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AutorenbildIngo

Badende Büffel . . .

03. Januar 2024 - Nakasong

15420 KM


Im Land der 4000 Inseln ist der Mekong bis zu 14 Kilometer breit. Es gibt große Inseln, kleine Inseln, dicke Inseln, dünne Inseln, lange Inseln, kurze Inseln, überhaupt ist das eine ganz schöne Inselei. Überall ist Wasser, mal flach, mal tief, mal reißend und mal plätschert der große Fluss trügerisch leise zwischen den Sandbänken, als befände man sich an der Ems bei Warendorf. Wir sind auf Don Det, einer der größeren Inseln im Land der 4000 Inseln. Eigentlich wollten wir gerne in einem Hotel auf Don Det übernachten, weil es dort wirklich schöne Guesthouses gibt. Leider ist der Transport der Bergziege nach Don Det nicht so wirklich einfach. Eigentlich wird alles, was auf den größeren Inseln benötigt wird, mit den üblichen Longtails durch diese Fluss- /



Insellandschaft geschippert. Um Mopeds zu transportieren, hat man einfach zwei Longtails nebeneinander vertäut, eine hölzerne Plattform darauf gedengelt und über einen Schwimmponton werden die Mopeds verladen. Irgendwie ist mir nicht so richtig danach, mit dem Gewicht der Bergziege, über einen Kunststoffponton, auf eine hölzerne Plattform zu balancieren. So laufen wir heute morgen zu Fuß zum "Hafen", erwerben zwei Return-Tickets nach Don Det und werden postwendend durch die wirklich bezaubernden Flusslandschaft



geschippert. Die Siedlungen auf Don Det erinnern mehr an eine Puppenstube oder ein Postkarte, als an eine laotische Flußsiedlung. Kleine bunte Guesthouses, pittoresk im Tropenstil, vielleicht etwas heruntergekommen, säumen eine "Hauptstraße", von nicht mehr als 200 Metern. Wir mieten Fahrräder, da man hier alles bequem mit dem Drahtesel erledigen kann, sodass die Bergziege heute mal Ruhetag hat. Natürlich ist das Fahrrad für Laoten dimensioniert und so komme ich mir ein wenig vor, als hätte ich einem Schulkind die Leeze stibitzt. Wir radeln heute also und auf der Tagesordnung steht als Erstes, ein weiterer große Wasserfall, der



Somphamit Wasserfall. Dazu müssen wir über die Insel Don Det radeln, dann eine kleine Brücke überqueren und so kommt man auf das Inselchen Don Khon, was wesentlich größer ist als Don Det. Die Wasser des Mekongs fallen ja hier insgesamt über eine Länge von 10 Kilometern an den verschiedensten Stellen in die Tiefe. Diese unglaubliche Länge macht es schwierig, den Wasserfall zu erfassen. Überall sprudelt Wasser zwischen den Felsen hervor, die Gischt weiß vom Druck der Wassermassen, was in den ruhigeren Flächen dunkelgrün "gefärbt" ist. Die Drohne hilft sehr, einen Überblick über diese bizarre Landschaft zu bekommen. Das Ufer der Wasserfallzone ist dicht mit Bambus bewachsen, was den nötigen Schatten spendet, wo hier aber auch gefahren lauern. Anni hatte gestern, in der allgemeinen Laoseinführung unseres Reiseführers, auch den Abschnitt zu Fauna und Flora gelesen. Was soll ich sagen?



Dort wurden natürlich auch unsere schlängelnden Lieblingstiere erwähnt. Dazu hatten wir heute direkt ein undefinierbares Kriechobjekt auf dem Radweg. Schlängelnderweise von einem Reisfeld, über den Deich, zum Anderen. War aber ein größeres Exemplar, wo von auch immer, wir haben uns nicht vorgestellt. Beim ersten Viewpoint am Wasserfall, kam aber eine lustige Bambusotter vorbei, 30 cm lang, fingerdick, tiefgrün und außerdem ziemlich giftig. Alle schauen mich immer mitleidig an, weil ich so wenig surferdudemäßig unterwegs bin, das heißt - keine Flipflops anhabe, sondern geschlossene Trekkingschuhe. Der Franzose vor mir, angetan mit Latschen, staunte nicht schlecht, als das giftige Kerlchen, sich keinen halben Meter von ihm entfernt, vorbeischlängelte. Ich fand meine Schuhe waren genau richtig heute, jawohl!



Wir verbringen etliche Stunden an den Wasserfällen, da ihre Größe und auch ihre landschaftliche Vielfältigkeit ziemlich außergewöhnlich ist. Die stählerne Hängebrücke ist gesperrt und auch die überall angekündigte Zipline ist nicht in Betrieb. Wir haben gehört, dass die Insel sehr unter der Covid-Situation gelitten hat, da der Tourismus völlig eingebrochen ist und die übliche Menge an Touristen bis heute ausbleibt. In Anbetracht dieser wirklich wunderschönen Landschaft, mit den Wasserfällen, den putzigen Dörfern und dem Land, mit seinen Reisterrassen, ist es hier tatsächlich gähnend leer. Bis zu 50% der Guesthouses haben dicht machen müssen, haben wir gehört. Natürlich gibt es noch genügend Platzhirsche, aber keinen der internationalen Platzhirsche, wie Hilton und Konsorten.




Die Straßen liegen alle erhöht, sind ausgezeichnet betoniert und alles erinner mehr so an einen holländischen Deich, als an eine laotische Flussinsel. Bei der Fahrt durch die Landschaft kommen wir immer wieder an die verschiedensten Flussszenarien, bis Anni auf einmal eine ganze Herde badender Wasserbüffel entdeckt. Das habe ich tatsächlich auch noch nie gesehen. Natürlich kennt man diese Kolosse, wie sie sich in Schlammlöchern wälzen oder, über und über mit trockenem Schlamm bedeckt, am Straßenrand rumlungern. Aber die hier tauchen richtig unter oder legen den Kopf in den Nacken, sacken unter Wasser, bis nur noch die Nasenlöcher aus dem Wasser schauen. Eine ganze Herde Wasserbüffel steht relativ unbeweglich in irgendeinem Seitenkanal des Mekong und genießt das kühle Wasser in der brütenden Nachmittagshitze. Der badende Büffel als solcher, rückt sozial zusammen, als immer mehr Kollegen auftauchen und auch baden wollen. Doch leichtes Grummeln stellt schon unmissverständlich klar, dass man eigentlich seine erfrischende Badeposition nur ungern verändert. Dabei liegt immer ein leichtes Grunzen in der Luft, doch letztendlich macht dann jeder Platz, sodass am Ende gut 20 Wasserbüffel mit allen Mekongwassern gewaschen sind . . .



Zurück an der Brücke stolpern wir über ein Café mit einer riesigen Siebträgermaschine und beschließen dort einen Kaffeestop einzulegen. Laos ist mein Land, wenn man einen Espresso bestellt und das restliche Glas mit heißer Milch, dann bekommt man das auch - großartig. Vom leckeren Kaffee mal abgesehen, sitzt man dort auch einfach gut, 3 Meter oberhalb des grünlich schimmernden Mekongs. Überhaupt ist entlang der vielen verschiedenen Wasserläufe sehr






unterschiedliche Landschaft. Zum Wasser hin, ist alles tief grün, während die Reisfelder alle knochentrocken sind. Wie wir gehört haben, kommt jetzt die Saison, wo alle Reisfelder abgebrannt werden. Dann wir sich hier aber für etliche Tage der Himmel verdunkeln und wenn man dann hier Urlaub machen will, Prost Mahlzeit! Doch heute scheint die Sonne, weiße Schäfchenwolken eilen am blauen Himmel dahin und wir haben wirkliche eine sehr bezaubernde Radtour. Hoffe die Bergziege wird nicht eifersüchtig, doch in Anbetracht meiner zu klein geratenen Stahlrosinante, muss ich da wohl keine Befürchtung haben.







Wir müssen um halb 5 zurück am Pier sein, da uns dann das Wassertaxi abholt, um uns wieder nach Nakasong zu bringen. Mit der warmen Nachmittagssonne werden die verschiedenen Landschaften des Mekong weicher und die nachlassende Hitze führt allerorts zu erhöhter Aktivität. Hier und da knattert ein Tuktuk vorbei, Kühe kreuzen gemächlich die "Deichstraße" und Musik schallt aus den Hütten einer Siedlung. Dort wird eine Karaokeparty gefeiert. Uns kommt ein Mann entgegen, der auf einer Schubkarre eine Kiste Bier zur Party schiebt. Kinder haben



schulfrei und sind drömmelig auf dem Heimweg, gibt es rechts und links am Rande des Weges doch so viel Spannendes zu entdecken. Aus den Flussniederungen ertönen wieder vermehrt die unvermeidlichen Longtailmotoren, deren Klang hier so charakteristisch ist, wie bei uns der Motor eines alten VW-Käfers. Auf den breiteren Flussabschnitten tauchen viele Wassertaxen auf, die schwankend in den unruhigen Dünung des Hauptstroms, voll beladen mit Mann und Maus auf Don Det zuhalten. Im Inneren der Insel stehen zwischen den Reisfeldern immer wieder kleine Schreine und Stupas. Wer wohlhabend ist, läßt sich nicht lumpen und beginnt mit einer Vergoldung, wer es nicht so Dicke hat, tüncht halt eben nur. Im Licht der Goldenen Stunde




scheint die Zeit stehen zu bleiben. Am Hafen landen nun unaufhörlich Bote, bringen Waren oder Menschen und schon nach kürzester Zeit knattern die Kapitäne mit ihren hölzernen Longtails wieder durch die sonnendurchflutete Inselwelt des Mekongs. Bonne nuit folks!




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2 commentaires


vera.thomas
03 janv.

Eine Radtour! Ich bin begeistert! 🤩

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Marc Luetjens
Marc Luetjens
03 janv.

KI lässt Dr. S... äh In.. wieder ermitteln:

Es war ein heißer, feuchter Tag in Laos. Ingo Paiboun, der pensionierte nationale Gerichtslehrer, saß auf seiner alten, rostigen Stahlrosinante und blickte auf den mächtigen Mekong. Plötzlich bemerkte er etwas Ungewöhnliches - eine Herde Wasserbüffel, die scheinbar unter der Wasseroberfläche tauchten.

"Das ist seltsam", murmelte Ingo vor sich hin. Er nahm seine Lupe und beobachtete genauer. Die Büffel waren nicht nur am Tauchen, sie schienen auch in einer bestimmten Formation zu tauchen, als ob sie von jemandem oder etwas geleitet würden.

Ingo, immer noch neugierig, entschied sich, der Sache auf den Grund zu gehen. Er stieg von seiner Stahlrosinante und schwamm auf den Mekong hinaus. Als er näher kam, bemerkte er, dass…

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