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AutorenbildIngo

6 Monate unterwegs und der 17.000. Kilometer . . .

19. Januar 2024 - Von Vientiane nach Vang Vieng

KM 17087


Wir folgen natürlich den Tips unseres französischen Laos-Rallye-Sachverständigen und fahren gar nicht erst auf die Landstraße 13 auf. Statt dessen nehmen wir gut asphaltierte Nebenstraßen nach Norden. Es ist schon ziemlich heiß, als wir Vientiane verlassen. Die vergangenen Tage waren es immer angenehme 28-29 Grad, doch heute morgen beginnt die Sonne schon früh damit, die staubigen Straßen Vientianes aufzuheizen. Bis Vang Vieng sind es nur 150 Kilometer, doch das Navi teilt uns schon mit, dass es wohl mindestens 5 Stunden benötigen wird, uns dorthin zu navigieren. Bis Vang Vieng durchfährt man zunächst noch flache Regionen. Da wir jenseits der touristisch ausgelatschten Pfade wandeln, treffen wir auf Laos pur. Kleine Dörfer, die von Reisanbau leben, wo Fahrrad und Roller das Hauptverkehrsmittel sind und Autos eigentlich nur auf der Landstraße vorüberziehen. Die Vegetation ist gemischt, sogar Zuckerpalmen bestimmen wieder manchenorts das Landschaftsbild. Kinder spielen auf der Straße, Mütter tragen Babys, Holz und Einkäufe nach Hause. Holzkohle wird überall



angeboten und auch gekauft. Immer wieder sehen wir Familien, die ihre Einkäufe - großflächig - am Roller befestigt haben und schwer beladen nun heimwärts rollen - Holzkohle ist meist dabei. Wir haben gelesen, dass in Laos noch 8% der Bevölkerung ihren Energiebedarf durch Holzkohle decken. Täglich . . . Ich meine, es ist ja nicht so, dass die Laoten so finnische Verhältnisse hätten, wo die Tannen das ganze Jahr nachwachsen. Der Kontrast zwischen den Villen in Vientiane und den hölzernen Behausungen, die wir hier auf dem Land passieren, ist schon frappierend. Nach 30 Kilometern gibt es kaum noch Verkehr. Die Straße ist gut zu fahren, es gibt nur wenige Schlaglöcher. Das Hochland ist am Horizont omnipräsent und die Straße führt stoisch auf die Berge zu. Mit leichten Hügeln geht es los, dann werden die Täler tiefer und die Straßen kurviger. Dichte Vegetation überzieht die Erhebungen und nimmt uns vielerorts die Sicht. Nicht, dass es irgendwie vergleichbar wäre mit den Regenwäldern Sumatras oder Malaysias, bei Weitem nicht. Doch die Wälder sind dicht zugewachsen und gewährt der Wald mal Einblicke, blockt tiefe Finsternis die Neugierde der Außenwelt ab. Diese Route hat 8



Kilometer Umweg zur Landstraße 13, da wir aber super vorankommen, ist es das alle mal wert. Die 13 soll in Richtung Vang Vieng und Luang Prabang ebenso kraterübersät sein, wie von Paksan nach Vientiane. Natürlich müssen wir noch 80 Kilometer auf der 13 fahren, bis wir Vang Vieng erreichen. Doch vorher, genau, als wir die grünen Wasser des Mekongs erreichen, springt der Tacho der Bergziege auf 79.000 Kilometer, womit wir den 17.000. Kilometer unserer Reise gefahren sind. Außerdem sind wir heute genau 6 Monate unterwegs. Die Stelle am Fluss ist definitiv unseres Kilometerjubliäums würdig. Hohe Kokospalmen säumen das Ufer, das Wasser ist giftgrün und sehr klar. Das der Himmel blau ist, erwähne ich lieber nicht, in Anbetracht der Tatsache, dass es daheim eher grau, feucht uns verschneit ist.



Die Fahrt heute hat wieder den Charme einer Motorradtour. Kurvige Straßen, Bergpanorama, allerhand Kühe und Ziegen blockieren immer wieder spontan die Fahrbahn, kleine Wats, heruntergekommene, wie renovierte, vermüllte Landstriche und sehr gepflegte Felder. Meistens kommt morgens die Sonne noch von vorn, was sehr schön ist, denn im Gegenlicht zeichnen sich die Schlaglöcher ziemlich gut kontrastierend vom Asphalt ab. Ab frühen Mittag steht uns die Sonne jedoch im Rücken und dann wird es sehr anstrengend. Nach 88 Kilometern mündet unsere schöne Überlandroute leider wieder auf die Landstraße 13. Damit beginnt ein wirklich anstrengender Teil der heutigen Etappe. Es ist zwar nicht viel los, doch die Straße ist tatsächlich



eine Katastrophe. Anders kann man das nicht mehr bezeichnen. Man kann gar nicht mehr von Schlaglöchern sprechen, denn die Fahrbahn ist alle 50-100 Meter über die gesamte Breite der Straße gerissen, auf gut einen bis anderthalb Metern Breite. Diese "Risse" sind völlig ausgefahren, meistens bis 20 Zentimeter tief. Heißt alle 50-100 Meter abbremsen und vorsichtig die Gräben durchfahren, wenn man nicht seine Federung Schrotten möchte. Natürlich bestimmen liegengebliebene Laster das Bild am Straßenrand. Zwischendurch hat man einfach Schotter auf die Bahn gekippt und ihn, just eine halbe Stunde, bevor wir diese Stellen passieren, mit heißem Teer übergossen. Die Bergziege sieht wie ein Dalmatiner aus und ich werde definitiv nicht abends vor dem Hotel versuchen, mit Teerlöser die Flecken zu beseitigen. Mehrfach passieren wir den neuen Lao-China Expressway, der von Vientiane nach Boten und weiter nach Kunming in China gehen soll. Erst das Teilstück von der Hauptstadt bis nach Vang Vieng ist fertig. Wir dürfen nicht darauf, Motorräder unter 350ccm sind verboten, doch man läßt



Motorräder generell nicht darauf. Diese Mautstraße gehört übrigens China, Laos besitzt nur 5% an dieser Straße. Und China kassiert auch die gesamte Maut. Im Gespräch mit einem Laoten kam heraus, dass die Menschen das alles nicht gutheißen, besonders scheint es ein offenes Geheimnis zu sein, dass irgendein hochrangiger Politiker ordentlich Geld dafür kassiert hat, dass die Verträge mit China so gelaufen sind. Überhaupt wird hier, besonders in Vientiane laut gemunkelt, dass neue Range Rover eine Form der Bonuszahlung der chinesischen Regierung an laotische Politiker ist. Was soll ich sagen . . . .Wir benötigen für die 80 Kilometer nach Vang Vieng noch 3,5 Stunden. Als wir über die ersten Höhenzüge des Hochlandes hinweg sind,

entschädigen die zerklüfteten Kalkfelsen der Region Vang Vieng für die Strapazen. Immerhin gibt es am Ortseingang 95er Benzin, wir tanken sofort, wer weiß schon, wann man das gute Zeug wieder bekommt. Unser Hotel liegt in unmittelbarer Flussnähe, der am Fuße der



charakteristischen Karstberge entlangfließt. Müde und abgekämpft stiefeln wir in das erste Restaurant mit Bergblick und bestellen Pad Thai und Khao Soi. Nach dieser Reise werde ich wohl nicht mehr ohne das typische Thaigericht Pad Thai leben können, so viel ist mal sicher. Im Lichte der untergehenden Sonne steigen die ersten Heißluftballons in den gelborangenen Himmel. Das Panorama ist atemberaubend. Wie Drachenzähne ragen die karstigen Spitzen der Berge in den Himmel. Natürlich ist Vang Vieng der totale Touristenort. Hier gibt es Höhlen, Höhlen, Höhlen, türkise Flüsse, Kayakpaddelei, Gummireifenschwimmerei, Paragliding, Motorparagliding, Rad- und Rollertouren, Berg-Viewpoints usw. Dementsprechend ist hier viel los. Früher war dies das Kiffer-Packpackerparadies, wie es eigentlich in jedem asiatischen Land eine solche Stadt gibt. Viele Clubs sind geschlossen worden, nachdem die Drogenexzesse überhand genommen haben. Was soviel heißt wie, es hat Drogentote, besoffene Verkehrstote und bekiffte Wasserleichen gegeben. Heute versucht Vang Vieng mehr so den Familien- und



Gruppentourismus in der gehobenen Mittelklasse Chinas und Koreas anzusprechen. Der chinesische Hochgeschwindigkeitszug von der chinesischen Grenze, Boten, nach Vientiane benötigt nur wenige Stunden. Da fallen ein paar Europäer oder Amerikaner nicht ins Gewicht. Wir sind nicht Zielgruppe, dass sind die Chinesen. Die machen alles im Rudel, egal wie billig und kurz die Veranstaltung auch ist. Dennoch ist die Abendstimmung hier wirklich mitreißend. Von einem kleinen Restaurant aus, haben wir einen Blick tief in die Täler, die sich schwarz, schattenrißmäßig gegen die untergehende orangefarbene Sonne abzeichnen. Bonne nuit folks!




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