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Dust and Diesel . . .

11. Januar 2024 - von Ban Thalang nach Ban Tiou

KM 16469


Dann sieht man nichts mehr. Nur noch Staub. Selbst die Scheinwerfer dringen nicht mehr durch. Auch die Motorengeräusche klingen gedämpft. Wenn sich der Truck vor uns in Bewegung setzt, können wir das nur dadurch feststellen, dass sich die aufgetürmte, tiefrote Staubwolke, in der wir gerade regungslos stehen, durch eine monströse schwarzen Dieselwolke massiv verdunkelt. Und natürlich daran, dass uns die Luft dann jetzt gänzlich wegbleibt. Dust and Diesel, wenn das mal kein griffiger Titel ist?



    Wir verlassen Ban Thalang erst gegen frühen Mittag. Wir haben uns verquatscht mit einem englischen Paar, das ebenso wie wir, ein gutes Jahr auf Reisen ist. Sie haben in Japan begonnen und so führt eine Reiseepisode zur nächsten und schon ist es Mittag. Egal, wir sind ja im Urlaub. Außerdem ist die heutige Etappe nur 150 Kilometer lang, dass kann man schon gut schaffen. So überqueren wir die Brücke über den Stausee und folgen der Straße durch die kleinen Buchten



und Niederungen, die das aufgestaute Wasser sich zu eigen gemacht hat. Die Straße verläuft auf einem erhöhten Damm und ist grob asphaltiert. Da nur wenig Verkehr ist, lassen wir die Bergziege die wunderschönen kleinen Kurven in gemäßigtem Tempo durchziehen. Die Landschaft ist großartig, aber andererseits auch seltsam. In den kleinen Buchten, die eher wie Teiche oder Tümpel anmuten, da man ihre „Verbindungskanäle“ zum großen Stausee nicht sieht, ragen die gräulichen, abgestorbenen Baumstümpfe überall aus dem Wasser. Das verleiht den Buchten eine seltsame, ja fast stille Reglosigkeit, die sonst eigentlich nur für Moore typisch ist.



Die Ränder der Deichstraße sind gesäumt von hellgrünem Schilf, deren weiße Puschel sich, in dem nur mäßigen Wind, hin und her wiegen. Heute haben wir leichte Bewölkung, eigentlich das erste Mal seit einigen Wochen. Das Licht ist mehr bleiern und verhindert einen klaren Blick auf die faszinierende Landschaft. Der Nam Theune 2 Stausee liegt auf einem Hochplateau, was natürlich bedeutet, dass wir wieder ins Tal müssen. Als die Straße die unmittelbare Seenähe „verläßt“, umfängt uns der Dschungel wieder. Die Bergspitzen sind mit, fast immer grüner Vegetation bewachsen und schon nach wenigen Momenten fühlen wir uns zurück nach Malaysia versetzt, in den Taman Negra Nationalpark. Natürlich wird vor wilden Elefanten gewarnt, per Schild, doch wir schenken dieser großspurigen Ankündigung ohnehin keinen Glauben mehr. Und genau so ist es auch, viel Elefantenscheiße auf der Straße und müffeln tut es nach den



Dickhäutern auch, doch am Ende kreuzen wieder Ziegen und Kühe unsere Bahn. Kurz hinter einer Baustelle, ich wäre fast vorbei gefahren, sind fünf Buddhafiguren in den Fels gehauen. So wie der ein oder andere LKW hier fährt, verstehe ich, dass man sich im Verkehr schon mal auf göttliche Intervention verläßt. Natürlich gibt es kleine Schreine vor diesen, doch sehr schönen Figuren. Ähnlich wie die Buddhafiguren im Wat Phou, haben diese hier kleine Pupillen, was leider den Gesichtsausdruck wieder, nun ja, ähhhh, etwas dümmlich erscheinen läßt. Aber, vielleicht sieht das der gemeine Laote nicht so eng und der hiesige Buddha muss nicht die spirituell feinsinnige Aura seiner thailändischen oder kambodschanischen Kollegen haben? Fragen über Fragen des Orients!




    In Lak Sao müssen wir wieder auf eine größere Landstraße, die Nr. 8, abbiegen. Das der geneigte Leser mich jetzt nicht falsch versteht, die Straße ist nur auf der Karte größer. In der Realität haben laotische Straßen irgendwie eine Einheitsbreite. Der Unterschied ist aber der, dass die 8 wieder eine Quertangente von Thailand nach Vietnam ist. Richtig! Sie ist voll mit Lastwagen und Vielachsern, die Richtung Paksan und Vientiane rasen. Hinter Pakha, jaha, wer würde nicht die Weltstadt Pakha kennen, geht es steil bergauf. Heute ist übrigens der Tag mit




den häufigsten Erdrutschwarnungen überhaupt. Große Schilder am Straßenrand künden von Erdrutschen und in unserer Buddhabaustelle ist auch genau das passiert. Die kurvige Bergstraße ist massiv in Mitleidenschaft gezogen, denn immer wieder tauchen ganze Breschen im Urwald auf, wo sich der gesamte Hang einfach mal ins Tal aufgemacht hat. Die Kurven und Steigungen sind so extrem, dass es immer eine gute Idee ist zu warten, wenn einem ein




chinesischer Zehnachser in einer Serpentine begegnet. Natürlich hält man da an, wird der ein oder andere Leser hier anmerken wollen - natürlich, aber nicht in Laos. Schon gar nicht, wenn man ein Rollerfahrer ist. Dann fummelt man sich eben unter dem höher liegenden Aufleger her. Der LKW muss dafür zwar mittig in der Kurve voll in die Eisen gehen, aber das ist hier kein Grund, sich aufzuregen. Wir sind schließlich im Lande der Gelassenheit, weshalb man in diesen Situationen in Laos völlig entspannt bleibt, auch bei Vorfällen, wo unsereins schon zum Axtmord neigt. Besonders mag ich es, wenn die Allradfahrzeuge in sandigen Straßenabschnitten, in der heftigsten Staubwolke sozusagen, überholen müssen. Meistens endet es damit, dass wir eine Vollbremsung hinlegen müssen, um nicht an den Rand gedrängt zu werden. Hinter Nadou, es



geht schön bergab, hat ein Erdrutsch auf mehreren Kilometern Länge, die ganze Straße aufgerissen und tonnenweise sehr feinen roten Staub auf der Buckelpiste hinterlassen. Da ja der gesamte Güterverkehr, nun ja, über die 8 von und nach Vietnam hier lang muss, ist ordentlich was los. Wie würde ein spitzender Mensch sagen, da liegt was in der Luft! Genau, tonnenweise roter Staub. Natürlich treffen sich an der schmalsten Stelle, mit ordentlich Gefälle



- versteht sich, zwei riesige Containertrucks. Die Bremslichter meines Trucks, also der vor mir, funktionieren nicht. Vollbremsung in der Staubwolke, hoffe, dass der hinter uns fahrende Truck mein kleines Mopedrück- und Bremslicht wahrnimmt, denn sein bedrohlich wirkender Kühlergrill wird im Rückspiegel immer größer, riesig sozusagen. Doch wir kommen heile ins Tal, ziemlich durchgerüttelt und verstaubt, aber lebend!



    Bis zu unserem Etappenziel sind es noch gut 40 Kilometer. Wir haben im Spring River Resort gebucht, was mitten im Nationalpark liegt. Dazu kommen wir endlich in Laos an. Von den Hochspannungsleitungen mal abgesehen, sind wir fern ab jeglicher Zivilisation und die Dörfer, die wir durchfahren, scheinen auf dem Stand von vor 30 oder 40 Jahren zu sein. Nur noch wenige Fahrzeuge, Autos oder Roller, begegnen uns, denn die dörfliche Mobilität garantiert überwiegend das Fahrrad oder man geht zu Fuß zum Nachbarn. Ein Novum, denn



normalerweise geht kein Laote je zu Fuß. Die Landschaft ist beeindruckend. Das Tal gleicht eher einem Plateau, eingerahmt von bizarren Bergketten, findet man hier doch wieder den traditionellen Reisanbau und nicht die, inzwischen für Laos obligatorische, Manjokerei. Die Sonne steht schon tief, als wir, 3 Kilometer vor dem Ziel, durch ein Schlagloch fahren. Zu meiner Verteidigung, es zog sich quer über die ganze Straße und Ausweichen hätte bedeutet, in ein




frisch gewässertes Reisfeld zu ballern. Nun gut, wir haben wieder unseren Mudguard eingebüßt, diesmal irreparabel. Problem war, dass die Jungs in Phnom Penh nicht die „Hauptschraube“ erneuert haben. Sie haben stumpf vergessen, sie mit zu bestellen. Statt dessen haben sie die malaiische Improvisationsschraube aus Georgetown wieder reingedreht. Die hielt natürlich nicht und wir haben sie ohnehin schon irgendwo in Laos auf einer Rüttelpiste eingebüßt. Dann haben wir alles mit großen Kabelbindern fixiert, doch das ist nicht schlaglochsicher gewesen. So, nu gibts erst daheim einen neuen Mudguard! Das Hotel ist der absolute Wahnsinn, so wahnsinnig, dass wir gleich verlängert haben. Jawohl! Bonne nuit folks!





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