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AutorenbildIngo

Dschungel, Tee und Durianeis . . .

15. September 2023 - Von Kuala Lumpur nach Tanja Rata

KM 4908


Schweren Herzens verlassen wir Kuala Lumpur. Nach den 8 Wochen, die wir fast ausschließlich in dörflicher Kulisse oder im totalen Nichts aufgehalten haben, war so ein bißchen Zivilisation ganz nett. Auch, dass wir abends in eine "Wohnung" zurückkamen, hat sehr zu unserem Wohlbefinden beigetragen. Das und natürlich der Blick vom Sofa auf die Petronas-Towers. Irgendwie war das zu jeder Tages- und Nachtzeit ein sehr besonderer Blick.

Als wir die Bergziege satteln, zeigt sich Kuala Lumpur für uns von seiner sonnigsten Seite. Wir wollen auf jeden Fall noch ein Abschiedsfoto von uns Dreien mit den Petronas-Towers. Kurzerhand halten wir auf einer Sperrfläche vor den Towers, quatschen eine italienische Touristin an, sie möge bitte von der anderen Straßenseite ein Foto machen. Sie ist so gerührt, dass sie gefühlt 100 Bilder macht. Für den geneigten, aber kurzsichtigen Lese - die Zwerge rechts unten an der Fußgängerampel, dass sind Anni, die Bergziege und ich. Zum Abschluss fahren wir nocheinmal durch die Häuserschluchten von Zentral Kuala Lumpur und lassen die

Insta 360 mitlaufen. Mal sehen, was aus dem Rohmaterial so rausgekommen ist.


Dann geht es auf die Autobahn, Richtung Ipoh, nordwärts. Es ist Samstag, der 15.09., einen Tag vor dem Malaysia-Day. Nicht zu verwechseln mit dem Independence Day. Der Malaysia Day hat mit was Anderem zu tun, hab ich heute morgen noch gewußt, aber es ist mir wieder entfallen. Ich recherchiere es noch einmal. Auf jeden Fall machen wieder viele Malaien einen Roadtrip über dieses Wochenende. Die Autobahn ist gut gefüllt und an den vielen PKWs können wir sehen, dass wir vermutlich nicht die einzigen Mohikaner in den Cameron Highland sein werden. Inzwischen ist es wieder ziemlich heiß geworden, 37 Grad, und die Fahrt auf der Autobahn gleicht gefühlt, als würde man in einen Föhn fahren, der auf Stufe 3 heiße Luft produziert. Nach gut 100 Kilometern öden Dahinrollens, ewig entlang der ebenso eintönigen Ölpalmplantagen, verlassen wir die Autobahn, denn die Cameron Highlands liegen ungefähr auf 1500 Meter über N.N.. An dieser Stelle noch eine kurze Anmerkung zum Palmölbusiness Malaysias. Die weltweite Nachfrage hat dazu geführt, dass nicht nur Indonesien, sondern sich auch Malaysia landwirtschaftlich so stark auf dieses Geschäft konzentriert, dass sie Lebensmittel, wie bspw. Reis, der hier früher angebaut wurde, einführen müssen. Das lasse ich mal so umkommentiert hier stehen . . .

Die Straße durch die Berge ist überschattet von Bambus. Nach wenigen Kilometern, die die Straße sanft die Berge hinaufführt, kühlt es sich merklich ab. Das freut den Motor der Bergziege, denn der war heute auf der Autobahn durchschnittlich immer heißer, als normal. Die Cameron Highland sind bekannt für ein mildes Klima, weshalb viele Malaien gerne dort hin einen Kurztripp unternehmen. Maximale 25 Grad tagsüber und nachts kann es sich schon mal auf 10 Grad unterkühlen. Die Steigungen sind sanft, gar kein Vergleich zu Indonesien, wo die gleiche Steigung mit einer halb so langen Straße geregelt würde. Es ist kurvig, der Asphalt gut und die Malaien fahren ziemlich vorschriftsmäßig. Kurven und Verkehrsregeln sind neu für mich, muss

ich mich erst dran gewöhnen. Wir haben Zeit, den die Tatsache, dass wir die Autobahn benutzen dürfen, erweitert unseren Aktionsradius ungemein. Also juckeln wir förmlich die Berge hinauf, genießen den immer dichter werdenden Dschungel. Kleine und große Wasserfälle treten in den Kurven aus dem Dunkel der bewaldeten Steilhänge hervor, vernebeln die Luft auf angenehm kühlende Weise. Noch ist es locker bewölkt und viel blauer Himmel lacht zwischen den Schäfchen hindurch. Doch in den höheren Lagen, bekommen die Wolken einen leicht grauen Schleier, der mir gar nicht gefällt. Immerhin haben wir die Jacken ein zweites Mal gewachst.

Der Dschungel ist anders, was Anni und ich gleichermaßen beim Abendessen für uns feststellen. Genauso dicht, ebenfalls - zumindest für unsere Begriffe - unendlich hohe Bäume und wuchernde Vegetation aller Art. Doch, uns erscheint er irgendwie anders, als auf Sumatra. Wenn ich den Finger auf diese Andersartigkeit legen kann, werde ich davon erzählen. Auch wenn ich Kuala Lumpur sehr genossen habe, freue ich mich wieder im Sattel zu sitzen. In Bewegung zu sein, Neues zu sehen, Wind und Temperaturunterschiede zu spüren. Anders als auf den meisten Bergstraßen Sumatras und Javas, kann man in den Kurven weit in die bewaldeten Täler schauen. Die Dichte des Waldes fasziniert aufs Neue. 12 Kilometer vor Tanah Rata, unser heutiges Etappenziel, klatschen die ersten Regentropfen auf das Windschild und die Helmvisiere.


Nach dem leichten Sprühregen setzt richtiger Pladderregen ein. Wir sind noch 4 Kilometer von unserem Hotel entfernt, doch der Regen ist so stark, dass wir kurzerhand beschließen, im Visitorcenter der Cameron Highland Tea Plantation zu halten und den Regen bei einer Tasse Tee auszusitzen. Dem Visitorcenter ist ein "Teehaus" angeschlossen. Mehr eine offene Halle, wellblechbedeckt, hoch über den Teefeldern gelegen. Kaum sitzen wir mit unserem schwarzen Tee, bricht die Regenhölle los und Sturzbäche ergießen sich über die Berghänge. Die Tropfen sind auf dem Wellblech so laut, dass wir uns kaum unterhalten können. Von den Dächern rinnt das Wasser in derartigen Strömen herunter, dass wir einstimmig für eine zweite Tasse Tee

stimmen. Die Plantage ist riesig, sie zieht sich über die gesamten Hänge des Tals und auch die Anzahl an Verwaltung- und Weiterverarbeitungsgebäuden, zeugt von den Mengen, die die diese Plantage an Tee produziert. Die Verpackungen sind sehr ansprechend gestaltet und nach dem Probieren des Tees, würden wir auch gerne was davon mitnehmen, aber leider haben wir wirklich keinen Platz mehr dafür. Könnte daran liegen, dass ich heute morgen die verbliebenen Luftlöcher im Schlumpf mit den zwei Caps geschlossen habe, die Addio´s Frau uns gestern im ACE Café Kuala Lumpur geschenkt hat . . .

Eine Stunde und zwei ähnliche Schauer später, besteigen wir die Bergziege und fahren im leichten Sprühregen nach Tanah Rata rein. Tanah Rata ist die "Hauptstadt" der Cameron Highlands. Da nur eine Straße durch diese Berggegend führt, liegen alle Dörfer und Kleinstädte an ebenjener Straße. Benannt wurde dieser Teil des Gebirgszuges nach dem britischen Landvermesser William Cameron, der es 1885 bei einer Kartografierungsexpedition "entdeckte". Cameron arbeitete für die britische Kolonialverwaltung und die Cameron Highlands wurde bald beliebtes Ausflugsziel, was die vielen Guesthouses erklärt, die, bis heute, im britischen Baustil errichtet wurden und werden. Es ist ein bißchen seltsam, wenn man in diesen Ort kommt, ähnlich wie es auch in Darjeeling oder Shimla ist, alles erinnert an Devonshire. Nur der kleine Hindutempel, "stört" das südenglische Flair. Gegenüber vom kleinen Hindutempel gehen wir auf Anraten unseres Reiseführers und unserer Gastgeberin in einem indischen Restaurant essen, das sich auf südindische Küche spezialisiert hat. Großartig, Naanbrot mit Knoblauch, Chicken mit Cashewnüssen, Chickencurry mit Gemüse, frischer Mangolassi und Lime Juice. Mit außergewöhnlich wenig Chili!!! Geht doch! Köstlich!


Auf dem Heimweg mache ich eine Entdeckung, die mich innerlich wirklich anekelt. Der geneigte Leser wird jetzt lächeln, denn ich habe Durianeis von Langnese in der Tiefkühltruhe des 7/11 in Downtown Tanah Rata gefunden. Wer sich nicht vorstellen kann, was mich daran so ekelt, dem sollte folgendes Schild zu denken geben (Hängt hier übrigens in jedem Hotel!):

Übrigens kann man schon Kilometer im Voraus riechen, ob sich vor einem auf der Straße ein Durianlaster befindet. Oder auch, wenn man übers Land fährt, riecht man den Durianverkaufsstand schon vor der Kurve . . . Aber, der geneigte Leser muss seine eigenen Erfahrungen machen. Daher empfehle ich für die nächste Asienreise einfach mal eine Durianfrucht zu kaufen, mit ins Hotel zu nehmen, einen Tag dort im Kühlschrank zu lagern und abwarten was passiert! In diesem Sinne, Bonne nuit folks!

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1 Comment


marc.luetjens
Sep 16, 2023

KI philosofiert:

Philosophisch betrachtet, könnte man sagen, dass kleine Männer und hohe Gebäude Symbole für verschiedene Aspekte der menschlichen Existenz sind. Zum Beispiel:

  • Kleine Männer könnten für die Bescheidenheit, die Demut, die Schwäche oder die Unterdrückung stehen. Hohe Gebäude könnten für den Stolz, die Arroganz, die Macht oder die Herrschaft stehen. In diesem Fall wäre die Beziehung zwischen ihnen eine von Kontrast, Konflikt oder Ungleichheit.

  • Kleine Männer könnten für die Individualität, die Kreativität, die Freiheit oder die Vielfalt stehen. Hohe Gebäude könnten für die Kollektivität, die Konformität, die Ordnung oder die Einheit stehen. In diesem Fall wäre die Beziehung zwischen ihnen eine von Balance, Harmonie oder Integration.

  • Kleine Männer könnten für die Vergangenheit, die Tradition, die Geschichte oder die Erinnerung…

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