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  • AutorenbildIngo

Austronesisch . . .

01. September 2023 - Lake Toba

KM 4064


Heute haben wir die Insel Samosir umrundet. Naja, eigentlich ist sie gar keinen richtige Insel, denn an einer Stelle, in Pangururan, ist sie noch ein klitzekleines bißchen mit dem „Festland“ verbunden. Das zählt aber nicht. Daneben hat man eine große Brücke über das Wasser gebaut und schon ist die Insel fertig.

Kulturwillig suchen wir nach dem Grab von Raja Sidabutar. Fehlanzeige, es gibt Hinweise, aber nach vielem hin und her, geben wir auf und beginnen die Insel über die Südroute zu umrunden. Also bleibt „Das Grab von Raja Sidabutar“ für uns doch ein bisher unveröffentlichtes Abenteuer von Tim und Struppi.

Der südliche Teil der Insel ist ziemlich menschenleer und gebirgig. Der See liegt auf 900 Meter über N.N., das Inselplateau auf 1100-1200 Meter. Es sind auch nur noch 22,5 Grad, was für uns derzeit Wintertemperaturen bedeutet. Die Bewölkung hängt tief und es herrscht ziemlich starker Westwind, der sehr dunkle Wolken. Die Straße windet sich in kleinen Kurven zum Plateau hoch. Wir passieren einen kleinen Wasserfall und etwa 20 markierte Baustellen ohne Arbeiter, wo unser Fahrstreifen von Erdrutschen weggerissen wurde. Wenn ich sehe, wie die Leitplanken in die Tiefe gedrückt sind, dann waren das bestimmt ziemlich große Findlinge oder sehr große LKWs, die da in die Tiefe gestürzt sind. Vom Plateau aus hat man einen sagenhaften Blick auf den gegenüberliegenden „Kraterrand“. Steil abfallenden Hänge, die an Drachenkrallen erinnern, grün überwuchert, bilden keine Buchten. Während man auf Wasserhöhe noch ein Subtropisches Klima mit ziemlich wilder Vegetation, durchfahren wir in den höheren Lagen jetzt tatsächlich Nadelwälder.


Es gibt ein paar Dörfer, die aber nur aus wenigen Holzhäusern bestehen und auch sonst von nicht wirklich viel Leben künden. Die ersten Regengüssen ziehen über den östlichen See, als wir ganz oben auf dem Plateau angekommen sind. Hier kann man den See eigentlich nur noch rudimentär sehen, denn wir sind von ziemlich viel Wald umgeben.


Dann geht es wieder bergab, in engen Kurven zu einem Dorf, dass Nainggolan heißt. Während auf der östlichen Seite viel Mais angebaut wird, beginnen hier die Reisterrassen, die sich von den höheren Lagen bis an den Rand des Sees hinab ziehen. Da die Reisernte durch ist und noch keine Felder bestellt werden, haben Wasserbüffel, die traditionell zum Pflügen der schlammigen Reisterrassen genutzt werden, Sommerferien. Überall sieht man sie jetzt grasen, am Straßenrand, in den matschigen Terrassen, zwischen den Holzhäusern.

In der südöstlichen „Kurve“ der Insel Samosir hat die Straße wieder Seeniveau erreicht und bietet den Regengüssen aus Westen freie Bahn über uns herzufallen. Also Visier zuklappen und etwas Gas geben. Der meiste Regen fällt vorbei, lautet meine Devise immer! Aber es hilft nichts. Wir werden nass, aber immerhin sind die heftigsten Regengüsse bereits auf die Ostseite der Insel gezogen, sodass wir nur noch die Nachläufer abbekommen. In Pangururan machen wir Pause. Bis Tuktuk sind es jetzt noch 40 Kilometer. Hinter Pangururan reihen sich etliche Batakdörfer aneinander. Bisher haben wir nur einzeln stehende "Büffelhornhäuser" gesehen, doch nun tauchen richtige "Straßenzüge" auf. Ganze Dörfer bestehen aus, sich

gegenüberliegenden, hochgiebeligen Holzbauten, die entlang einer gepflasterten oder betonierten Dorfstraße liegen. Früher mal wurden die Häuser, ähnlich wie bei den Minangkabau, mit den Fasern der Zuckerpalmen gedeckt. Heute verwenden alle Wellblech, was der tropischen Witterung geschuldet immer verrostet daher kommt. Im Hochland um den Toba See leben etwa 5 Millionen Batak. Spannend finde ich, dass sie zu den austronesisch sprechenden Ethnien gehören. Den Begriff austronesisch habe ich erst für einen Witz gehalten, aber tatsächlich hat dieses Wort der österreichische Ethnologe Wilhelm Schmidt (1886-1954) geprägt. Zusammengesetzt aus dem lateinischen Wort auster „Südwind“ und dem griechischen Wort nesos Insel. Die Ausdehnung von Völkern die austronesische Sprachen verwenden, reicht von Madagaskar bis nach Taiwan und zu den Osterinseln. Spannend. Mit unserem „Selamat pagi“ können wir hier morgens nichts reißen, da muss man batakmäßig schon „Horas“ sagen! Wobei

die Batak „Horas“ für so ziemlich alles verwenden. Kompliziert, was? Danke heißt nicht „Trima kasi banyart“ wie im restlichen Indonesien, sondern „Mauliate“ . . . Den Rest konnte ich mir nicht merken. Reicht aber um durchzukommen. Also hier ist alles ein bißchen anders. Man geht davon aus - das ist nur eine These von etlichen — also nicht gesichert, dass die Batak aus Bergregionen Thailands und Myanmars an die Westküste Sumatras gelangten. Andere Thesen, mehr so sprachlich basierte, vertreten, dass die Batak von Taiwan, über die Philippinen nach Java und Sumatra gelangten . . . Um die Batak ranken sich also viele Mythen und Legenden, selbst Marco Polo wollte schon was von Menschenfressern an der Küste Sumatras gehört haben, als er hier durchkam. Was soll ich sagen?Menschen fressen tun hier übrigens nur die Moskitos, wo weit ich unterrichtet bin.

Um 16 Uhr stehen wir in der German Bakery in Tuktuk und erwägen die Ankauf von Baguette und Vollkornbrötchen. German Bakeries sind im Ausland immer enttäuschend, denn man erwartet stets das Hausbrot von Tollkötter und dem ist dann meist nicht so. Aber wir werden sehen. Abendbrot auf dem Balkon mit Blick auf den Toba See. Morgen geht es weiter nach Tanjung Bali. Bonne nuit folks.

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