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AutorenbildIngo

Eine Insel mit zwei bergen . . .


03. Oktober 2023 - Langkawi

KM 5730


Um zur Hafeneinfahrt zu kommen, muss man scharf rechts abbiegen. Gefühlt sind die beiden, grün bewaldeten Klippen nur 50 Meter auseinander, als der Kapitän das Ruder nach hart Steuerbord umlegt. Dann eröffnet sich eine riesiger Bucht in der Kuah liegt. Im Hintergrund liegen zwei hohe Gipfel im Dunst der tiefhängenden Wolken. „Eine Insel mit zwei Bergen,“ pfeife ich tonlos, während bei Blick über die smaragdgrünen Wasser der Andamanensee gleitet. Weithin sichtbar ist der weiße Maha Tower, 140 Meter hoch, gebaut mit Zement aus Langkawi. Mit seinem geschwungenen Unterbau erinnert er mich ein wenig an den Eiffelturm, ansonsten

ist er mehr so ein Prestigemonster, dass so gar keine visuelle Verbindung zu dem Dschungel

hat, der die Berge überzieht. Auf jeden Fall ist er weithin sichtbar und kündet von einem regen

Tourismus. In der Bucht sind allerhand Boote unterwegs. Da ist ein mastloser Trimaran, der tauchwillige Urlauber geladen hat, der übliche Partydampfer, eine Segelschule, mit kleinen Dözen, die in flachen Laserbooten und kleinen Segeln dahingleiten, Marinefregatten, ausgemusterte Fähren, Fischerboote und Longtails, die mit krasser Geschwindigkeit durch das tiefgrüne Wasser pflügen. Doch die Fähre tuckert gemütlich weiter, vorbei an Kuah, was für mich tatsächlich eine interessante Erfahrung ist. Die Fähre legt nicht im zentralen Ort einer Insel an, sondern irgendwo in der Wildnis, schon an einem richtigen Betonpier, aber ohne die ganze Schnickschnackwelt drumherum, die sich sonst so an Anlegern tummelt. Nach 2,5 Stunden kommt die alte Fähre mit einem ziemlichen Ruck zum Stehen und wir haben Langkawi erreicht.

Um 6 schellt der Wecker, um 8 Uhr wird getankt, um 08:05 Uhr sind wir auf dem Weg nach Norden. Pünktlich als wir die Tiefgarage unseres Hotels verlassen, beginnt lauwarmer Sprühregen. Bis zur Brücke haben wir den schon hinter uns gelassen. Zwei Brücken verbinden Penang mit dem Festland. Die 13,5 km lange Penang-Brücke (Pinang Bridge) zum Festland wurde 1985 eröffnet und war die längste Brücke Südostasiens. Aufgrund des stetig stark wachsenden Autoverkehrs wird die alte Fährverbindung parallel weiterbetrieben. Eine zweite Brücke (Pinang Second Bridge - heißt wirklich so!) mit einer Länge von 24 km wurde am 1. März 2014 eröffnet. Wir benutzen die erste Brücke, also die Alte. Die Zubringerspur aus Butterworth ist völlig verstopft, zähfließender, bis stehender Verkehr auf die Insel. Kein Wunder, das Finanzzentrum, Tourismusbranche, und, und, und. Die ganzen Pendler müssen irgendwo hin, ganz klar. Runter von der Insel ist einfacher, der Verkehr fließt. Graue, tiefhängende Regenwolken liegen über dem Festland, die Berge sind kaum zu sehen. Aber wir haben Glück und kommen immer irgendwie vor dem Guss oder nach dem Guss irgendwo vorbei. Das Meer ist ruhig und ich kann auf der Brücke die 360 Grad Kamera mitlaufen lassen, ohne, dass das Objektiv vom Monsun zugeregnet wird.

Die Fähre geht laut amtlicher Webauskunft um 12:30 Uhr. Aber es wurde seit gestern Abend schon gar keine Fähre mehr angezeigt, was darauf hindeutet, dass die Fähre ausgebucht ist. Ich bin da guter Dinge, wir sind in Asien, der Kontinent des Improvisieren. Außerdem hatte uns der nette Inder im Reisebüro gesagt, dass die Fähren 4 Mal am Tag nach Langkawi starten. Also, wird schon glatt gehen. Es sind gut 200 Kilometer bis nach Kuala Perlis, einem winzigen Nest, das der Herrgott wohl in einer Sekunde der Vergesslichkeit dort entstehen ließ. Selbst in meinem Navi muss ich es drei mal eingeben, bevor die Software es findet. Wir müssen um 10:30 Uhr spätestens da sein, was kein Problem ist, denn die Autobahn ist leer und die Landschaft zugegebenerweise ziemlich öde. Alles in allem viel Palmöl! Da können die Gedanken schon mal abschweifen . . .

Gestern morgen haben wir noch mal in Kultur gemacht und sind am Clock Tower rumgeschlichen, Fort Cornwallis - sachte ja, alte Kanönchen ankucken - City Hall usw.. Das liegt alles nah beieinander. Fort Cornwallis scheint sich gerade in einer Restaurierungsphase zu befinden und man kann lediglich das Munitionslager und ein paar Wehrgänge sehen. Die größte Attraktion ist ein Café, dass derartig opulent beworben wird, dass wir stutzig werden und den Besuch auf später verschieben - so in 10 Jahren. Denn am Eingang hängt eine Luftaufnahme, die den aktuellen Bauzustand zeigt und der erinnert an den Berliner Flughafen. Immerhin können wir das Light House und ein paar Kanonen sehen. Kanonen sind in der Gegend ohnehin ganz wichtig, denn direkt neben dem Fort Cornwallis wohnt der Chef der Marineverbände Malaysias und ein Schild an seinem Zaun warnt vor dem Übersteigen des selbigen, weil die Gefahr des Gewehrfeuers bestehe. Damals, wie heute, ohne Kanönchen ist nix los. Zwischen dem Fort Cornwallis und der City Hall liegt eine riesige Rasenflächen, einseitig zum Meer, einseitig nach Chinatown. Genannt wir das fussballfeldgroße Stück Grün die Esplanade. So, nu wirds spannend. Am Rand steht ein städtischer Kulturhinweis, den Anni sehr aufmerksam gelesen hat und zugegebenerweise sind wir beide, bis heute beeindruckt. Ich zitiere den Text von jenem marmornen Historienstock:

The Esplanade was in bygone days, rather a romantic place. On the fifteenth night of Chinese New Year, called Chap Got Meh, when the moon was full, the Straits Chinese would gather at the Esplanade. The highlight of the occasion was a procession of Nyonya maidens who were cloistered in there homes at other times. This was therefore the only opportunity for young men to view the girls, and then make enquiries that might lead to marriage. The girls would alight from their carriages or cars to through oranges into the see, wishing for a good match.

Was soll ich sagen, beeindruckende Party die ganze Rasenrumdrückerei. Erst werden die Damen unter Verschluss gehalten, dann mit Kutsche oder Auto anne Rasenfläche rumlungern, werden begafft und am Ende werfen sie mit Orangen. Wunder über Wunder des Orients. Stelle mir vor, wir das wohl bei uns in der Promenade angekommen wäre, wenn die Mädels vom Fahrrad aus Orangen in die Wehrteiche gepfeffert hätten. Wir sind immer noch tief beeindruckt, ob dieser historisch verbrieften analogen Orangentinderei, wirklich! Und das alles vor dem Rathaus. Das muss der geneigte Leser sich mal vorstellen, wir würden so etwas auf dem Prinzipalmarkt veranstalten . . . Was sage ich da, vorstellen, ha, auf der Zunge zergehen lassen!

10:35 Uhr stehe ich am Schalter der Fährgesellschaft in Kuala Perlis. Die Fähre ist ausgebucht, morgen ginge ein Ticket!?! Naja, ich habe doch nur ein Motorrad. Dass sei natürlich etwas ganz anderes. Dennoch, es ist kompliziert. Langkawi ist zollfreies Gebiet und die Dame möchte meinen Carnet des Passage sehen, kein Problem, hier ist das gute Stück. Dann möchte sie meine malaiische Fahrzeugversicherung sehen, dass ist Vorschrift. Und natürlich auch den internationalen Fahrzeugschein. Mit letzterem kann ich dienen, mit einer Fahrzeugversicherung nicht. Dann lege ich ihr einfach meine scheckkartengroße LVM Auto plus Versicherungskarte vor, der geneigte Leser weiß schon, das kleine Ding, was man immer in der Geldbörse hat, für den Fall eines Unfalls. Da ist schließlich das Kennzeichen der Bergziege drauf und alle wichtigen Dinge und es sieht auch amtlich aus. Die Ticketdame ist misstrauisch, ich lächle sie an. Das möchte sie klären, bitte, bitte - kein Problem. Denn alle Unterlagen sehen nicht aus, wie ihre schwarzweiß kopierten Vorlagen. Darum wird jemand losgeschickt, zum Zoll, der klären soll, ob mit unserem Carnet des Passages alles seine Richtigkeit hat. Er kommt nach 10 Minuten zurückgebraust, natürlich ist er Moped gefahren, hier läuft niemand in der Affenhitze rum, und winkt schon von weitem mit erhobenem Daumen. Damit fällt gleichermaßen das Mistrauen gegenüber meiner ungewöhnlichen malaiischen Fahrzeugversicherung und wir bekommen ein Ticket für die Fähre um 14:30 Uhr. Aha, so so! Ich liebe Asien! Also, laut web fährt einmal am Tag eine Fähre um 12:30 Uhr. Der Mann im Reisebüro sagt, es gibt 4 Mal am Tag Fährfahrten und am Schalter fährt die ausgebuchte Fähre um 12 Uhr und eine weitere um 14:30 Uhr. Wunder über Wunder des Orients. Bonne nuit folks.



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Marc Luetjens
Marc Luetjens
Oct 04, 2023

KI präsentiert die Kanonen:

Malaysia war im Laufe der Jahrhunderte Schauplatz vieler Konflikte und Kriege zwischen verschiedenen Mächten, wie den Portugiesen, den Niederländern, den Briten, den Japanern und den Malaien selbst. Die Kanonen dienten als Verteidigungswaffen für die Festungen und Häfen, die oft umkämpft waren. Sie symbolisieren auch den Widerstand und den Stolz der malaiischen Bevölkerung, die ihre Unabhängigkeit und Identität bewahren wollten.

Einige Beispiele für alte Kanonen in Malaysia sind:

  • Die Seri Rambai Kanone, die sich in der Festung Fort Cornwallis in Penang befindet. Sie ist die größte und bedeutendste Kanone Malaysias und hat eine bis um 1600 zurückgehende, abwechslungsreiche Geschichte vorzuweisen1. Sie wurde ursprünglich von den Niederländern in Java hergestellt, dann von den Portugiesen erobert und nach Malakka…

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