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  • AutorenbildIngo

Der Go-Shop tauscht Ringit . . .

17.Oktober 2023 - Von Kuala Perlis nach Satun, Thailand

KM 6436


Es regnet nicht, es pladdert. Um 6 Uhr zwingt uns der Wecker aus dem Bett. Grauschwarze Wolken verharren über Kuala Perlis und es gießt wie aus Kübeln. Windstille. Wir bleiben liegen. Wenn wir in diesem Regen losfahren, sind wir nach wenigen Minuten so durchweicht, dass uns das Wasser in den Stiefeln steht. Wir bleiben liegen. Schon in den Frühen Morgenstunden geht ein Gewitter über der Küste nieder, als würden sich Zeus und Jupiter gegenseitig im Laserpark mit Wasserbomben bewerfen. Eigentlich wollten wir um 8 Uhr im Sattel sitzen und zeitig am kleinen Grenzübergang in Wang Kelian sein. Aber bei dem Regen, laßt mich kurz überlegen, nein! Wir bleiben liegen, einfach so. Können wir machen.

Letztendlich starten wir dann um 10 Uhr im strömenden Regen, nicht ohne tatsächlich unser Regenzeug angezogen zu haben. Wir verlassen Kuala Perlis über die Schnellstraße Richtung Norden. Es sind ungefähr 50 Kilometer bis Wang Kelian. Auf der Schnellstraße muss ich dann wenige Sekunden, nachdem ich bereits im 5. Gang bin, wieder abbremsen, denn ein Mordsgerät von einem Waran, watschelt über die vierspurige Straße. Er ist fast 3 Meter lang, was sich daran ableiten läßt, dass er von der mittigen Fahrbahnmarkierung bist zum Standstreifen reicht. Leider habe ich wegen des Regens alles technische Equipment wasserdicht verpackt und so einfach keine Kamera zur Hand. Was für ein Kawentsmann. Zunächst ist er ganz entspannt, denn ich bremse recht weit entfernt ab, was meine Hintermänner nervt und sie ausscheren und Gas geben. Der arme Kerl überquert die letzte Fahrspur im Sprint, da donnern auch schon bei

Fahrzeuge rechts an seiner Schwanzspitze vorbei. Schade, denn wir hätten diesen Naturburschen gerne etwas länger beobachtet. Vermutlich sind Warane in dieser Dimension hier einfach keine Seltenheit für die Malaien. Wir fotografieren ja auch keine Kaninchen mehr, wenn uns im Wald oder am Münsteraner Kreisverkehr welche begegnen. Mit einem Riesenplatscher verschwindet der Koloss in einem zugewachsenen Reisfeldkanal. Ein wirklich sehr beeindruckendes und auch respekteinflößendes Tier, soviel ist mal sicher.

Nach 20 Kilometern biegen wir auf eine kleine Landstraße ab. Würde die Sonne scheinen, wäre das eine spektakuläre Mopedfahrt. Leicht erhöht, von hohen, alten Bäumen alleenartig gesäumt, verläuft das Sträßchen immer parallel zu einem bergigen Nationalpark, dessen urwaldüberwucherten Kalkkegel allerdings schon auf thailändischen Boden liegen. Wie grünbemooste Dracheneier liegen die Berge in der flachen Ebene, die auf der malaiischen Seite wieder unweigerlich mit Ölpalmen bepflanzt werden. Heute hängen die Wolken schwer auf den

Baumwipfeln, was sehr mystisch anmutet, aber, durch den Pladderregen kommt diese Stimmung bei mir nicht so an. 10 Kilometer vor Wang Kelian, müssen wir auf eine noch kleine Urwaldstraße abbiegen, die urplötzlich extremst steil, in engen Kurven in die Berge führt. Alle 50 Meter stehen jetzt hier signalorange Schilder, die auf Affen hinweisen und etliche, die mit Nachdruck klarstellen, dass man selbige Tiere nicht füttern soll. Als wir am Sonntag nachmittag von den 7 Wells wieder zum Hotel zurück fuhren, haben wir doch tatsächlich gesehen, wie ein Depp aus dem Auto Lebensmittel an die Affen am Straßenrand verfütterte. Direkt unter dem Schild Affen bitte nicht füttern. Diese Urwaldstraße dort, ist ca 4 Kilometer lang und fast auf der gesamten Strecke lungern in den Kurven ganze Affenclans und warten auf Deppen. Der gesamte Affenbestand an diesem Straßenstück war am Sonntag nachmittag in heller Aufregung, mal sprang der ganze Verband mittig auf der Straße herum, mal wurde lediglich eine Spur eingenommen. Aber die Tiere waren richtig aufgeregt und wir denken, das Depp bestimmt an jeder Kurve war rausgeschmissen hat . . . Hinter dem Bergrücken gibt der Urwald einen sagenhaften Blick in die Täler des Nationalparks frei. Interessanterweise hat es hier auch nicht geregnet, die Straße ist vollkommen trocken. Also raus aus dem Ölzeug, denn hier, in unmittelbarer Nähe zum Urwald, wabert die schwüle Hitze sprichwörtlich aus der Vegetation über den aufgeheizten Asphalt.

Wir haben uns für diesen Grenzübergang entschieden, weil er recht klein ist und außerdem den Ruf hat, sehr wenig frequentiert zu sein. Wir hoffen auf gelassene Grenzer, denn man hört und liest die unterschiedlichsten Horrorgeschichten über die Einreise nach Thailand mit dem eigenen Motorrad. Da gibt es diejenigen, die zurück geschickt werden, weil sie keine Versicherung für Thailand haben, dann mussten Biker abbrechen, weil sie keine Importerlaubnis hatten, und, und, und. Wie bereits erwähnt, gibt es aber auch keine wirklich aktuellen Informationen, seitens der thailändischen Behörden. Die Ausreise aus Malaysia dauert 20 Minuten, inklusive des Prüfens und Abstempeln des Carnét des Passages und schwupp sind wir im Niemandsland und stehen vor dem thailändischen Grenzposten. Zwei schwer bewaffnete Soldaten untersuchen die Fahrzeuge, meist Pickups, des lokalen Grenzverkehrs. Dahinter 10 bewaffnete Immigrationbeamte und Zollvertreter. Nach 40 Minuten ist alles erledigt und wir sind

offiziell in Thailand. Alle Papiere, die Tom, unser thailändischer Agent, fertig gemacht hat, sind ordnungsgemäß gestempelt und wir dürfen rein. Schnell noch ein Selfie mit den uniformierten Offiziellen und nach 6436 Kilometern stehen wir auf thailändischem Boden, dem dritten asiatischen Land unserer Trans-Asien Reise. Bisher hat jede Grenze oder Einreise für uns irgendeine Überraschung bereit gehalten, so natürlich auch hier. Die Beamtin, die unsere Visa prüft, stellt fest, dass in Georgetown ein Fehler gemacht wurde und unser Visum nicht 30 Tage gültig ist, sondern 60 Tage. Super Botschaft, mein Jauchzer erstaunt sie, mein Wa bringt ihr breitestes Lächeln hervor und als ich ihr sage, dass das die beste Nachricht des Tages sei, errötet sie, entschuldigt sich für den Fehler des Konsulats in Georgetown. Sie hat bereits in den Pässen alles korrigiert und wünscht uns eine tolle Zeit in Thailand. What can I say!

Unser erstes Hotel haben wir in Satun gebucht, was nur 37 Kilometer von der Grenzstation entfernt liegt. Da wir nicht wußten, was uns dort erwartet und wie lange die Formalitäten wohl dauern würde, wollten wir nicht noch Hunderte von Kilometern abreißen. Eigentlich gibt es ja an jeder Grenze einen Geldwechsler, denn wir haben noch viele malaiische Ringit am Automaten in Kuala Perlis gezogen, weil in Thailand die ATM-Gebühren recht saftig sind. Tja, nur in Wang Keilan gibt es keine Wechselstube. Ich glaube, dass ist mein erster Grenzübertritt weltweit, ohne dieses Business. Also gehen wir in Satun, nach dem Einchecken ins Hotel, quasi als erste Amtshandlung in Thailand, in eine Bank, die Money Exchange anbietet. Die schicken uns aber freundlicherweise wieder weg, denn die Angestellte findet den Wechselkurs ihrer Arbeitgebers so unterirdisch, dass sie uns verrät, wo es die besten Konditionen gibt. Ein, wenn nicht der Unterschied zwischen Malaysia und Thailand ist, dass hinter der Grenze niemand mehr fließend

Englisch spricht und wenn, so stark akzentuiert, dass man nix versteht. Die Bankdame, deren Englisch so klingt als hatte ein 105 jähriger sein Gebiss entnommen, verweist uns an den „Go-Shop“, und deutet mit der Hand die Hauptstraße entlang. „Not far“, so die präzise Beschreibung. Natürlich geht inzwischen wieder regentechnisch die Welt unter und wir latschen unter den Vordächern der Altstadt stadtauswärts. Als die Bebauung loser wird und nur heruntergekommene Rollerwerkstätten die Hauptstraße säumen, beschließen wir umzukehren. Auch die Jungs von der Caltex-Tanke wissen nicht weiter, wie auch, sie sprechen kein Wort Englisch. Wir umkreisen die Altstadt, passieren mehrere Banken, den Food Court, Beerdigungs- und Tempelbedarfe, aber keinen Go-Shop. Ich sollte erwähnen, dass wir gestern nachmittag, das

letzte Nahrungsangebot aufgenommen haben. Frühstück gabs im Hotel nicht und in Kuala Perlis haben die Restos nur auf, wenn eine Fähre an- oder ablegt. Also, der Mangen hängt auf halb Acht. Nachdem wir eine Stunde vergeblich den Go-Shop gesucht haben, gehen wir wieder in eine Bank. Die tauschen heute keine Ringit mehr, so der Bankfachangestellte, der nur mit Zeichensprache kommunizieren kann, da er kein Englisch spricht. Dann kommt die Managerin und gibt den Tip, „Sie müssen zum Go-Shop, der tauscht Ringit, übrigens zu einem sensationellen Kurs“. Aha, so so. Bin kurz davor das Wa mit den Fäusten zu machen. Aber Anni bleibt gelassen und nach einer längeren Kommunikationssituation stellt sich heraus, dass der Go-Shop eigentlich der Gold-Shop ist. Aufgrund einer Laune der Natur, fällt bei den Thai in der englischen Akzentuierung beim Wort Gold das „ld“ weg. Aha, so so. Wolln´ Rose kaufen? Und wo ist der Gold-Shop? Ganz einfach, direkt neben dem großen Hotel, in dass wir 2 Stunden früher eingecheckt haben . . . Wunder über Wunder des Orients!

Wir tauschen im Go-Shop, (das sind diese Läden, wo das ganze Geschmeide lagert, was ein Brautvater anschaffen muss, wenn die Tochter heiratet) tatsächlich zu einem sensationellen Wechselkurs unsere Ringit, sind nun zahlungsfähig und machen uns auf zum Food Court in der Altstadt - den haben wir nämlich heute schon mehrfach überquert. Bonne nuit folks.


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Marc Luetjens
Marc Luetjens
18 oct 2023

KI kennt eine anekdotische Geschichte:

Es war einmal ein Lehrer namens Ingo, der in einem kleinen Dorf an der Grenze zwischen Thailand und Malasia lebte. Er träumte davon, die Welt zu bereisen, aber er hatte kein Thailändisches Geld und keine Ahnung. Eines Tages hörte er von einem Gerücht, dass es in den Bergen jenseits der Grenze ein Go-shop gab. Er beschloss, sein Glück zu versuchen und machte sich mit einem Rucksack und einer Schaufel auf den Weg.

Er musste sich vor den Grenzsoldaten verstecken, die ihn aufhalten oder festnehmen würden, wenn sie ihn erwischten. Er fuhr tagelang durch den Dschungel, bis er schließlich eine verfallene Hütte fand, die ein Schild mit der Aufschrift “Golden Valley” trug. Er ging hinein und…

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