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AutorenbildIngo

Betonpiste to hell . . .

Aktualisiert: 10. Okt. 2023

24. August 2023 - von Padang nach Bukittinggi

KM 3334


Und nu? Die Betonpiste ist nur einen Meter breit und ragt einen Meter hoch über die frischgefluteten Reisterrassen. Wer jetzt denkt, komm, zweite Dschungelprüfung, dem muss ich ein paar technische Daten mit an die Hand geben: Die Bergziege hat einen 90 cm breiten Lenker, vorne mit den Crashbags ist sie gut 110 cm breit und hinten mit den Koffern 105 cm. Also fahre ich los - nach dem Motto, Augen zu und durch. So, zweite Dschungelprüfung und so. Auf der Hälfte ist ein Café in den Reisfeldern mit Terrasse. Dahinter eine 90 Grad Kurve, nicht nur gefühlt 90 Grad auch mathematisch gesehen 90 Grad. Dann kommt mir ein Moped entgegen . . .

In den frühen Morgenstunden liegt Dunst über der Küste, es ist windstill und bedeckt. Also hat die Witterung den 30 Grad, um 8 Uhr (!) morgens nichts hinzu zu setzen, mein Körper auch nicht und läßt den Schweißausbruch zu. Als das Gepäck verzurrt ist, kann ich mein Tshirt bereits auswringen. Dazu kommen heute morgen die lustigen schwarzweiß geringelten Mücken, die unser neues (!) Antibrumm Tropical (seit Mai 2023 auf dem Markt) ziemlich mögen. Aber, Jacke an, Schweißausbruch ignorieren und auf die Bahn. Es sind nur 70 Kilometer bis Butticongo, sorry Bukittinggi. Warum ich mir den Namen so schwer merken kann, weiß ich nicht. Da unser anvisiertes Ausblickcafé an der Steilküste noch geschlossen ist, fahren wir weiter und kämpfen uns durch den morgendlichen Verkehr von Padang.

Uns hat Padang ziemlich gut gefallen, auch wenn der Autor unseres Reiseführers, leise zwischen die Zeilen, der Stadt Langeweile attestiert. Das sehen wir anders. Eine Uni, Strand, Cafés, Kultur, junge Szene und, und, und. Aber der Reiseführer ist von 2018, da ist vielleicht ja auch ordentlich, besonders nach Corona passiert. Wir kommen gut voran, sehen noch etliche „Büffelhorn“-Häuser, die ich, wie der geneigte Leser bestimmt bemerkt hat, ziemlich spannend finde. Ha be noch ein bißchen recherchiert und bin auf den Padri Kriege (1825) gestoßen. Da hat eine, nicht näher genannte Kolonialmacht, bewußt Unruhe zwischen den Minangkabau und den Moslems geschürt, um die beiden Volksgruppen gegeneinander auszuspielen. Hat nur bedingt geklappt, heute sind sie halt eben orthodoxe Moslems . . . (wer sich weiter in die Materie einarbeiten möchte: https://www.daserste.de/information/politik-weltgeschehen/weltspiegel/sendung/swr/2012/indonesien-128.html ).

Unsere Landkarte beschreibt an einer Stelle unserer heutigen Etappe Scenic View. Großartig, sehe mich schon an einem Aussichtspunkt stehen, den Blick philosophenhaft in die Ferne über den Urwald gleitend. Herr des Dschungels sozusagen! Jawohl! Leider scheinen etliche andere Menschen diese Landkarte auch zu besitzen, darunter auch hunderte von LKW-Piloten. Denn, kaum, dass wir raus aus Padang waren und auf der lauschigen kleinen Überlandstraße, stehen wir im Stau. Klar, Scenic View! Die Blechlawine schiebt sich Richtung Berge, die Überholmanöver sind haarsträubend, denn auf der Gegenfahrbahn scheinen schon alle anderen vom Scenic View zurück zu kehren. Nebenbei erwähnt ist es nocheinmal heißer geworden, dass sogar Anni schwitzt. Für gewöhnlich ist es ihr mehr so ok, also temperaturmäßig. Da gibts schonmal kalte Füße, wenn die Temperatur unter 28 Grad sinkt.

Am Fuße der Berge taucht ein Wasserfall auf, der uns schon von TripAdvisor als ein Highlight versprochen wurde. Gut, dass wir da nicht hingefahren sind. Erstens hat man Disneyland drumherumgebaut, mit viel buntem Beton und zweitens ist dort Baustelle, die Straße ist einspurig, sodass ein Superstau entsteht. Motorräder werden immer durch gewunken, auch bei Gegenverkehr. Also schließe sich mich dem Schwarm der Roller an und zwinge den Gegenverkehr zum Erliegen. Die eigentliche Aufregung haben wir nicht mehr so richtig mitbekommen, da waren wir schon vorbei. Zwei, drei Kurven weiter sind wir im Dschungel. Die Straße schlängelt sich parallel zu einem steinigen Gebirgsfluss durch die Täler. Immer wieder wuchern die Pflanzen in einem dichten Behang über die Straße und erzeugen tiefe Schatten. Die Natur ist gigantisch. Während die Straße langsam auf 700 Meter heraufführt, entschwinden die grünen Wasser des Gebirgsflusses aus unserem Blick. Kurz vor Padangpanjang gibt es einen Ausichtspunkt, von dem aus es jedoch aussichtslos ist einen Blick ins Tal zu werfend er völlig zugewachsen ist. Außerdem wir er von einer indonesischen Großfamilie belagert, die ihrerseits von einer Affengroßfamilie belagert wird. Auf unsere Frage aus dem Barisan Selatan NP, wer ist so blöd und füttert wilde - hier haben wir die Antwort: Aber wir sprechen hier nicht von Füttern, so im Sinne von Reste werden den pelzigen Nachbarn hingeworfen, sondern Mutti füllt schön Reisportionen in kleine Hemdchentüten, die guten bunten, und sie erden so ausgelegt, dass die Affen sie sich abholen müssen. Bin sprachlos, wirklich. Wie bekloppt ist der Mensch eigentlich?

In Padangpanjang stolpern wir über ein sehr altes, a aber wunderschön erhaltenes Minagkabauhaus. Keine Glasscheiben, nur Blendläden, die hölzernen Verzierungen alle schön aufgearbeitet. Toll. Überhaupt, tauchen hier vielmehr „Büffelhörner“ auf den Dächern auf, als in Padang. Bin gespannt, was uns so Häusertechnisch in Bukittinggi erwartet. Gegenüber ist ein Café und die darin sitzenden Kunden belächeln uns etwas, weil wir da so verzückt vor dem hölzernen Backs rumstehen. Der Cappuccino ist allerdings großartig, eigentlich erstaunlich, denn wer hätte wir in den Bergen eine Siebträgermaschine erwartet.

Von Padangpanjang geht die Straße schnurgerade den B Berg rauf, 20 Kilometer lang. Da stelle man sich vor, daheim hätte jemand, vielleicht am Vorarlberg eine zwanzig Kilometer lange, schnurgerade Straße geplant, die von 700 Meter auf 1200 Meter über N.N. ansteigt. Wir lassen den Mt. Merapi (2981 Meter) rechts liegen und erreichen Mittags Butticongo. Kurze Anmerkung, Hier hat jeder seinen Merapi, Java und Sumatra. Ist besser so, nix mit mein Merapi, dein Merapi. Wieder mal eine kluge Lösung!

In Butticongo sind es nicht 24 Grad, das war die Info, die wir von unserem Night Manager im Air Manis Hotel in Padang bekommen hatten. Die versprochenen 24 Grad sind in Wirklichkeit 29 Grad und ich schwitze immer noch. Aber ich kann die Dusche schon sehen, denn unser Hotel, das Padi Eco Lodge Hotel ist nur 950 Meter vom Stadtzentrum entfernt. In der Theorie. Denn als das Navi das Zielfläggchen anzeigt, ist da nur eine schmale Betonpiste. Eco Lodge ist eben Eco und liegt nun mal draußen. Sehr schön zwischen den Reisterrassen . . .

Nun stehe ich hier auf der Betonpiste to Hell, rechts und links geht es einen Meter runter, in frisch geflutete Reisfelder. Großartig. Der Mopedfahrer stoppt. Wartet. Ich schaue ihn an, wo soll ich denn hin? Rolle soweit es geht nach links, sodass mein Fuss gerade noch vor der Kante festen Boden hat. Inzwischen hat mein Gegenüber wohl begriffen, dass sein Moped leichter zu rangieren ist als meins und steigt dann samt seiner Sozia ab. Die schaut besorgt drein, was mich wiederum auch besorgt macht. Aber wir bekommen es hin, es wird gerückt, geschoben und

rangiert. Dann ist er vorbei und ich bin echt erleichtert, obwohl mir die Knie zittern. Gott, morgen muss ich den ganzen Weg zurückfahren. Gut, dass ist erst morgen! Das Hotel ist der Hammer, auch wenn es ganz im Minangkabaustil erbaut ist, könnte es doch von einem Harry-Potter-Set stammen. In den frühen Abendstunden, während noch die Affen in den Bäumen rum toben haben wir schnell eine weitere Übernachtung gebucht und werden morgen ganz geschmeidig Sightseeing machen. Bonne nuit folks.



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2 Comments



Marc Krüger
Marc Krüger
Aug 25, 2023

Traumhaft eure Unterkunft!!!

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