfordert, sodass eine Dame von nebenan kommt und mit uns spricht. Sie weiß auch nicht genau, will aber unsere Anfrage unbedingt weiterleiten, wahrscheinlich schon allein deshalb, weil wir aus der Heimat ihres Arbeitgebers stammen. Dann stehen wir wieder in der gleißenden Sonne. Wir beschließen beim Cargo Terminal nach einer Fluglinie oder einem Frachtbüro zu suchen. Aber auch dort ist man eher ratlos, als unterstützend, was vermutlich daran liegt, dass alle gerade ihre Stäbchen in die Mittagssuppe getaucht haben, als ich mit fröhlich, dröhnendem Gemüt die harmonische Supperei betrete. Während der Fahrt zum Flughafen hatten wir noch eine Firma gesehen, die sich Lao Skyways nennt. Da fahren wir auf den Hof und ich versuche Infos zu bekommen. Die Rezeption ist nicht besetzt und die Dame im gläsernen Büro, die hinter ihrem großen Flachbildschirm mit ihrer Suppenschüssel hockt, macht sich so klein wie möglich, damit ich ja nicht auf die Idee komme, ihre Mittagspause zu stören. Hilfe, Kunde droht mit Auftrag sozusagen. Ich schaue auf das Organigramm, dass im Eingang hängt und stelle fest, dass Lao Skyways eine Charterfluggesellschaft ist. Also weiter, inzwischen hat Anni herausgefunden, dass Thai Airways auch einen Cargozweig hat, mit Büro, keine 500 Meter entfernt von unserem Standort. Ob dieses Büro überhaupt noch existiert, ist fraglich. Es existiert! Welch ein Unterschied zu den Laoten, der Büroleiter überschlägt sich förmlich und hilft uns richtig gehend weiter. Thai Airways wird gerne unsere Bergziege irgendwo hinfliegen, doch wir benötigen ein Logistikunternehmen, dass die Verpackung, Zulieferung und Zollformalitäten erledigt, die Flüge bucht und dann steht dem nichts mehr im Wege. Noch bevor ich fragen kann, hat er die Adressen der drei vertrauenswürdigsten Agenturen ausgedruckt und uns auf dem Stadtplan gezeigt. PT Air Cargo, am Flughafen, probieren wir als Erstes. Das ist so versteckt, dass wir das nie gefunden hätten. Der Firmenaufkleber, von Schild kann keine Rede sein, ist so klein, dass ich daran vorbei gefahren wäre, wenn Anni Adlerauge es nicht erspäht hätte. Die Mitarbeiterin von PT Air Cargo, angetan mit einem fleischwurstfarbenen Jogginganzug von Hello Kitti, hört sich in Ruhe die Eckdaten unseres Begehrs an, klemmt sich ans Telefon und beginnt zu recherchieren. Das Ergebnis, die Bergziege ist zu groß, also das Packet, dafür reicht kein Flieger von Thai Airways in Vientiane aus. Aha, so so. Wir sollten nach Bangkok fahren, dort gäbe es jede Menge Flugzeuge in jeder Größe, die unsere Bergziege überbringen täten. Aha, so so. Ich erkläre ihr, dass es uns bestimmt 600 bis 700 US$ kosten wird, Benzin, Hotel, Einreiseunterlagen für uns und die Bergziege, und, und, und . . . Das kann die Dame verstehen. Ich mache den Vorschlag, dass die Bergziege in einer Kiste per LKW nach Bangkok gebracht wird und dort auf ein Flugzeug umsteigt. Sie verspricht das zu eruieren. Ich lasse ihr eine Kopie unserer ursprünglichen Motorrad Air Bill von InTime-Reisen da und wir machen uns auf den Weg zurück zum Hotel. Es gibt Licht am Ende des Tunnels. Am frühen Nachmittag kommt schon die Antwort von PT Air Cargo, dass ein Transfer von Bangkok nach Delhi möglich ist. Das ist eine gute Nachricht. Nicht die optimale Lösung für unsere Planung, doch schon mal ein Transfer raus aus Laos. Preise wissen wir noch nicht. Nun kommt alles darauf an, ob es auch eine Möglichkeit gäbe, dass die Bergziege nach Katmandu flöge. Für uns wäre das planungstechnisch, nach Zielort Kalkutta, das Beste. Aber - na klar, es gibt immer ein "Aber". Der geneigte Motorrad-Weltenbummler hat seine Rechnung ohne die indischen Einreisebestimmungen gemacht. Es gibt die verschiedensten Visa-Typen, Single, Re-Entry, Multi-Entry, 6 Monate, 12 Monate, usw. Doch, es ist nicht genau geklärt, ob man über den Landweg von Nepal nach Indien einreisen darf! Laut der Webseite des auswärtigen Amtes geht das derzeit nicht. Da sich aber nach Corona gerade überall die Visa- und Einreisebestimmungen ändern, weiß man wieder mal nix genaues nicht. Die zu findenden Informationen sind häufig widersprüchlich oder veraltet. Meist weiß man auch nicht, ob man eine offizielle Webseite der indischen Regierung besucht, oder aber auf eine "Agenturseite" umgeleitet wurde. Vermutlich müssen wir morgen mal hier in Vientiane zur indischen Botschaft und uns Gewissheit verschaffen. Bonne nuit folks!
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